Darmkrebs
Behandlung von Darmkrebs – Darmkrebszentrum vs. nicht zertifiziertes Krankenhaus
Original Titel:
Long-Term Survival of Patients with Colon and Rectum Carcinomas: Is There a Difference Between Cancer Centers and Non-Certified Hospitals?
MedWiss – Nach einer Darmkrebs-Diagnose stehen viele Patienten vor der schwierigen Entscheidung, wo sie sich behandeln lassen sollen. Die vorliegende Studie zeigt, dass die Patienten davon profitieren konnten, wenn sie sich für einer zertifiziertes Darmkrebszentrum statt für eine nicht zertifizierte Klinik entschieden.
Krankenhäuser, die sich auf die Behandlung von Darmkrebs spezialisiert haben und dabei einen hohen Qualitätsstandard erfüllen, können eine Zertifizierung als Darmkrebszentrum beantragen. Um die Anerkennung als zertifiziertes Darmkrebszentrum von der Deutschen Krebsgesellschaft zu erhalten, müssen verschiedene Voraussetzungen erfüllt werden. So sind z. B. die Anzahl der durchgeführten Operationen, Komplikationsraten und Fortbildungsmaßnahmen von Bedeutung. Außerdem müssen alle Patienten nach den aktuellen Leitlinien behandelt werden. Doch wirken sich diese Qualitätsstandards auch auf das Behandlungsergebnis aus? Gibt es entscheidende Unterschiede zwischen zertifizierten und nicht zertifizierten Kliniken hinsichtlich der Lebenszeit der Darmkrebs-Patienten? Oder anders ausgedrückt: Haben Darmkrebs-Patienten einen Vorteil, wenn sie sich in einem Darmkrebszentrum in Behandlung begeben statt in einem nicht zertifizierten Krankenhaus?
Profitieren Darmkrebs-Patienten davon, wenn sie sich in einer zertifizierten Klinik in Behandlung begeben?
Dies untersuchten nun fünf Wissenschaftler aus Regensburg. Hierfür analysierten sie Patientendaten, die in dem klinischen Krebsregister am Tumorzentrum Regensburg verzeichnet wurden. Dieses Krebsregister beinhaltet Daten von etwa 1,1 Millionen Einwohnern der süddeutsche Region Oberpfalz. Unter ihnen waren 4302 Patienten mit Darmkrebs, die sich zwischen 2004 und 2013 einer Darmkrebs-Operation unterzogen hatten. Die Darmkrebs-Patienten wurden in 4 verschieden Gruppen eingeteilt. Zum einen wurden die Behandlungsergebnisse von zertifizierten Kliniken mit denen von nicht zertifizierten Kliniken miteinander verglichen und zum anderen die Ergebnisse, bevor und nachdem das Krankenhaus das Zertifikat erhielt.
Darmkrebs-Patienten hatten einen Überlebensvorteil, wenn sie sich für eine zertifizierte Klinik entschieden
Die Analyse der Patientendaten zeigte, dass die geschätzte 3-Jahres-Überlebensrate bei den Patienten, die die Hilfe von Darmkrebszentren in Anspruch nahmen, mit 71,6 % höher lag als bei den Patienten, die in nicht zertifizierten Krankenhäusern behandelt wurden (63,6 %). Dieser Vorteil der Darmkrebszentren gegenüber den anderen Kliniken war auch dann noch deutlich, wenn mögliche Einflussfaktoren angeglichen wurden. Auch in diesem Fall schien die Behandlung in einem Darmkrebszentrum den Darmkrebs-Patienten einen Überlebensvorteil zu verschaffen. Dabei schien es keine Rolle zu spielen, ob die Klinik bereits ihr Zertifikat erhalten hatte oder noch nicht.
Darmkrebs-Patienten hatten somit hinsichtlich des Überlebens einen Vorteil, wenn sie in einer zertifizierten Klinik statt in einer nicht zertifizierten Klinik behandelt wurden. Dass es keinen messbaren Überlebens-Unterschied machte, ob der Patient vor oder nach der Zertifizierung in der Klinik behandelt wurde, deutet darauf hin, dass die geforderten Qualitätsstandards schon frühzeitig im Klinikalltag integriert wurden.
© Alle Rechte: HealthCom