Prostatakrebs

Ältere Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs – Ist eine lokale Behandlung sinnvoll?

Original Titel:
Radical prostatectomy or radiotherapy reduce prostate cancer mortality in elderly patients: a population-based propensity score adjusted analysis.

MedWiss – Auch ältere Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakrebs profitieren hinsichtlich der Lebenszeit von einer Operation oder Strahlentherapie. Zu diesem Ergebnis kam die vorliegende Studie. Der positive Effekt der lokalen Behandlung konnte jedoch nicht bei einem weniger aggressiven Prostatakrebs beobachtet werden.


Prostatakrebs kann sowohl lokal behandelt werden, als auch mit Wirkstoffen, die auf dem gesamten Körper wirken. Für die lokale Behandlung eignen sich eine Strahlentherapie oder eine Operation, während eine Hormontherapie oder eine Chemotherapie auf den gesamten Körper wirken. Es wird derzeit jedoch auch diskutiert, ob gerade bei älteren Patienten überhaupt eine Behandlung notwendig ist. Da der Prostatakrebs in vielen Fällen nur langsam wächst, kann es nämlich sein, dass er zeitlebens keine Beschwerden verursacht. Gegenwärtig gibt es keine Forschungsdaten, aus denen hervorgeht, inwiefern die Prostatakrebs-bedingte Sterblichkeit bei älteren Patienten mit einem lokal begrenztem Prostatakrebs durch die verschiedenen Vorgehensweisen (Bestrahlung/Operation vs. keine dieser Behandlungen) beeinflusst wird. Nun wurde in einer Studie an Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs die Sterberate in Abhängigkeit von der Vorgehensweise genauer untersucht.

Forscher untersuchten Prostatakrebs-Patienten, die älter als 75 Jahre waren

Es wurde eine spezielle Datenbank (SEER) genutzt, um die klinischen Daten von 44381 Prostatakrebs-Patienten, die älter als 75 Jahre waren, auszuwerten. Die Patienten, welche eine Strahlentherapie bekommen hatten oder denen die Prostata operativ entfernt wurde, wurden der Gruppe mit lokaler Behandlung und die Patienten, die sich diesen Behandlungen nicht unterzogen, wurden der Gruppe mit keiner lokalen Behandlung zugeteilt. In die Auswertung flossen die Sterberaten, Behandlungsweisen und der sogenannte Gleason-Score ein. Dabei handelt es sich um ein Einstufungssystem zur Beurteilung des Wachstumsmusters der Prostatakrebszellen im Tumorgewebe. Diese Einstufung gibt an, wie stark die Krebszellen von den normalen Prostatazellen entartet sind, und folglich, wie bösartig der Tumor ist. Die Beurteilung erfolgt mit einem Punktesystem. Je höher die Zahl, desto bösartiger der Prostatakrebs. Der am wenigstens aggressive Prostatakrebs hat einen Gleason-Score von 2 und der bösartigste einen Gleason-Score von 10.

Ältere Patienten mit lokal begrenztem Prostatakrebs profitieren in den meisten Fällen von einer lokalen Behandlung

Insgesamt wurden jeweils 4715 Prostatakrebspatienten der Gruppe mit keiner lokalen bzw. lokaler Behandlung zugeteilt. Die Forscher stellten fest, dass die Prostatakrebs-bedingte Sterblichkeit bei Patienten mit einem Gleason-Score von 7 (3+4) nach 5 Jahren bei 3,0 % bzw. 1,5 % und nach 7 Jahren bei 5,4 % bzw. 2,1 % unter keiner lokalen bzw. lokaler Behandlung lag. Bei Patienten mit dem Gleason-Score von 7 (4+3) lag die Prostatakrebs-bedingte Sterblichkeit nach 5 Jahren bei 4,5 % bzw. 2,5 % und nach 7 Jahren bei 7,2 % bzw. 2,8 % unter keiner lokalen bzw. lokaler Behandlung. Lag der Gleason-Score bei 8, betrug die Prostatakrebs-bedingte Sterblichkeit der Patienten nach 5 Jahren 7,1 % bzw. 3,5 % und nach 7 Jahren 10 % bzw. 5,1 % unter keiner lokalen bzw. lokaler Behandlung. Bei Patienten mit einem Gleason-Score von 9 oder 10 betrug die Sterberate nach 5 Jahren 20 % bzw.  5,4 % und nach 7 Jahren 26,5 % bzw. 9,3 % mit keiner lokalen bzw. lokaler Behandlung. Spezielle statistische Berechnungen ergaben, dass die Prostatakrebs-bedingte Sterberate bei Patienten mit Gleason-Score 7 (egal ob 3+4 oder 4+3), 8, 9 und 10 erhöht war, wenn sie keine lokale Behandlung erhalten hatten. Für Patienten mit einem Gleason-Score von 6 konnte dieser Zusammenhang jedoch nicht nachgewiesen werden.

Aus diesen Studienergebnissen schlussfolgerten die Forscher, dass auch für Patienten im fortgeschrittenen Alter, eine lokalen Behandlung wie Bestrahlung oder Operation zu einem deutlichen Überlebensvorteil führen kann, wenn die Prostatakrebs-Patienten einen Gleason-Score von mehr als 6, nicht aber Gleason-Score von 6, aufwiesen.

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