Pflanzliche Abhilfe als Alternative bei der Therapie von Mundschleimhautentzündung nach Chemotherapie

Original Titel:
Efficacy of Plantago major, chlorhexidine 0.12% and sodium bicarbonate 5% solution in the treatment of oral mucositis in cancer patients with solid tumour: A feasibility randomised triple-blind phase III clinical trial.

MedWiss – Zusammengefasst heilte die Mundschleimhautentzündung infolge einer Chemotherapie scheinbar schneller mit einer Natron-Mundspülung ab als mit Chlorhexidin oder Breitwegerich. Jedoch war der Unterschied nicht statistisch haltbar – alle drei Spülungen boten also eine gute Unterstützung zur Heilung der Mundschleimhaut. Traditionelle Pflanzenextrakte wie der Breitwegerich (Plantago major) könnten demnach als mögliche Behandlungsalternativen bei Mundschleimhautentzündung angedacht werden.


Eine der häufigsten Nebenwirkungen einer Chemo- oder Radiotherapie zur Behandlung von Krebserkrankungen ist die Mundschleimhautentzündung, auch Mukositis genannt. Traditionelle Heilmittel könnten bei solchen Komplikationen möglicherweise einen wertvollen Beitrag leisten. Ziel dieser Untersuchung war es, die Wirksamkeit des Breitwegerichs (Plantago major) im Vergleich zu Mundspülungen mit entweder Chlorhexidin (0,12 %) oder Natriumbikarbonat (Natron, 5 %) zur symptomatischen Behandlung von Mundschleimhautentzündung zu ermitteln. Dabei wurden Tumor-Patienten untersucht und behandelt, deren Mundschleimhaut infolge einer Chemotherapie angegriffen war.

Mundschleimhautentzündung nach Chemotherapie: klassisch oder alternativ behandeln?

Pflanzen aus der Familie der Wegeriche wachsen so gut wie überall. Sie haben auch vielseitige Wirkung, was sie zu häufig in traditioneller Medizin verwandten Zutaten macht. Der Breitwegerich (Plantago major) gilt vor allem bei der Wundheilung als wertvoll, was inzwischen auch mehrfach tierexperimentell demonstriert werden konnte (Kurt et al. 2018, Biotechnic & Histochemistry). Die Autoren schreiben dies den vielseitigen anti-inflammatorischen (gegen Entzündungen), anti-bakteriellen, anti-fungalen (gegen Pilze), anti-oxidanten, anti-ulcerativen (gegen Geschwürbildung), analgesischen (schmerzlindernd) und immunmodulatorischen Eigenschaften des Pflanzenexktrakts zu. Manche dieser Wirkungen kennt man in Zentraleuropa auch: traditionell wird der Verwandte des Breitwegerichs, der Spitzwegerich, zur effektiven Linderung von Schmerz und Juckreiz auf Insektenstiche und von Brennesseln gereizte Haut zerrieben.

Traditionelle Wundheilung mit Wegerich-Pflanzen

In dieser kontrollierten Multizentrenstudie, die randomisiert durchgeführt wurde, wurden 45 Tumorpatienten mit Mundschleimhautentzündung (Grad II-III) untersucht. Mit Grad I wird eine reine Rötung der Mundschleimhaut bezeichnet, liegen kleinere wunde Stellen, teils mit Belag, vor, spricht man von Grad II. Bei großflächigen Wunden mit Belag ordnet man die Entzündung in den Grad III ein. Bei Blutungen der Mundschleimhaut liegt eine Mukositis Grad IV vor. Die Teilnehmer wurden zufällig einer der drei Behandlungen mit Mundspülungen (mit Breitwegerich-Extrakt, Chlorhexidin oder Natron) zugeordnet. Ermittelt wurde schließlich der Schweregrad der Schleimhautentzündung, die Schmerzintensität und wie voll der Mund genommen werden konnte: diese ‚orale Aufnahmemenge‘ zeigt an, wie empfindlich die Mundhöhle auf Nahrung reagiert. Um die allgemeine Belastung abzuschätzen, ermittelten die Forscher auch die Lebensqualität der Betroffenen. Alter, Geschlecht und ähnliche Faktoren der Lebensumstände sowie Blutwerte und die Art und Dosis der Chemotherapeutika wurde in die Analyse der Ergebnisse mit einbezogen.

Kontrollierte, randomisierte Studie zum Vergleich Breitwegerich und klassischer Behandlung

Von 50 in die Studie aufgenommenen Patienten erreichten 68 % (34 Patienten) eine komplette Abheilung der Mundschleimhaut (Grad 0). Patienten, die ihren Mund mit Natron spülten, heilten im Mittel innerhalb von 5 Tagen. Mit Chlorhexidin dauerte der Heilungsprozess dagegen etwa 7 Tage, ebenso lange dauerte es auch mit dem Breitwegerich-Extrakt. Dieser Unterschied in der Heilungsdauer war allerdings nicht statistisch signifikant – ein klarer Unterschied konnte demnach nicht gefunden werden. Die Schmerzen der Teilnehmer klangen innerhalb von 14 Tagen ab. Die Schmerzstärke unterschied sich dabei ebenfalls nicht zwischen den drei Behandlungsgruppen.

Pflanzenextrakt und ‚klassische‘ Mundspülungen vergleichbar wirksam

Zusammengefasst heilte die Mundschleimhautentzündung infolge einer Chemotherapie scheinbar schneller mit einer Natron-Mundspülung ab als mit Chlorhexidin oder Breitwegerich. Jedoch war der Unterschied nicht statistisch haltbar – alle drei Spülungen boten also eine gute Unterstützung zur Heilung der Mundschleimhaut. Traditionelle Pflanzenextrakte wie der Breitwegerich (Plantago major) könnten demnach als mögliche Behandlungsalternativen bei Mundschleimhautentzündung angedacht werden.

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