Früherkennung von Vorhofflimmern durch 10-Tage-Langzeit-EKG deutlich verbessert
UKL-Kardiologe Wachter stellt Ergebnisse seiner Arbeit auf Weltkongress in Kanada vor
Leipzig. Die Früherkennung von Vorhofflimmern bei Schlaganfallpatienten verbessert sich in erheblicher Weise, wird bei diesen Patienten mehrfach ein zehntägiges Langzeit-EKG durchgeführt. Das ist das Ergebnis einer dreijährigen Studie, die von Prof. Rolf Wachter, Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Kardiologie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL), geleitet wurde. Die Entdeckung des Vorhofflimmerns führt nicht nur zur Änderung der Therapie, sondern verhindert möglicherweise sogar einen erneuten Schlaganfall.
Vorhofflimmern gilt als häufigste Rhythmusstörung des Herzens. Bei dieser Erkrankung wird der Herzrhythmus nicht mehr vom normalen Taktgeber, dem Sinusknoten, übernommen, sondern von schnellen Impulsen aus dem Herzvorhof. Allerdings fehlt dann das übliche Zusammenziehen des Herzvorhofs (Kontraktion), weshalb sich Blutgerinnsel im Herzen bilden können, die zum Schlaganfall führen. Vorhofflimmern ist deshalb ein Risikofaktor für die Entwicklung von Schlaganfällen.
Für die Studie von Prof. Wachter waren 400 Patienten, die bereits einen Schlaganfall erlitten hatten, nach dem Zufallsprinzip zwei „Armen“ zugeordnet worden. Im Standardarm erfolgte die Behandlung auf üblichem Wege, das heißt drei Tage Herz-Rhythmus-Überwachung und ein Langzeit-EKG über 24 Stunden. Die Probanden des zweiten Arms hingegen erhielten ein Langzeit-EKG über zehn Tage, welches nach drei und nach sechs Monaten wiederholt wurde.
„Die entscheidende Frage lautete: Gelingt es mit dem mehrtägigen Langzeit-EKG mehr Patienten mit Vorhofflimmern zu identifizieren als üblich?“, umreißt Prof. Wachter die Ausgangslage. Werde ein solches Flimmern festgestellt, so der UKL-Kardiologe, ändere sich ja auch die Therapie, der Patient benötige ein blutverdünnendes Medikament, ohne Flimmern genüge Aspirin.
Wachter, der 2017 vom Uniklinikum Göttingen ans UKL wechselte, begleitete als Studienleiter beide Gruppen über drei Jahre hinweg. Die ersten Ergebnisse nach nun erfolgter Auswertung erfreuten den Herzspezialisten: „Was wir im Langzeit-EKG-Arm in den ersten drei Monaten fanden, ist ungefähr so viel wie nach drei Jahren auf konventionellem Weg, so dass man die Erstdiagnose ‚Herz-Rhythmus-Störung‘ um fast drei Jahre nach vorn schieben kann“, betont er. Ob damit Schlaganfälle verhindert werden können, lässt sich so allerdings nicht sagen, dafür war die Studie zu klein. Jedoch: „Die Tendenz geht in die richtige Richtung“, sagt der Experte, „Weniger Patienten des Langzeit-EKG-Arms erlitten einen weiteren Schlaganfall als solche des Standardarms.“
Eine neue, größere Studie ist auch bereits geplant – dann mit Beteiligung von 50 neurologischen Kliniken in ganz Deutschland und über 5000 Patienten. Die Studienleitung wird ein weiteres Mal Prof. Wachter innehaben. „Dann wollen wir zeigen, dass mit dieser Methode auch Schlaganfälle verhindert werden können“, erläutert er eines der Ziele.
Die Ergebnisse seiner Studie durfte der Herzspezialist vom UKL in dieser Woche nun sogar vor Experten aus der ganzen Welt auf der Eröffnungssitzung des „11. World Stroke Congress“ im kanadischen Montreal vorstellen. „Das ist eine große Ehre für mich“, sagt Prof. Rolf Wachter.