Multiple Sklerose

Cannabis – eine Umfrage unter Patienten mit MS und Parkinson

Original Titel:
Cannabis use in people with Parkinson's disease and Multiple Sclerosis: A web-based investigation

Cannabis wird als echter Tausendsassa gepriesen. Wissenschaftliche Belege für die Wirkung gibt es aber oft nicht – oder zumindest noch nicht. Patienten in den USA schildern aber in einer Patientenumfrage vor allem positive Auswirkungen auf Multiple Sklerose und Parkinson.


Seit Tausenden von Jahren setzt der Mensch Cannabis für medizinische Zwecke ein, um ganz unterschiedliche Leiden zu behandeln. Neben der Rauschwirkung, die viele mit der Pflanze verbinden, sollen die Wirkstoffe der Pflanze unter anderem entzündungshemmend, schmerzlindernd, appetitsteigernd sowie gegen Übelkeit und Erbrechen wirken. Die Liste von positiven Effekten ist lang und bei immer mehr Erkrankungen wird von Besserung unter Cannabis berichtet. Im Blickpunkt der medizinischen Forschung steht Cannabis aber erst in der jüngeren Vergangenheit. Dabei wird wissenschaftlich erforscht ob, wie und wieso Cannabis entsprechend wirkt. Und noch längst nicht alle Wirkweisen scheinen wissenschaftlich belegbar zu sein, manche sind sogar höchst umstritten.

Entzündungshemmende und schmerzlindernde Eigenschaften wären für Menschen mit MS oder Parkinson interessant

Mit seinen wohl entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften ist Cannabis auch für Patienten mit Multipler Sklerose oder Parkinson interessant. In Deutschland dürfen inzwischen Fertigarzneimittel die Wirkstoffe aus Cannabis enthalten, verschrieben werden und in Einzelfällen, z. B. bei starken Schmerzen, die anders nicht behandelbar sind oder zur Appetitsteigerung und in der Palliativmedizin, auch getrocknete Cannabisblüten.

Nutzerumfrage zu positiven und negativen Effekten von Cannabis unter Patienten in den USA

Welchen Nutzen oder auch negative Effekte der Gebrauch von Cannabis für Patienten mit MS oder Parkinson mit sich bringt, ist aber noch nicht gut untersucht. Daher haben amerikanische Forscher eine Studie durchgeführt, bei der sie mit der Parkinson-Stiftung des Schauspielers Michael J. Fox (Michael J. Fox Foundation for Parkinson’s Research) und der Nationalen Multiple Sklerose Gesellschaft der USA (National Multiple Sclerosis Society) zusammenarbeiteten. Die beiden Organisationen stellen eine Umfrage der Forscher auf ihre Website, bei der Patienten mit MS und Parkinson zwischen Februar und Oktober 2016 Angaben zu ihrer Gesundheit und Cannabisnutzung machen konnten.

Patienten berichten von vielen positiven Effekten, aber auch von negativer Wirkung auf die Balance

Insgesamt kamen Daten von 595 Personen zusammen. Davon waren 24 % an MS erkrankt. Die Forscher werteten die Angaben aus. Insgesamt nutzten mehr als 40 % der Teilnehmer Cannabis als Medikament. Dabei zeigte sich, dass Cannabis-Nutzer eher jünger und seltener übergewichtig waren. Sie berichteten von einer hohen Wirksamkeit. Mehr als die Hälfte gab an, seit der Nutzung von Cannabis weniger verschreibungspflichtige Medikamente zu benötigen. Im Vergleich zu den Patienten, die an der Umfrage teilnahmen, aber kein Cannabis verwendeten, berichteten die Cannabis-Nutzer von geringeren neurologischen Einschränkungen und positiven Effekten auf Stimmung, Gedächtnis und das Auftreten von Fatigue, einer chronischen geistigen und körperlichen Erschöpfung. Nur die Balance scheint bei Menschen mit MS durch den Gebrauch von Cannabis negativ beeinflusst zu werden. Das kann, gerade bei vorliegenden Problemen beim Gehen, zu Schwierigkeiten führen.

Wirklich wirksam oder nur Placebo-Effekt? Studien sollten Wirkung und Langzeitauswirkungen genauer untersuchen

Die Forscher kommen daher zu dem Schluss, dass die Nutzung von Cannabis bei MS und Parkinson positive Auswirkungen haben kann. Da die Umfrage aber nur die persönlichen Erfahrungen berücksichtigt hat, seien weitere klinische Studien nötig, die genau untersuchen, ob diese Verbesserungen wirklich direkt mit der Cannabisnutzung zusammenhängen. Außerdem sollte untersucht werden, welche langfristigen positiven Auswirkungen oder Konsequenzen der Gebrauch von Cannabis als Medikament bei diesen Krankheiten haben kann. Mit der neuen Gesetzeslage seit März 2017 ist auch in Deutschland nun die Möglichkeit geben, auf Cannabis als Medikament zurückzugreifen und der Weg für weitere Anwendungsgebiete in der Zukunft ist geebnet.

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