Krankenhausaufenthalte von Menschen mit Demenz verringern
Neues Forschungsprojekt untersucht Situation in ambulant betreuten Demenz-Wohngemeinschaften
Menschen mit Demenz in ambulant betreuten Wohngemeinschaften sollen seltener ins Krankenhaus eingewiesen werden. Das ist Ziel eines Forschungsprojektes der Universität Bremen und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), das im März 2019 beginnt. Einbezogen werden Demenz-Wohngemeinschaften in Bayern, Berlin, Bremen und Hamburg. In Erlangen verantwortet das Projekt Prof. Dr. Elmar Gräßel, Leiter des Zentrums für Medizinische Versorgungsforschung der Psychiatrischen und Psychotherapeutischen Klink (Direktor: Prof. Dr. Johannes Kornhuber) des Universitätsklinikums Erlangen.
Der Gemeinsame Bundesausschuss, das oberste Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland, fördert das praxisorientierte Forschungsvorhaben mit 1,3 Millionen Euro. Das Geld kommt aus dem Innovationsfonds für Versorgungsforschung.
Fokus auf Wohngemeinschaften
Ambulant betreute Wohngemeinschaften sind eine Wohnform für Menschen, auch mit Demenz, die in ihrer angestammten Häuslichkeit nicht mehr angemessen versorgt werden können, aber nicht in einem Pflegeheim leben möchten. Bewohnerinnen und Bewohner einer Demenz-Wohngemeinschaft werden durch professionelles Pflegepersonal betreut – gleichzeitig bleiben Angehörige eng eingebunden. Durch gemeinsame Alltagsaktivitäten kann eine familiäre Atmosphäre entstehen, die Möglichkeiten zu sozialer Teilhabe bietet.
Erhöhtes Risiko
Dennoch haben Menschen mit Demenz ein erhöhtes Risiko für stationäre Krankenhausaufenthalte, die für sie oftmals besonders krisenhafte Belastungen mit starker Einschränkung der Lebensqualität darstellen. Sie gehen häufig mit gesundheitlichen Verschlechterungen einher. Zudem steigt das Risiko, danach noch stärker hilfe- und pflegebedürftig zu werden. Im Projekt sollen geeignete Maßnahmen angewandt werden, um die Lebensqualität zu verbessern, herausfordernde Verhaltensweisen wie beispielsweise Unruhe zu verringern, das Sturzrisiko zu senken und kognitive Fähigkeiten zu stabilisieren.
„Mehr Lebensqualität“
Um dieses Ziel zu erreichen, setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Team von Prof. Dr. Elmar Gräßel (Universitätsklinikum Erlangen) und Prof. Dr. Karin Wolf-Ostermann (Universität Bremen) auf Schulung des Pflegepersonals, frühzeitigen Einbezug der zuständigen Haus- und Fachärzte sowie spezielle Therapien, bei denen motorische und kognitive Fähigkeiten gezielt trainiert werden. „Von den Ergebnissen unseres Forschungsprojektes können alle profitieren: die Menschen mit Demenz durch weniger Krankenhausaufenthalte und mehr Lebensqualität, was wiederum auch die Angehörigen entlastet, die Pflegefachkräfte durch verbesserte Abläufe sowie die Demenz-Wohngemeinschaften selbst durch die Erweiterung um ein innovatives Angebot“, so die Überzeugung der Projektverantwortlichen. (Quelle: uni | mediendienst | forschung Nr. 87/2018)