Die Angst, im Mittelpunkt zu stehen
An einer Sozialen Phobie leidet etwa jeder zehnte Mensch. Bonner Universitätsklinikum sucht Probanden
Sprechen vor mehreren Zuhörern ist eine Qual, Ausgehen mit Freunden angstbesetzt: Rund acht Prozent der Männer und etwa elf Prozent der Frauen erkranken an einer Sozialen Phobie, die nach Depression und Alkoholmissbrauch zu den häufigsten psychischen Erkrankungen zählt. Ärzte und Psychologen des Universitätsklinikums Bonn fahnden nach den Ursachen der Sozialen Phobie. Für ihre Studie suchen sie Probanden.
Eine 30-Jährige studiert noch, während ihre Kommilitonen längst fertig sind. Der Grund: Sie schiebt die Abschlussprüfung immer weiter hinaus, weil es ihr unmöglich erscheint, vor größeren Gruppen zu sprechen. Ein kaufmännischer Angestellter zieht seine Beförderung zurück, weil er in einer Leitungsposition plötzlich im Schlaglicht der Aufmerksamkeit steht. Eine Zahntechnikerin geht immer alleine in die Mittagspause, obwohl sie viel lieber mit ihren Kollegen zusammen wäre. Sie hat eine irrationale Angst davor, unangenehm aufzufallen oder etwas Falsches zu sagen. Alle drei Fallbeispiele eint die Diagnose „Soziale Phobie“. Betroffene fürchten sich davor, im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und sich peinlich zu verhalten oder beschämt zu werden.
Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie führen mit dem Institut für Humangenetik des Universitätsklinikums Bonn das Forschungsprojekt „Social Phobia Research“ durch. Ziel ist, die biologischen Ursachen der Sozialen Phobie und ihre Interaktion mit individuellen Entwicklungsbedingungen zu erforschen. Anhand von Blutproben werden mögliche genetische Ursachen untersucht, mit Fragenbögen individuelle Hintergründe erfasst. Alle für die Untersuchungen wichtigen Informationen und die Blutproben werden vor der Verwendung für die wissenschaftlichen Analysen verschlüsselt und unterliegen dem Datenschutz.
Personen über 18 Jahre mit einer diagnostizierten Sozialen Phobie oder, die vermuten an einer Sozialen Phobie zu leiden, werden gebeten sich zu melden: unter E-Mail socialphobiaresearch@ukbonn.de oder Telefon 0228/28714605. Da die Blutprobe über den Hausarzt entnommen und die Befragung telefonisch durchgeführt werden kann, ist ein Erscheinen am Universitätsklinikum Bonn nicht unbedingt erforderlich.
Betroffene aus ganz Deutschland können durch ihre Teilnahme an der Studie einen großen Beitrag dazu leisten, das Verständnis und die Akzeptanz für die Betroffenen einer Soziale Phobie zu fördern sowie die Diagnostik und Therapie zu verbessern. Fragen zur Studie können per E-Mail oder telefonisch unter den oben stehenden Kontaktadressen geklärt werden.
Informationen zur Studie: www.socialphobiaresearch.de