Neue Erkenntnisse zur akuten myeloischen Leukämie
Wissenschaftler des Instituts für Experimentelle Innere Medizin der Otto-von-Guericke-Universität haben Zielstrukturen im nicht kanonischen NF-kB Signalweg identifiziert, die eine Option für neuartige Therapiestrategien zur Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML) darstellen und die Ergebnisse in der November-Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Leukemia (Vol. 32:2498-2501, 2018) veröffentlicht. In Deutschland erkranken pro Jahr rund 13.700 Menschen an Leukämie. Grundsätzlich wird zwischen akuten und chronischen Krankheitsverläufen, sowie zwischen lymphatischen und myeloischen Leukämien unterschieden. Akute Leukämien sind lebensbedrohliche Erkrankungen, die unbehandelt innerhalb weniger Wochen und Monate zum Tode führen können. Die AML ist die am häufigsten vorkommende akute Leukämieart und tritt besonders bei älteren Patienten über 70 Jahre auf. Während jüngere Patienten von einer Therapie profitieren, sind die Heilungsprognosen der älteren Patienten schlecht.
Die Arbeitsgruppe um Institutsdirektor Prof. Michael Naumann konnte erstmalig zeigen, dass myeloische Zellen mit genetischen Veränderungen, die das Mixed lineage leukemia gene-1 (MLL1) betreffen, eine konstitutive Aktivität des nicht kanonischen NF-kB Signalweges aufweisen. Genetische Veränderungen des MLL1-Gens treten bei etwa 7 % aller AML-Patienten auf. Wesentlicher Befund der Forschungsergebnisse ist die Beobachtung, dass durch ausschalten des nicht-kanonischen NF-kB Signalweges in Kombination mit in der Klinik gängigen Chemotherapeutika (Daunorubicin oder Cytarabin) Zellen mit dem MLL1 Gendefekt verstärkt absterben. In der Veröffentlichung werden zwei Zielstrukturen innerhalb des nicht kanonischen NF-kB Signalweges beschrieben, die mögliche Angriffspunkte für neue Therapeutika darstellen, berichtet Prof. Naumann, Koordinator des Verbundprojektes „AML – Identifizierung neuer Zielmoleküle für die klinische Therapie der akuten myeloischen Leukämie, das von 2014-2017 durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wurde.
Text: Luise Ballerstädt, Prof. Michael Naumann
Originalpublikation: https://www.nature.com/articles/s41375-018-0128-7