Julia Klöckner: „Antibiotikaresistenzen machen nicht an Ländergrenzen halt – wir müssen international dagegen vorgehen“
Ministerin stellt die erfolgreiche Deutsche Resistenzstrategie in Marrakesch vor
Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, nimmt heute in Marrakesch, Marokko, an der zweiten internationalen Konferenz der Weltorganisation für Tiergesundheit OIE zu Antibiotikaresistenzen teil. Bereits beim G-20-Agrarministertreffen im Juli dieses Jahres hatte Klöckner für ein gemeinsames globales Vorgehen sowie eine deutliche Beschränkung beim Einsatz für Antibiotika in der Tierhaltung geworben, wozu sich die Teilnehmer des Treffens bekannt hatten.
Dazu erklärt Julia Klöckner: „Durch Antibiotika haben viele Krankheiten ihren Schrecken verloren, doch viele Mittel wirken mittlerweile nicht mehr, Bakterien entwickeln zunehmend Resistenzen. Im schlimmsten Fall macht das eine Behandlung der Krankheit bei Mensch wie Tier unmöglich, viele resistente Erreger können zum Tod führen. Antiobiotikaresistenzen sind ein sektorübergreifendes globales Problem, dem wir aktiv begegnen müssen – für die Bundesregierung hat das hohe Priorität. Ob Human- oder Tiermedizin, jeder Sektor muss je nach spezifischen lokalen und nationalen Gegebenheiten passende Maßnahmen ergreifen.
Unsere Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie, entwickelt auch auf Bestreben meines Ministeriums, fußt dabei auf vier Säulen: Resistenzentwicklung beobachten, Antibiotikamengen erfassen, Antibiotikaeinsatz minimieren, strenge Vorschriften zum Einsatz kritischer Antibiotika bei Tieren. Damit konnten wir konkrete Erfolge erzielen: Im ,grünen‘ Sektor sind die Antibiotikaabgabemengen in den vergangenen Jahren um 57 Prozent gesunken, auch die Resistenzraten sind in vielen Bereichen rückläufig.
Ein solcher Prozess läuft nicht ohne Hürden und Herausforderungen ab. Umso mehr will ich mit unserem Beispiel Mut machen – vor allem denjenigen Ländern, die noch nicht so weit sind. Gleichzeitig wollen wir den eingeschlagenen Weg weitergehen und Maßnahmen auch international umsetzen. Mit meinen Ministerkollegen hatte ich auf dem G-20-Treffen im Sommer hierzu konkret bereits vereinbart, dass Antibiotika nur zu therapeutischen, kurativen Zwecken und nicht präventiv oder zur Wachstumsförderung eingesetzt werden darf.“
Eine enge Zusammenarbeit in diesem Feld, so die Ministerin weiter, fördere die Lebensmittelsicherheit sowie die Produktion qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel, die EU-Standards entsprächen. Das mache den Export nach Europa und allgemein den reibungslosen Handel mit tierischen Produkten unter Einhaltung der veterinärrechtlichen Vorgaben überhaupt erst möglich.
Hintergrund
Die OIE wurde 1924 unter dem Namen „Office Internationale d‘Epizootie“ (Internationales Tierseuchenamt) auf der Basis eines internationalen Abkommens gegründet und ist damit älter als die UN. 2003 wurde die Organisation unter Beibehaltung des Acronyms „OIE“ in „Weltorganisation für Tiergesundheit“ umbenannt, Ihr kommt mit derzeit 182 Mitgliedsländern die weltweite Führungsrolle in Angelegenheiten von Tiergesundheit und Tierschutz zu.
Zur Konferenz: Um die bereits in vielen Ländern entwickelten Ansätze zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen weiter zu stärken und auszubauen, bringt die zweite globale OIE-Konferenz Experten, betroffene Berufsgruppen, Politiker, internationale Organisationen und Geldgeber zusammen. Die Kenntnisse über die aktuelle Situation in Bezug auf Antibiotikaresistenzen bei Tieren und das gegenseitige Verständnis sollen so gefördert, und Empfehlungen für die zukünftige nachhaltige Kontrolle von Antibiotikaresistenzen entwickelt werden.
Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie (DART) 2020: Seit dem Jahr 2015 – also seit auch WHO, OIE und FAO ihr Engagement in einer gemeinsamen Strategie gebündelt haben – läuft in Deutschland bereits die Nachfolgestrategie unter dem Namen Dart 2020.