RE-DEFINE: Präventive psychosoziale Interventionen für Flüchtlinge
Rekrutierungsstart in Ulm für EU-geförderte Studie
Viele Menschen mit Fluchterfahrungen leiden unter großen seelischen Belastungen. Um diese aufzufangen und psychischen Erkrankungen vorzubeugen, haben neun Institutionen sowie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Projekt RE-DEFINE gestartet. Die von der EU geförderte Studie überprüft die Wirksamkeit und Kosteneffektivität eines von der WHO entwickelten Stressmanagementprogramms bei Asylbewerber*innen und Flüchtlingen. Sie wird in fünf europäischen Staaten und der Türkei durchgeführt, unter anderem auch an der Universität Ulm, wo die Forscher*innen jetzt zur Teilnahme an der Studie einladen.
„Wir würden uns freuen, wenn möglichst viele syrische Asylbewerberinnen und Asylbewerber sowie Flüchtlinge unsere Einladung annehmen, sich an der Studie zu beteiligen“, sagt Dr. Markus Kösters, Diplom-Psychologe an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II des Universitätsklinikums Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg und Leiter des deutschen Studienzentrums an der Universität Ulm. „Die Studienteilnehmenden erlernen in Gruppen unter anderem praktische Fertigkeiten, um besser mit psychischem Stress umzugehen.“ Interessierte können in Ulm, Günzburg sowie Freising teilnehmen.
Das in der Studie zum Einsatz kommende Self Help Plus (SH+)-Programm wurde von der WHO entwickelt. Es basiert auf der Acceptance-and-Commitment-Therapie, einer Form der Psychotherapie, in der die Patient*innen unter anderem Strategien zur Akzeptanz, Achtsamkeit und Verhaltensänderung erlernen. Dementsprechend vermittelt das Programm SH+ den Teilnehmenden in Gruppen Kenntnisse und praktische Fähigkeiten, die helfen sollen, mit psychischen Belastungen zurechtzukommen und schwierige Situationen und Herausforderungen in ihrem Leben zu bewältigen. SH+ wurde insbesondere für Menschen entwickelt, die großen psychischen Belastungen ausgesetzt sind und in Regionen leben, in denen viele Menschen Unterstützung brauchen oder in denen es schwer ist, psychologische Behandlungen anzubieten. Deshalb wird SH+ an einer Population mit Fluchterfahrung durchgeführt und evaluiert. Neben Deutschland wird die erste Studie des Projekts auch in Italien, Finnland, Österreich und Großbritannien durchgeführt, eine zweite Studie wird in der Türkei realisiert.
Über das Projekt RE-DEFINE
Das Projekt „Refugee Emergency: DEFining and Implementing Novel Evidence-based psychosocial interventions” (RE-DEFINE) beschäftigt sich mit der Definition und Umsetzung neuer evidenzbasierter psychosozialer Interventionen für Flüchtlinge. Das von der Universität Verona geleitete Projekt untersucht von 2018 bis 2020 den Einsatz des von der WHO entwickelten Self Help Plus (SH+)-Programms bei Flüchtlingen und Asylbewerber*innen. Das Gesamtvolumen der Förderung durch das EU-Forschungsrahmenprogramm Horizon 2020 beträgt 2.915.526 €, davon 290.750 € für die Universität Ulm.
http://re-defineproject.eu/
Weitere Informationen
Bei Interesse an der Studie oder einer Studienteilnahme wenden Sie sich bitte per E-Mail an redefine@uni-ulm.de oder telefonisch an Dr. Markus Kösters, 08221-96-29209), Thomas Klein (08221-96-2865) für den Standort Ulm/Günzburg oder Beatriz Lloret (0151/17592726) für den Standort Freising.
RE-DEFINE wird durch das European Union’s Horizon 2020 Research and Innovation programme unter dem Grant Agreement No 779255 gefördert. Die zum Ausdruck gebrachten Standpunkte sind ausschließlich die der Verfasser*innen. Die Europäische Kommission trägt keinerlei Verantwortung für jegliche Verwendung der angeführten Informationen.