Neue DGPPN-S3-Leitlinie Schizophrenie erschienen: Bessere Behandlung durch eine strukturierte Versorgung
Schizophrenien zählen zu den schwersten psychischen Erkrankungen. In Deutschland sind rund 400.000 Menschen davon betroffen. Für die Betroffenen und ihr soziales Umfeld bedeutet die Erkrankung eine enorme Belastung. Doch es gibt vielfältige Behandlungsansätze mit guten Wirksamkeitsbelegen. Die aktualisierte und von der MedWissPN herausgegebene S3-Leitlinie stellt auf der Grundlage neuester evidenzbasierter wissenschaftlicher und klinischer Erkenntnisse Empfehlungen zur Behandlung von schizophrenen Psychosen vor und wertet Erfahrungen von Betroffenen und Angehörigen aus.
Mit der aktuellen S3-Leitlinie Schizophrenie hat die MedWissPN eine methodisch und inhaltlich umfassende Überarbeitung der deutschen Schizophrenie-Behandlungsleitlinie herausgegeben. Die vorliegende Aktualisierung ist das Ergebnis eines umfangreichen Revisionsprozesses, der unter Beteiligung weiterer Organisationen von der MedWissPN initiiert und federführend koordiniert wurde. Mit einem breiten Katalog evidenzbasierter Empfehlungen soll die S3-Leitlinie dazu beitragen, eine bestmögliche Versorgung von an schizophrenen Psychosen erkrankten Menschen zu erreichen und die Behandlungsqualität verbessern. Für Ärzte, Therapeuten, Betroffene und Angehörige stellt sie hinsichtlich Diagnostik und Therapie eine Hilfe für eine informierte, gemeinsame Entscheidungsfindung dar. Dies insbesondere, da hier neben der Meinung von medizinisch und therapeutisch Tätigen auch die Erfahrung von Betroffenen und Angehörigen berücksichtigt wurden.
So weist die neue S3-Leitlinie Schizophrenie den State-of-the-art im Zusammenspiel der Behandlungsmöglichkeiten auf und gibt einen Überblick über die Wirksamkeit der umfassenden psycho-, sozio- und pharmakotherapeutischen Maßnahmen. Detailliert werden unerwünschte Arzneimittelwirkungen diskutiert und die Notwendigkeit der Diagnostik somatischer Komorbiditäten herausgestellt. Wichtig ist auch die Betrachtung über die gesamte Lebensspanne vom Kindes- und Jugendalter über das Erwachsenenalter bis in das hohe Lebensalter im psychosozialen Umfeld. Es werden umfangreiche Empfehlungen zu besonderen Behandlungsbedingungen – z. B. Suizidalität, Depression, Schwangerschaft und Stillzeit, Ablehnung von Pharmakotherapie, Therapieresistenz – und die Notwendigkeit einer koordinierten Komplexbehandlung für Menschen mit einer schizophrenen Ersterkrankung beschrieben.
„Die neue S3-Leitlinie führt uns vor Augen, wie maßgeblich eine strukturierte Diagnostik für die Behandlung ist und wie Angehörige unterstützend in den Behandlungsplan einbezogen werden können“, erläutert Prof. Andreas Heinz, Präsident der MedWissPN. „Aus therapeutischer Sicht ist deshalb ganz entscheidend, dass bei einem an einer schizophrenen Psychose leidenden Menschen zu jedem Zeitpunkt der Erkrankung ein nach seinen individuellen Besonderheiten adäquates Angebot aus psychotherapeutischen, psychosozialen und pharmakologischen Elementen zum Einsatz kommt“, so Heinz. „Wichtig ist auch, dass es der Leitlinien-Gruppe gelungen ist, Empfehlungen für die koordinierte Versorgung im Kontext mit einer dafür notwendigen Personalausstattung zu formulieren. Nur mit ausreichend Personal kann die Behandlung an den persönlichen Interessen der Betroffenen ausgerichtet und der Nutzen der Leitlinie voll ausgeschöpft werden.“
Der Revisionsprozess der S3-Leitlinie Schizophrenie wurde unter der Projektleitung von Prof. Dr. Wolfgang Gaebel (Düsseldorf), Prof. Dr. Peter Falkai (München), Prof. Dr. Alkomiet Hasan (München) durchgeführt. Die beteiligten Organisationen, die zur fachübergreifenden Expertise beigetragen haben, sind in der Leitlinie ausgewiesen.
Zur S3-Behandlungsleitlinie Schizophrenie
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Langfassung
Methodenreport