Mikro-Helfer für die Prostata
Eine gutartig vergrößerte Prostata muss nicht immer operiert werden: Am Uni-Klinikum Erlangen wird auch die Prostata-Arterien-Embolisation angeboten
22.02.2019 Nachts aus dem warmen Bett müssen, weil sich die Blase meldet – störend ist das ohnehin schon, aber gleich mehrmals pro Nacht? Wenn das Wasserlassen zusätzlich ungewöhnlich lange dauert, lautet die Diagnose für viele Männer: Prostatahyperplasie – eine gutartig vergrößerte Prostata. Wurde bisher im Wesentlichen mit Medikamenten oder einer Operation behandelt, gibt es seit Kurzem auch einen Mittelweg. Die Prostata-Arterien-Embolisation (PAE) ist ein minimalinvasiver Eingriff, der für eine Durchblutungsreduktion in der Vorsteherdrüse sorgt und diese so wieder schrumpfen lässt. Angeboten wird die PAE nur in interdisziplinär aufgestellten Zentren – wie am Universitätsklinikum Erlangen.
Es ist lästig, aber für viele Männer ab 50 leider normal: Sie müssen öfter auf die Toilette als bisher und noch dazu dauert das Wasserlassen spürbar länger. Der Grund liegt meist in der Prostata. Im Alter vergrößert sie sich bei manchen Männern so sehr, dass sie die Harnröhre regelrecht einschnürt und der Urin nur langsam abfließen kann. „Dadurch, dass immer etwas Urin in der Blase zurückbleibt, muss der Betroffene bald wieder auf die Toilette“, erklärt Dr. Mario Richterstetter, Oberarzt der Urologischen und Kinderurologischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Bernd Wullich) des Uni-Klinikums Erlangen. „Männer sollten sich mit diesen Beschwerden an ihren Urologen wenden, denn diese Symptome sind im Alltag nicht nur lästig, sie können auf Dauer auch Schäden an der Blase und den Nieren verursachen.“
Mit Kügelchen zum Erfolg
Ein Leben lang Medikamente nehmen oder eine Operation in Betracht ziehen – das waren bisher die wesentlichen Möglichkeiten, um eine Prostatahyperplasie zu behandeln. Mit der PAE gibt es seit Kurzem eine weitere Option, die von Radiologen und Urologen gemeinsam angeboten wird. Am Uni-Klinikum Erlangen hat sich PD Dr. Axel Schmid, Oberarzt des Radiologischen Instituts (Direktor: Prof. Dr. Michael Uder) auf die PAE spezialisiert. Er erklärt den minimalinvasiven Eingriff: „Bei der PAE erhält der Patient nur eine Lokalanästhesie in die Leiste. Gerade für unsere älteren Patienten ist das verträglicher als die Operation in Vollnarkose. Zunächst führen wir einen Katheter ein und bewegen uns dann mittels Angiografie bis in die kleinen Gefäßverästelungen der Prostata vor. Dort setzen wir mikrofeine Kunststoffkügelchen frei, die mit dem Blutstrom noch tiefer getragen werden und schließlich aufgrund ihrer Größe stecken bleiben. Auf diese Weise werden einzelne Areale der Prostata von der Blutversorgung abgeschnitten und das vergrößerte Gewebe beginnt wieder zu schrumpfen.“ Die ersten Erfolge zeigen sich in der Regel nach wenigen Wochen. „Bei etwa sieben von zehn Patienten können wir mit der PAE ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen“, sagt PD Dr. Schmid. „Reicht die Wirkung trotzdem nicht aus, bleibt immer noch die Möglichkeit einer Operation.“ Nach dem Eingriff bleiben die Patienten noch für zwei Tage stationär im Uni-Klinikum Erlangen, danach werden sie in eine engmaschige Nachsorge entlassen.
Das Uni-Klinikum Erlangen ist eines der wenigen Zentren in Bayern, das die PAE mit jahrelanger Erfahrung und den nötigen Strukturen anbietet. „Essenziell ist die enge Zusammenarbeit von Urologen und Radiologen“, betont PD Dr. Schmid. „Bayernweit führen wir den Eingriff mit am häufigsten durch.“