Jedes 10. Kind eine Frühgeburt – Tendenz steigend

Universitätsklinikum Bonn lädt anlässlich des Weltfrühgeborenentages am 17. November zu einem Symposium auf den Venusberg ein

In Deutschland kommt jedes 10. Kind vor der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt. Über 10.000 werden als extreme Frühgeburt mit unter 1500 Gramm Geburtsgewicht geboren. Die Tendenz ist steigend. Ursächlich hierfür sind unter anderem Infektionen, Bluthochdruck und Schwangerschaftsdiabetes der Mutter. Rund 600 Früh- und kranke Neugeborene werden jedes Jahr am Universitätsklinikum Bonn betreut. Darunter sind etwa 100 Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm.

Der Behandlungserfolg der frühgeborenen Kinder hängt ganz entscheidend von der Behandlung und Pflege in spezialisierten Zentren ab. „Die medizinischen Fortschritte der vergangenen Jahre ermöglichen es heute, dass immer mehr Frühgeborene den schwierigen Start ins Leben gut überstehen“, erklärt Prof. Dr. Andreas Müller, Leiter der Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin.

Frühgeborene brauchen gute Pflege

Um Kinder an der Grenze zur Lebensfähigkeit adäquat versorgen zu können, ist es erforderlich, dass rund um die Uhr eine Pflegekraft ausschließlich für einen Patienten zuständig ist. Dieser geforderte Stellenschlüssel ist in Zeiten des bundesweiten Pflegenotstandes eine große Herausforderung für die Frühgeborenenmedizin. „Um Versorgungsengpässe gar nicht erst entstehen zu lassen, muss sich im Bereich der Pflege dringend etwas tun. Eine gerechte Bezahlung, verbesserte Arbeitsbedingungen mit attraktiveren Arbeitszeitmodellen und Aufstiegsmöglichkeiten können nur der Anfang sein, um den Mangel an spezialisierten Pflegekräften aufzuhalten“, so Müller.

„Eltern sind keine Besucher – sondern wichtige Partner des Behandlungsteams“

Für die Eltern eines Frühgeborenen ist dessen intensivmedizinische Versorgung eine große Belastung. Die Ängste und die eigene Hilflosigkeit werden von Eltern während des langen Intensivaufenthaltes als sehr traumatisch erlebt. Durch den frühzeitigen direkten Haut-zu-Haut-Kontakt durch die Känguru-Methode wird die Eltern-Kind-Beziehung und die psychosoziale Entwicklung des Frühgeborenen gefördert. Die enge Einbindung der Eltern in die Behandlung, durch gemeinsame Visiten und regelmäßige Gespräche über den Zustand des Kindes, ist ein wichtiger Bestandteil in der modernen Frühgeborenenmedizin. „Eltern und Geschwister sind keine Besucher, sondern wichtige Partner des Behandlungsteams“, so Müller. Die früher üblichen eingeschränkten Besuchszeiten auf der Frühgeborenenstation wurden in Bonn schon lange abgeschafft. Die Eltern haben jederzeit Zutritt zu den Kinderintensivstationen und werden frühzeitig in die Versorgung und Pflege ihrer Kinder eingebunden. „Wir freuen uns auf das nächste Jahr, so Müller. Dann wird das neue Eltern-Kind-Zentrum (ELKI) auf dem Venusberg eröffnet. „Dies wird viele neue Möglichkeiten eröffnen, so auch die Aufnahme der Eltern gemeinsam mit ihren Kindern auf der Intensivstation. Außerdem werden Rückzugsräume für die Eltern geschaffen, um ihnen Auszeiten von dem belastenden Intensivaufenthalt zu ermöglichen“, freut sich Müller.

Anlässlich des Weltfrühgeborenentages am 17. November veranstaltet das Perinatalzentrum am Universitätsklinikum Bonn das Symposium rund um die Frühgeborenenmedizin. Neben aktuellen Forschungsergebnissen und neuen Behandlungsmethoden steht die psychosoziale Förderung von Frühgeborenen im Mittelpunkt der Veranstaltung.

Das Perinatalzentrum am Universitätsklinikum Bonn lädt Betroffene, Ärzte, Pflegende und Interessierte ein:

4. Symposium „Zu früh im Leben“
Samstag, 17. November
von 9.30 bis 15.30 Uhr

Die kostenlose Veranstaltung findet im Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums, Sigmund-Freud-Straße 25, auf dem Venusberg statt.

Das vollständige Programm gibt es unter:
http://www.neonatologie-bonn.de/aktuelles/

Bilder:
Der Abdruck im Zusammenhang mit der Nachricht ist kostenlos, dabei ist der angegebene Bildautor zu nennen.
Weltfrühgeborenentag in Bonn:
Das Universitätsklinikum veranstaltet das Symposium „Zu früh im Leben“.
© Foto: Katharina Bremer/UKB
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