Zweitmeinung bei Krebs: Kooperation zwischen dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg und Betriebskrankenkassen
Versicherte von teilnehmenden Betriebskrankenkassen (BKK) können nach Krebsdiagnose eine Zweitmeinung am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg in Anspruch nehmen / Vertrag garantiert standardisiertes Verfahren und persönliche Vorstellung in Heidelberg / Kostenübernahme durch die Betriebskrankenkassen vor Therapiebeginn nach Tumorerstdiagnose oder Rückfall
Wenn die Diagnose „Krebs“ lautet, verändert sich schlagartig alles – und oft müssen schnell wichtige medizinische Entscheidungen getroffen werden. Viele Betroffene würden gern eine zweite Meinung zu den Behandlungsoptionen hören, fühlen sich aber unsicher, was den Ablauf und die Kosten eines derartigen Verfahrens angeht. Diese Lücke füllt eine neue Kooperation zwischen dem Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg und der BKK Vertragsarbeitsgemeinschaft (BKK VAG) Baden-Württemberg, die den Versicherten ein geregeltes, schnelles Verfahren und eine Kostenübernahme durch die beteiligten Krankenkassen garantiert. Dieser Vertrag baut auf einer bereits bestehenden gesetzlichen Regelung zu Zweitmeinungen auf und gilt für 57 Betriebskrankenkassen, die Mitglied der BKK VAG Baden-Württemberg sind und rund 5,1 Millionen Versicherte deutschlandweit vertreten. Das NCT Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD) und des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Zur Entscheidungsfindung beitragen, auf neue Wege hinweisen
„Dieser Vertrag ist eine Anerkennung für die hochwertige Arbeit am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen, in dem hervorragende Grundlagenforscher und exzellente Ärzte fachübergreifend zusammenarbeiten“, fasst Irmtraut Gürkan, Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg, zusammen. „Wir hoffen, dass wir die Patienten auf diese Weise frühzeitig bei einer Therapieentscheidung unterstützen können“, ergänzt Prof. Dr. Dirk Jäger, Ärztlicher und Geschäftsführender Direktor am NCT. Der Kooperationsvertrag tritt zum 1.10.2018 in Kraft und hat zum Ziel, dass die Patienten nach Einholen einer Zweitmeinung in Heidelberg wieder wohnortnah von ihren heimischen Ärzten betreut werden – es sei denn, die Betroffenen benötigen eine spezielle Therapie, die nur in Heidelberg angeboten wird, oder es bietet sich im Einzelfall die Teilnahme an einer klinischen Studie an. „Es gibt viele Anbieter von Zweitmeinungen auf dem Markt. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Versicherten von ausgewiesenen Experten untersucht werden, und dass sie die Möglichkeit zu einer persönlichen Vorstellung in Heidelberg haben“, sagt Dagmar Stange-Pfalz, Vorsitzende des Vertragsausschusses der BKK Vertragsarbeitsgemeinschaft Baden-Württemberg und Vorstand der BKK VerbundPlus.
Wie kommt die Zweitmeinung in Heidelberg zustande?
Grundsätzlich gibt es einen gesetzlichen Anspruch auf eine Zweitmeinung bei planbaren Eingriffen und die gesetzlichen Krankenkassen müssen die Kosten dafür übernehmen. Welche Eingriffe konkret zweitmeinungsfähig sind, ist jedoch bisher nicht geregelt. Eine verbindliche Richtlinie wird zurzeit vom Gemeinsamen Bundesausschuss – dem obersten Beschlussgremium der Selbstverwaltung der Ärzte, Krankenkassen und Krankenhäuser in Deutschland – erarbeitet. Die vereinbarte Kooperation zwischen NCT Heidelberg und den teilnehmenden Betriebskrankenkassen ist daher ein Versorgungsplus, das klare Ansprechpartner, einen geregelten Ablauf und Rechtssicherheit für alle Beteiligten schafft. Nach Ausfüllen eines im Patientenzentrum des NCT (Tel. 06221/56-5924, Fax: 06221/56-4757 oder E-Mail: nct.patientenzentrum@med.uni-heidelberg.de) erhältlichen Formulars und Einreichung der Unterlagen am NCT Heidelberg werden die Daten geprüft und es wird mit dem Patienten zeitnah ein Termin zur persönlichen Vorstellung vereinbart. Im Anschluss an die Vorstellung in einer der Spezialsprechstunden wird eine Therapieempfehlung zusätzlich interdisziplinär zwischen Experten der Medizinischen Onkologie, Strahlentherapie, Chirurgie, Pathologie sowie weiteren Spezialisten beraten und dem Patienten im Anschluss auf dem Postweg zugeschickt. In die zweite Beurteilung der Befunde sollten die Patienten möglichst ihre behandelnden Ärzte einbinden. Die Therapieentscheidung liegt final aber bei den Betroffenen. „Unser Ziel ist, dass der Versicherte der Herr des Verfahrens bleibt“, sagt Dagmar Stange-Pfalz von der BKK.
Die BKK Vertragsarbeitsgemeinschaft (BKK VAG) Baden-Württemberg
Die BKK VAG Baden-Württemberg ist ein Zusammenschluss von Betriebskrankenkassen mit dem Ziel, die Interessen im Selektivvertragsbereich zu bündeln und gemeinsam Verträge abzuschließen. Dadurch sollen möglichst viele BKK-Versicherte die Möglichkeit haben, innovative und die Regelversorgung ergänzende Leistungen in Anspruch nehmen zu können.
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg
Das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg, der Medizinischen Fakultät Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe. Ziel des NCT ist es, vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung möglichst schnell in die Klinik zu übertragen und damit den Patienten zugutekommen zu lassen. Dies gilt sowohl für die Diagnose als auch die Behandlung, in der Nachsorge oder der Prävention. Die Tumorambulanz ist das Herzstück des NCT. Hier profitieren die Patienten von einem individuellen Therapieplan, den fachübergreifende Expertenrunden, die sogenannten Tumorboards, zeitnah erstellen. Die Teilnahme an klinischen Studien eröffnet den Zugang zu innovativen Therapien. Das NCT ist somit eine richtungsweisende Plattform zur Übertragung neuer Forschungsergebnisse aus dem Labor in die Klinik. Das NCT kooperiert mit Selbsthilfegruppen und unterstützt diese in ihrer Arbeit.
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.
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