Colitis ulcerosa
Blutarmut bei chronischen Darmentzündungen – Eiseninfusionen führen nur selten zu schwerwiegenden Nebenwirkungen
Original Titel:
Adverse Reactions After Intravenous Iron Infusion Among Inflammatory Bowel Disease Patients in the United States, 2010-2014
MedWiss – Wenn Eisen direkt in die Blutbahn gegeben wird, werden häufig schwerwiegende Nebenwirkungen wie z. B. ein anaphylaktischer Schock befürchtet. Forscher zeigten, dass diese Nebenwirkungen jedoch nur äußerst selten auftraten. Die Autoren empfehlen auf Grundlage dieser Ergebnisse, bei der Behandlung von Blutarmut durch Eisenmangel nicht vor einer Eiseninfusion zurückzuschrecken.
Viele Patienten mit einer chronischen Darmerkrankung leiden unter Blutarmut. Am häufigsten ist ein Eisenmangel für diese verantwortlich. Eisen wird im Darm über die Darmschleimhäute aufgenommen. Da bei Patienten mit chronischen Darmentzündungen die Darmschleimhäute geschädigt sind, kann die Nährstoffaufnahme und somit auch die Eisenaufnahme gestört sein. Für die Behandlung der Blutarmut aufgrund von Eisenmangel gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ist der Eisenmangel gering und befindet sich der Patient derzeit in einer Ruhephase der Erkrankung, kann ein Versuch mit Eisen zum Schlucken gestartet werden. Bei einem stärkeren Eisenmangel und bei starken Entzündungen reicht diese Darreichungsform jedoch oftmals nicht aus und es wird empfohlen, das Eisen direkt in die Blutbahn zu geben. Viele scheuen diese Form der Eisen-Gabe, da sie zu schweren Überempfindlichkeitsreaktionen führen kann. Doch ist das gerechtfertigt? Wie oft kommt es bei der Infusion von Eisen tatsächlich zu schwerwiegenden Nebenwirkungen?
Wissenschaftler untersuchten die Häufigkeit von schwerwiegenden Nebenwirkungen bei Eiseninfusionen
Dies untersuchte ein Forscherteam aus den USA. Hierzu werteten sie die Daten von 6151 Patienten mit einer chronischen Darmentzündung aus. 38,4 % von ihnen litten unter Colitis ulcerosa, während die anderen 61,6 % an Morbus Crohn erkrankt waren. Die Patienten bekamen insgesamt 37168 Eiseninfusionen. Bei den Eiseninfusionen kamen die Eisenpräparate Ferumoxytol, Eisendextrane, Eisengluconat, Eisensaccharose und Eisencarboxymaltose zum Einsatz. Die Wissenschaftler untersuchten, wie häufig es zu einem anaphylaktischen Schock (schwerste Form der allergischen Reaktion), Bronchospasmus (Verengung der Atemwege durch Verkrampfung) und zu niedrigem Blutdruck kam. Aus ihren Daten berechneten sie, wie häufig diese Nebenwirkungen bei 1000 Infusion innerhalb von 7 Tagen auftraten.
Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nur selten auf
Die Analyse der Daten zeigte, dass es nur äußert selten zu den erwähnten Nebenwirkungen kam. Nur 1,3 % der Patienten waren von solchen betroffen. Wurden die verschiedenen Eisenpräparate getrennt voneinander betrachtet, fiel auf, dass Ferumoxytol am häufigsten (2,54 Fälle bei 1000 Infusionen) zu den schwerwiegenden Nebenwirkungen führte, gefolgt von Eisengluconat (1,85 Fälle bei 1000 Infusionen), Eisensaccharose (1,74 Fälle bei 1000 Infusionen) und Eisendextrane (0,96 Fälle bei 1000 Infusionen). Insgesamt kam es bei 1000 Eiseninfusionen nur zu 0,24 anaphylaktischen Schocks. Das bedeutet, dass dieses dramatische Ereignis nur einmal bei etwa 4000 Infusionen auftrat.
Insgesamt waren somit 1,3 % der Patienten mit einer chronischen Darmentzündung, die eine Eiseninfusion aufgrund von Blutarmut erhielten, von Nebenwirkungen betroffen. Die Eiseninfusionen scheinen somit seltener zu Nebenwirkungen zu führen, als allgemein befürchtet. Die Autoren der Studie raten, dass Ärzte nicht davor zurückschrecken sollten, Patienten mit einer chronischen Darmentzündung und Blutarmut Eisen direkt ins Blut zu geben, wie es von der Leitlinie bei starkem Eisenmangel und während eines Krankheitsschubes empfohlen wird. In einer erst kürzlich erschienenen Studie berichteten Wissenschaftler, dass die Eisenpräparate der neuen Generation Eisensaccharose und Eisencarboxymaltose auch bei Kinder sicher und wirksam sind (Studie von Papadopoulos und Kollegen, 2018 in der medizinischen Fachzeitschrift British journal of clinical pharmacology veröffentlicht). Hierbei handelte es sich jedoch um eine kleine Studie, deren Ergebnisse noch durch größer angelegte Studien bestätigt werden sollten.
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