Atemaussetzer während des Schlafens erhöhen das Risiko für dramatische Folgeereignisse nach einem akuten Koronarsyndrom
Original Titel:
Obstructive sleep apnea is associated with severity and long-term prognosis of acute coronary syndrome
MedWiss – Nächtliche Atemaussetzer erhöhten das Risiko, nach einem akuten Koronarsyndrom von dramatischen Folgeereignissen wie Herzinfarkt oder Herztod betroffen zu sein. Zu diesem Ergebnis kam die vorliegende Studie. Außerdem stellten die Wissenschaftler fest, dass die schlafbezogene Atemstörung mit einem komplexeren Krankheitsbild der koronaren Herzkrankheit (KHK) zusammenhing.
Nicht selten leiden Patienten, die ein akutes Koronarsyndrom – also eine akut lebensbedrohliche Phase der koronaren Herzkrankheit (KHK) – erlitten hatten, auch an einer obstruktiven Schlafapnoe. Dabei handelt es sich um eine Atemstörung, bei der sich die oberen Atemwege im Schlaf verschließen, sodass keine Atemluft in die Atemwege strömen kann. Als Folge kommt es zum Atemstillstand, was wiederum dazu führt, dass der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Typische Symptome der obstruktiven Schlafapnoe sind Schnarchen, Leistungsabfall und Tagesmüdigkeit. Es gibt bereits Hinweise darauf, dass eine obstruktive Schlafapnoe den Krankheitsverlauf der KHK negativ beeinflussen kann (Studien von Barger und Kollegen und Yatsu und Kollegen, 2017 in den medizinischen Fachzeitschriften Journal of the American Heart Association bzw. Clinical research in cardiology: official journal of the German Cardiac Society veröffentlicht). Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen nun auch Wissenschaftler aus Peking (China).
Die Wissenschaftler untersuchten den Schlaf von Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom
Die Wissenschaftler bezogen 529 Patienten, die aufgrund eines akuten Koronarsyndroms im Krankenhaus lagen, in ihre Studie mit ein. Die Patienten waren im Durchschnitt 59 Jahre alt und die meisten waren Männer (76 %). Alle Patienten wurden in einem Schlaflabor untersucht. Dabei wurden die körperlichen Funktionen während des Schlafens analysiert, so dass der Schlaf der Patienten umfangreich untersucht wurde. Je nachdem, ob die Patienten unter einer moderaten bis schweren obstruktiven Schlafapnoe litten (mindestens 15 Atemaussetzer die Stunde) oder von dieser Atemstörung verschont geblieben sind (weniger als 15 Atemaussetzer die Stunde), wurden sie in zwei unterschiedliche Gruppen eingeteilt. Die Patienten wurden 32 Monate lang begleitet. Die Wissenschaftler untersuchten, ob es einen Zusammenhang zwischen der obstruktiven Schlafapnoe und dem Schweregrad der KHK bzw. dem Auftreten von dramatischen Folgeereignissen gab. Zu den dramatischen Folgeereignissen zählten Herztod, Herzinfarkt, Herzschwäche, die einen Krankenhausaufenthalt nötig machte, und ungeplante Maßnahmen zur Wiederherstellung der Durchblutung.
Patienten, die zusätzlich unter der obstruktiven Schlafapnoe litten, wiesen häufiger ein komplexeres Krankheitsbild auf
Die Wissenschaftler stellten fest, dass, wenn alle Patienten zusammengenommen wurden, die durchschnittliche Anzahl der Atemaussetzer pro Stunde bei 29 lag. 70,5 % der Patienten (373 Patienten) litten an einer moderaten bis schweren obstruktiven Schlafapnoe, während die restlichen 29,5 % (156 Patienten) nicht von diesen Atemstörungen betroffen waren. Im Vergleich zu den Patienten ohne obstruktive Schlafapnoe litten die Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe häufiger auch unter Bluthochdruck (mit obstruktiver Schlafapnoe: 75,3 % vs. ohne obstruktive Schlafapnoe: 64,1 %), hatten durchschnittlich einen höheren BMI (Body Mass Index) und häufiger eine komplexere KHK, litten stärker unter Tagesmüdigkeit und mussten länger im Krankenhaus bleiben.
Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe hatten ein höheres Risiko für dramatische Folgeereignisse
Die obstruktive Schlafapnoe stand auch mit dem Risiko für dramatische Folgeereignisse im Zusammenhang. Während einer mittleren Beobachtungszeit von 30 Monaten waren Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe nämlich häufiger von solchen Ereignissen betroffen (8,6 %) als Patienten ohne diese Atemstörung (3,2 %). Mit Hilfe spezieller statistischer Analysen stellten die Wissenschaftler fest, dass eine moderate bis schwere obstruktive Schlafapnoe einen unabhängigen Risikofaktor für dramatische Folgeereignisse darstellte. Die Atemstörung erhöhte das Risiko laut Berechnungen nämlich um 62 %.
Eine zusätzliche Erkrankung an der obstruktiven Schlafapnoe schien somit mit einer komplexeren Erkrankung im Zusammenhang zu stehen. Dies wirkte sich auch auf das Risiko für dramatische Folgeereignisse nach einem akuten Koronarsyndrom aus. Patienten mit einem akutem Koronarsyndrom hatten eine schlechtere Prognose, wenn sie zusätzlich unter der nächtlichen Atemstörung litten. Die Autoren der Studie regten an, dass Patienten nach einem akuten Koronarsyndrom auf eine obstruktive Schlafapnoe untersucht werden sollten. Wird diese früh diagnostiziert, kann sie zeitig behandelt und so die Prognose der Patienten verbessert werden. Eine Studie zeigte nämlich, dass das erhöhte Risiko für Folgeerkrankungen bei KHK-Patienten wieder gesenkt werden konnte, wenn die Atemstörungen mit einer Beatmungsmaske behandelt wurden (Studie von Peker und Kollegen, 2017 in der medizinischen Fachzeitschrift The European respiratory journal veröffentlicht).
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