Meditative Sportarten Tai Chi, Qigong und Yoga: gut für vieles, auch gegen Depressionen

Original Titel:
Effects of Meditative Movements on Major Depressive Disorder: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials

MedWiss – Zusammenfassend zeigte sich in dieser Metaanalyse, dass meditative Bewegungen aus Tai Chi, Qigong und Yoga wertvolle ergänzende Methoden bei der Behandlung unipolarer Depressionen sein können. Die Ergebnisse zeigten Linderung von depressiven und Angstsymptomen, häufigere Remission bei den Teilnehmern mit Bewegung als ohne sowie häufigeres Ansprechen auf die grundlegende Behandlung mit der begleitenden Bewegungsintervention.


Tai Chi, Qigong und Yoga gehören zu den populärsten ergänzenden Methoden zur Linderung von Muskel- und Skelettschmerzen, zur Verbesserung der Schlafqualität und zur Senkung des Blutdrucks. Wie gut diese Sportarten, die sich besonders durch meditative Bewegungen auszeichnen, zur Behandlung einer Depression geeignet sind, ist bisher allerdings noch nicht ganz klar.

Meditative Sportarten: gut für vieles, aber auch gegen Depressionen?

Chinesische Wissenschaftler untersuchten daher nun, ob die drei meditativen Sportarten Tai Chi, Qigong und Yoga in wissenschaftlichen Untersuchungen messbare Effekte auf depressive Symptome zeigten. Dazu ermittelten sie Veröffentlichungen zu diesem Thema in sieben medizin-wissenschaftlichen Datenbanken (SPORTDiscus, PubMed, PsycINFO, Cochrane Library, Web of Science, CNKI und Wanfang). Für ihre anschließende Analyse der gesammelten Ergebnisse (eine sogenannte Metaanalyse) nutzten sie ausschließlich Daten aus randomisierten, kontrollierten Studien, in denen also die Sportarten als Behandlungsmethode im Vergleich zu einer Kontrollmethode betrachtet wurden. Typischerweise wurde eine ‚passive‘ Kontrolle eingesetzt, bei der die Teilnehmer also keine Bewegungsanregungen erhielten.

Metaanalyse von Vergleichen meditativer Bewegungsintervention mit passiven Kontrollen

Mit Hilfe einer Qualitätsbewertung der Studien grenzten die Wissenschaftler die Zahl der analysierten Studien stärker ein. Die Einschätzung der Qualität einer solchen Untersuchung bezieht sich dabei auf Faktoren wie das Studiendesign, die Zahl der Studienteilnehmer oder ob ein persönliches (z. B. finanzielles) Interesse der jeweiligen Forscher an einem bestimmten Studienergebnis vorlag. Dies kann nämlich anzeigen, ob ein Ergebnis auch ein Zufallsbefund sein könnte (z. B. aufgrund geringer Teilnehmerzahlen), der sich in weiteren Studien nicht bewahrheiten könnte, oder ob die jeweilige Untersuchungsmethode eventuell ein Ergebnis wahrscheinlicher gemacht hat (z. B. aufgrund einer technisch ungeeigneten Methode). Solche Faktoren, die bestimmte Ergebnisse verstärken können, nennt man auch bias.

Studienqualität: Ausschließen einer Voreingenommenheit (sogenannter bias)

Die Forscher identifizierten 15 Studien von einer moderaten bis hohen Qualität, also mit relativ geringem Risiko eines bias, einer Voreingenommenheit für das ein oder andere Ergebnis. Insgesamt fand sich im Vergleich der Studiendaten ein messbarer Effekt der meditativen Sportarten auf den Schweregrad der Depressionen. Auch Ängste, die häufig mit Depressionen einhergehen und sie verstärken können, wurden durch die Bewegungsformen messbar gelindert.

Meditative Bewegungsinterventionen (im Vergleich zu passiven Kontrollen, ohne Bewegungsintervention) erhöhten die Zahl der Betroffenen, die in Remission gingen – also anschließend frei von depressiven Symptomen waren – um fast das Siebenfache (odds ratio 6,7). Ebenso erhöhte sich in diesem Vergleich mit der meditativen Bewegung auch die Zahl der Patienten, deren Symptome sich deutlich verbesserten, die also auf diese ergänzende Intervention ansprachen (die Wahrscheinlichkeit für Verbesserungen verfünffachte sich: odds ratio 5,2).

Fazit: Meditative Bewegung kann Depressionen und Ängste lindern

Zusammenfassend zeigte sich in dieser Metaanalyse also, dass meditative Bewegungen aus Tai Chi, Qigong und Yoga wertvolle ergänzende Methoden bei der Behandlung unipolarer Depressionen sein können. Die Ergebnisse zeigten Linderung von depressiven und Angstsymptomen, häufigere Remission bei den Teilnehmern mit Bewegung als ohne sowie häufigeres Ansprechen auf die grundlegende Behandlung mit der begleitenden Bewegungsintervention. Die Methoden selbst sind sicher und einfach erlernbar und durchführbar – dank der Vielzahl von Kursen und digitalen Informationsmöglichkeiten können sie auch von zuhause kostengünstig (sogar kostenlos) durchgeführt werden. Damit bieten sich solche Sportarten zur Unterstützung bei depressiven Symptomen, vermutlich nicht nur bei unipolaren Depressionen, für jeden Betroffenen und jede Altersgruppe an.

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