Studie: Dementen Menschen das Krankenhaus ersparen
„DemWG“, ein Forschungsprojekt der Universitäten Bremen und Erlangen sowie der AOK Bremen hat jetzt begonnen. Es geht darum, Krankenhauseinweisungen von Menschen mit Demenz in ambulant betreuten Wohngemeinschaften zu reduzieren. Beteiligt sind 1.260 Bewohnerinnen und Bewohner in mehreren Städten.
Der Gemeinsame Bundesausschuss, das oberste Beschlussgremium der Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland, fördert das praxisorientierte Forschungsvorhaben mit 1,3 Millionen Euro. Das Geld kommt aus dem Innovationsfonds für Versorgungsforschung.
Pflegerische Versorgung im Mittelpunkt
Karin Wolf-Ostermann, Professorin für Pflegewissenschaftliche Versorgungsforschung am Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP), verantwortet das Projekt an der Universität Bremen. „Die Anzahl demenziell erkrankter Menschen wird in Deutschland gegenwärtig auf 1,6 Millionen geschätzt, wovon etwa zwei Drittel von der Alzheimer-Krankheit betroffen sind“, sagt sie. Für Demenzerkrankungen gebe es keine heilende Therapie, damit stehe die pflegerische Versorgung im Mittelpunkt. Die an der Studie beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler schätzen, dass es derzeit 2.500 Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz in Deutschland gibt. Die Betroffenen seien meist weiblich und haben ein hohes Alter.
Akute Verwirrungszustände
Ungefähr ein Drittel der Menschen mit Demenz werden mindestens einmal pro Jahr im Krankenhaus behandelt. Der Aufenthalt dort kann für die Betroffenen negative Auswirkungen haben. Dazu gehören eine kognitive Verschlechterung, verstärktes Auftreten herausfordernder Verhaltensweisen, akute Verwirrungszustände und das Risiko von Infektionen. Die Erhaltung und Förderung der Lebensqualität der demenziell Erkrankten und ihrer Angehörigen rücken somit in den Fokus der aktuellen Studie.
Übungen zur Sturzprophylaxe
Im Mittelpunkt des Projekts „DemWG“ steht eine komplexe Intervention mit drei Komponenten. Zunächst ein Schulungsangebot für Personen, die in den ambulant betreuten Wohngemeinschaften aktiv mitarbeiten. Sie sollen Risiken für eine Krankenhauseinweisung besser erkennen können. Zweitens sollen zuständige Haus-und Fachärzte frühzeitig einbezogen werden. Die dritte Maßnahme ist ein Trainingsprogramm zur motorischen und kognitiven Stärkung der dementen WG-Bewohnerinnen und -Bewohner. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Übungen zur Sturzprophylaxe gelegt.
„Unsere Studie verfolgt die Frage, welche Effekte die Bündelung der drei Maßnahmen auf die Häufigkeit von Krankenhauseinweisungen und deren Kosten hat“, sagt Professorin Karin Wolf-Ostermann.