Bereicherung des Lebensumfelds in Pflegeeinrichtungen für ältere Menschen: Pflanzen und Gärten können antidepressiv wirken
Original Titel:
Is greenery associated with mental health among residents of aged care facilities? A systematic search and narrative review
MedWiss – Kann Gartennutzung älteren Bewohnern eines Pflegeheims messbar Gutes tun? Den Einfluss einer solchen Bereicherung des Lebens im Heim untersuchten australische Wissenschaftler nun in einer Übersichtsstudie. Sie fanden, dass sich besonders die Lebensqualität der Menschen verbesserte, aber auch depressive Symptome gelindert werden konnten. Allerdings beruhten die Ergebnisse vorwiegend auf eher wenig aussagekräftigen und verlässlichen Messmethoden.
In der Demenzpatientenpflege werden typischerweise sinnvolle Aktivitäten und Lernübungen angeboten – Gruppenaktivitäten, die den Geist fordern und den Menschen mit Demenzerkrankung fördern sollen. Generell steht bei älteren Erwachsenen im Senioren- oder Pflegeheim das Thema der geistigen Gesundheit im Fokus. Eine Bereicherung des Lebensumfelds soll dabei wesentlich zur Unterstützung und Stabilisierung beitragen und die Entwicklung oder Verstärkung psychischer Probleme verhindern.
Bereicherung des Lebensumfelds in Pflegeeinrichtungen: hilft Grünes?
Inzwischen gibt es auch Pflegeeinrichtungen in Bauernhöfen. Die Landumgebung, mit Feldern, Pflanzen und Tieren, soll mit ihrer natürlichen Anregung der Sinne einen Beitrag zur Gesundheit der Menschen liefern. Wie ist die Studienlage zu diesem Thema – hilft ein solches Umfeld Menschen mit Demenzerkrankung überhaupt messbar? Und kann auch etwas mehr Grün im ‚normalen‘ Pflegeheim schon einen Unterschied bei der geistigen Gesundheit von älteren Pflegeheimbewohnern machen?
Ermittlung des Einflusses von Pflanzen auf die psychische Gesundheit
Dies untersuchten australische Wissenschaftler nun in einer systematischen Recherche und Übersichtsstudie über die Forschung der letzten Jahre. Dazu ermittelten sie aus sechs wissenschaftlichen Datenbanken Studien zu Themen wie dem Zugang zu Garten und Grünem, Ergebnis in psychischer Gesundheit und Wohlbefinden sowie generellem Umfeld wie Altersheim oder Pflegeheim. Zur Analyse akzeptierten die Forscher nur Untersuchungen, die in sogenannten Peer-Review-Journalen veröffentlicht worden waren. In solchen Zeitschriften werden eingereichte Arbeiten an Fachkollegen, also Experten des jeweiligen Gebiets, zur kritischen Beurteilung weitergereicht. Nur wenn diese Experten die Studie für qualitativ hochwertig erachten und entsprechende Rückfragen geklärt und Korrekturen am Manuskript vorgenommen wurden, wird eine Arbeit zur Veröffentlichung akzeptiert. Veröffentlichungen zu Zusammenhängen zwischen Ziergrün und/oder Gärten und der geistigen Gesundheit in Pflegeeinrichtungen wurden bis 2017 berücksichtigt.
Systematische Recherche und Studienvergleich
Die Forscher fanden 9 Studien zum Thema. 7 Studien fanden, dass speziell Gartennutzung vorteilhaft war. Vier Studien ermittelten den Effekt von Ziergrün und Pflanzen, zwei davon betrachteten zugleich auch die Gartennutzung. In Pflegeheimen, in denen ältere Bewohner in einen Garten konnten, war beispielsweise die Lebensqualität höher. Allerdings wurde dies in vier der sieben Untersuchungen mit Hilfe von Beobachtungen der Angestellten und Angehörigen ermittelt – statt einer direkten Ermittlung bei den Betroffenen selbst. Eine Untersuchung ermittelte weniger depressive Symptome infolge der Gartennutzung. Eine weitere Forschergruppe berichtete dagegen, dass verschiedene Anzeichen für Stress (beispielsweise Blutdruck oder Herzfrequenz) nicht in Verbindung mit Gartennutzung zu stehen schienen.
Pflanzen und Gärten wirken eventuell antidepressiv
Zusammenfassend schien demnach generell der Zugang zu einem Garten und Pflanzen älteren Bewohnern eines Pflegeheims gut zu tun. Besonders die Lebensqualität der Menschen war verbessert, aber auch die Linderung depressiver Symptome konnte gezeigt werden. Allerdings beruhten die Ergebnisse vorwiegend auf eher wenig aussagekräftigen und verlässlichen Messmethoden. Häufig wurden Pfleger und Angehörige befragt, statt eine Messung mit den Betroffenen selbst durchzuführen. Weitere Untersuchungen zu diesem Thema wären also wünschenswert, um das Leben von Menschen in Alters- und Pflegeheimen nachhaltig verbessern zu können.
© Alle Rechte: HealthCom