Patienten mit einer chronischen Darmentzündung haben ein erhöhtes Darmkrebsrisiko – Besonders wenn bereits nahe Familienangehörige erkrankt sind
Original Titel:
Family History Associates With Increased Risk of Colorectal Cancer in Patients With Inflammatory Bowel Diseases
MedWiss – Die vorliegende Studie verdeutlichte, dass Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ein erhöhtes Darmkrebs-Risiko haben. Wenn bereits Familienangehörige ersten Grades an dieser Krebserkrankung litten, erhöhte sich das Darmkrebs-Risiko zusätzlich. Dieser Umstand sollte bei der Darmkrebsvorsorge entsprechend berücksichtigt werden.
Es sind bereits einige Faktoren bekannt, die das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, erhöhen. So haben beispielsweise sowohl Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa als auch Personen, bei denen ein naher Verwandter bereits an Darmkrebs erkrankt ist, ein erhöhtes Risiko für Darmkrebs. Doch was ist, wenn diese beiden Risikofaktoren aufeinandertreffen? Haben Patienten mit einer chronischen Darmentzündung ebenfalls ein höheres Darmkrebs-Risiko, wenn es einen Darmkrebs-Fall in der Familie gab, oder spielt dieser Umstand wegen des ohnehin erhöhten Darmkrebs-Risikos bei Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa keine weitere Rolle? Dieser Frage gingen nun Wissenschaftler aus den USA und Kanada nach. Sie untersuchten das Darmkrebs-Risiko von Patienten mit einer chronischen Darmentzündung und ob dieses durch eine Darmkrebserkrankung in der Familie beeinflusst wird. Hierbei legten sie ihr Augenmerk auf die Verwandtschaft ersten Grades (eigene Kinder oder eigene Eltern).
Wissenschaftler werteten die Daten von knapp 9500 Patienten mit einer chronischen Darmentzündung aus
Die Wissenschaftler griffen für ihre Studie auf Daten von 9505 Patienten mit einer chronischen Darmentzündung, die in Utah (Amerika) lebten, zurück. Die Forscher protokollierten, wie häufig die Patienten während einer Beobachtungszeit von durchschnittlich 8,9 Jahren an Darmkrebs erkrankten.
Patienten mit einer chronischen Darmentzündung hatten ein erhöhtes Darmkrebs-Risiko
Während des Studienzeitraumes erkrankten von den 9505 Patienten mit einer chronischen Darmentzündung 101 an Darmkrebs. Berechnungen zufolge hatten Patienten mit Morbus Crohn somit ein 3,4-mal so hohes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, wie die Allgemeinbevölkerung. Bei Colitis ulcerosa-Patienten war das erhöhte Darmkrebs-Risiko noch deutlicher – nämlich 5,2-mal so hoch wie bei der Allgemeinbevölkerung.
Eine Darmkrebserkrankung in der nahen Verwandtschaft erhöhte das Darmkrebs-Risiko zusätzlich
Auffällig war, dass das Darmkrebs-Risiko weiter anstieg, wenn ein Verwandter ersten Grades bereits an Darmkrebs erkrankt war. Im Vergleich zu der Allgemeinbevölkerung hatten die Betroffenen den Berechnungen zufolge nämlich ein beinahe 8-mal so hohes Darmkrebs-Risiko. Wenn die eigenen Eltern oder die eigenen Kinder von Darmkrebs betroffen waren, stieg das Darmkrebs-Risiko der Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa somit zusätzlich an.
Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa hatten somit ein etwa 3-mal bzw. 5-mal so hohes Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, wie die Allgemeinbevölkerung. Dieses erhöhte Risiko stieg abermals, wenn ein Verwandter ersten Grades (Kinder oder Eltern) bereits von Darmkrebs betroffen war – fast 8-mal so hohes Risiko wie die Allgemeinbevölkerung. Gerade Morbus Crohn- und Colitis ulcerosa-Patienten, deren Kinder oder Eltern an Darmkrebs erkrankt sind, haben somit ein besonders hohes Darmkrebs-Risiko. Aus diesem Grund sollten sie dementsprechend engmaschig Darmkrebsvorsorgeuntersuchungen wahrnehmen.
© Alle Rechte: HealthCom