Erstmals belegt: Belastende Bluttransfusionen können auch kurzfristig vermieden werden
Wissenschaftler des DHZB und des Universitätsspitals Zürich zeigten, dass kurz vor dem Eingriff ergriffene Maßnahmen die Notwendigkeit von Bluttransfusionen deutlich senken können. Die Studie wurde jetzt im „The Lancet“ veröffentlicht.
Wenn ein Patient während oder nach einer Operation zu viel Blut verliert, muss dieser Verlust mit einer Bluttransfusion, also mit Spenderblut, ausgeglichen werden. Trotz sorgfältigster Prüfung sind diese oft „Blutkonserven“ genannten Fremdblut-Produkte eine Belastung für den Organismus und bergen Risiken für Infektionen und Unverträglichkeitsreaktionen.
Mit einem Bündel verschiedener Maßnahmen, als „Patient Blood Management“ bezeichnet, können Fremdbluttransfusionen heute bereits häufig vermieden oder deutlich reduziert werden. Dazu gehören etwa schonende Operationsverfahren, der Verzicht zur Vorab-Befüllung von Herz-Lungen-Maschinen mit Fremdblut oder die Aufbereitung und Rückführung vom eigenen Blut des Patienten während einer OP.
Zudem kann bereits Wochen vor einer geplanten Herzoperation festgestellt werden, ob der Patient an bisher unerkannter Anämie, also „Blutarmut“ leidet, einer der häufigsten Ursachen für die Notwendigkeit von Fremdbluttransfusionen im Rahmen eines herzchirurgischen Eingriffs. Diese Anämie kann dann gezielt mit Medikamenten therapiert werden. Freilich ist eine solche langfristige Diagnostik und Vorbehandlung insbesondere bei sehr dringenden Eingriffen nicht mehr möglich.
Doch selbst innerhalb von 12 Stunden vor einer OP durchgeführte medikamentöse Maßnahmen können die Notwendigkeit von Bluttransfusionen noch deutlich senken. Das hat Dr. med. Felix Schönrath, Kardiologe an der Abteilung für Herz-, Thorax- und Gefäßchirurgie am Deutschen Herzzentrum Berlin jetzt in Zusammenarbeit mit einem Forschungsteam der Universität Zürich unter Leitung von Prof. Dr. med. Donat Spahn (Institut für Anästhesiologie) erstmals nachgewiesen.
Dazu wurden über 1.000 Patientinnen und Patienten vor einer geplanten Herzoperation untersucht, bei rund 500 von ihnen wurde eine Blutarmut (Anämie) und/oder ein Eisenmangel festgestellt.
Die Hälfte dieser Patientinnen und Patienten wurden nun gezielt mit einer Kombination verschiedener Medikamente behandelt – nur einen Tag vor der Operation bzw. am Freitag der Vorwoche, wenn der Eingriff für Montag erfolgen sollte. Der anderen Hälfte der Patientinnen und Patienten wurden lediglich Placebos verabreicht.
Ergebnis: Die kurzfristig vorbehandelten behandelten Patientinnen und Patienten zeigten deutlich bessere Blutwerte als die Kontrollgruppe. Entsprechend sank die Zahl der nötigen Bluttransfusionen während der Operation oder in den sieben Folgetagen bei dieser Gruppe nahezu auf null. Die Studie und Ergebnisse wurden jetzt im britischen „The Lancet“ veröffentlicht, die als eine der renommiertesten und meistzitierten medizinischen Fachzeitschriften der Welt gilt.
„Mit der Bestätigung, dass unsere Patientinnen und Patienten auch noch von sehr kurzfristig durchgeführtem „Patient Blood Management“ erheblich profitieren können, wollen wir unsere Maßnahmen in diesem Bereich noch intensivieren und weiter verbessern. Damit können auch dringend notwendige Operationen künftig schonender durchgeführt werden,“ sagt Professor Dr. med. Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin, Senior Author und einer der Mitinitiatoren der Lancet-Publikation.