Erhöhen TNF-Hemmer während der Schwangerschaft das Risiko für Infektionen bei den Neugeborenen?
Original Titel:
Serious infections in rheumatoid arthritis offspring exposed to tumour necrosis factor α inhibitors: cohort study
MedWiss – Die Studie zeigt, dass Kinder von Müttern mit rheumatoider Arthritis, die im Mutterleib TNF-Hemmern ausgesetzt waren, kein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen in den ersten 12 Monaten haben.
Viele Frauen sind verunsichert über die medikamentöse Versorgung während einer Schwangerschaft. Generell spricht nichts gegen eine Schwangerschaft, die medikamentöse Therapie sollte jedoch überdacht werden, um eine bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. Wissenschaftler aus den USA und Kanada untersuchten jetzt das Risiko für schwere Infektionen bei Kindern, die im Mutterleib TNF-Hemmern ausgesetzt waren.
TNF-Hemmer könnten von der Mutter auf das Ungeborene übertragen werden
Die rheumatoide Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung, die Entzündungen hervorruft, die den ganzen Körper beeinträchtigen können. Durch eine Basistherapie kann das Immunsystem so verändert oder unterdrückt werden, dass diese Entzündungen eingedämmt werden. Für die Basistherapie stehen verschiedene konventionelle und neuartige Wirkstoffe zur Verfügung. Zu den konventionellen Wirkstoffen zählen beispielsweise Methotrexat oder Leflunomid. Die neuartigen Biologika werden biotechnologisch hergestellt. Zu ihnen gehören die TNF-Hemmer, die den entzündungsfördernden Botenstoff TNF-α im Körper hemmen. Während beispielsweise Methotrexat mindestens 3 Monate vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden soll, ist bei den Biologika wenig über die Wirkung auf das Ungeborene bekannt. Da der Embryo in der zweiten Schwangerschaftshälfte den Nestschutz, also die Abwehrkräfte der Mutter bekommt, könnten in dieser Zeit auch vermehrt Wirkstoffe wie TNF-Hemmer auf das Kind übergehen und auch hier gegebenenfalls das Immunsystem beeinflussen und unterdrücken. Die Wissenschaftler untersuchten jetzt, ob die Neugeborenen dadurch gegebenenfalls auch ein erhöhtes Risiko für Infektionen haben.
Behandlung der Mutter mit TNF-Hemmern beeinflusst das Infektionsrisiko des Kindes nicht
Die Wissenschaftler verglichen Daten von 2011 bis 2015 von 2989 Kindern von Müttern mit rheumatoider Arthritis und 14596 Kindern von gesunden Müttern. 380 Kinder von Müttern mit rheumatoider Arthritis (12,7 %) waren während der Schwangerschaft TNF-Hemmern ausgesetzt beziehungsweise hatten die Mütter TNF-Hemmer ausgehändigt bekommen. Die Wissenschaftler bestimmten dann, wie viele Kinder in den ersten 12 Monaten nach der Geburt wegen schweren Infektionen ins Krankenhaus eingeliefert worden waren. Bei Kindern von gesunden Müttern betraf dies 1,9 % der Kinder. 2 % der Kinder von Müttern mit rheumatoider Arthritis ohne TNF-Hemmer und 3,2 % der Kinder von Müttern mit rheumatoider Arthritis mit TNF-Hemmern mussten wegen schweren Infektionen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die statistische Auswertung ergab kein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen für Kindern, die in der Schwangerschaft TNF-Hemmern ausgesetzt waren.
Die Studie zeigt, dass Kinder von Müttern mit rheumatoider Arthritis, die im Mutterleib TNF-Hemmern ausgesetzt waren, kein erhöhtes Risiko für schwere Infektionen in den ersten 12 Monaten haben. Eine Studie von Clowse und Kollegen, 2018 in der Fachzeitschrift Arthritis & Rheumatology veröffentlicht, zeigte bereits, dass der TNF-Hemmer Certolizumab das Kind im Mutterleib nicht schädigt. Weitere Studien sind sicherlich notwendig, um die Wirkung der TNF-Hemmer weiter zu untersuchen. Die Herstellerfirmen empfehlen die Einnahme während und auch in den Monaten vor einer Schwangerschaft erst einmal nicht.
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