Aromatasehemmer für die Behandlung von Subfertilität bei Frauen mit polyzystischem Ovar-Syndrom

Fragestellung: Cochrane-Autoren untersuchten die Evidenz zu Aromatasehemmern bei subfertilen Frauen mit polyzystischem Ovar-Syndrom (polycystic ovary syndrome, PCOS).

Hintergrund: Polyzystisches Ovar-Syndrom ist die häufigste Ursache für seltene oder fehlende Monatsblutungen und betrifft etwa 4 % bis 8 % der Frauen weltweit. Es führt oft zu anovulatorischer Subfertilität (Subfertilität im Zusammenhang mit dem Ausbleiben des Eisprungs). Aromatasehemmer werden genutzt, um den Eisprung auszulösen. Seit etwa 2001 sind klinische Studien zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen gekommen, ob der Aromatasehemmer Letrozol mindestens genauso wirksam für die Behandlung von Subfertilität ist, wie die am häufigsten genutzte Behandlung, Clomifencitrat.

Studienmerkmale: Der Review umfasst klinische Studien, in denen die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip zu der Interventions- oder der Vergleichsgruppe zugewiesen wurden (randomisierte kontrollierte Studien; RCTs). Unser Review umfasst 42 RCTs mit 7935 Frauen. In allen Studien wurde der Aromatasehemmer Letrozol verwendet. Als Vergleiche dienten Clomifencitrat, welches in 25 der RCTs genutzt wurde, und laparoskopisches ovarielles Drilling (LOD; Stichelung; eine Operationstechnik, um die Membran, die den Eierstock umgibt, zu punktieren), welches in fünf RCTs angewendet wurde. Mehrere Studien enthielten andere Behandlungen in einem oder beiden Armen.

Hauptergebnisse: Letrozol scheint Lebendgeburten und Schwangerschaftsraten im Vergleich zu Clomifencitrat zu verbessern, wenn es verwendet wird, um Eisprung mit zeitlich geplantem Geschlechtsverkehr herbeizuführen. Die Qualität dieser Evidenz war moderat und scheint verlässlich zu sein. Es schien keine Unterschiede im Hinblick auf die Fehlgeburtsrate oder die Rate an Mehrlingsschwangerschaften zu geben. Es schien keine Unterschiede zwischen Letrozol und laparoskopischem ovariellen Drilling hinsichtlich aller beobachteten Endpunkte zu geben, obwohl es nur wenige relevante Studien gab. Das ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHDSS), ein schwerwiegendes unerwünschtes Ereignis der hormonellen Stimulation, kam sehr selten vor und trat in den meisten Studien nicht auf. Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2018.

Qualität der Evidenz: Die Qualität der Evidenz reichte von moderat bis hoch. Einige Studien mit Überlegenheit von Clomifencitrat könnten möglicherweise nie publiziert worden sein. Es scheint, dass Studien, die über Lebendgeburten berichteten, über höhere klinische Schwangerschaftsraten in den Letrozol-Gruppen berichteten als Studien, die nicht über Lebendgeburten berichteten. Das deutet darauf hin, dass die Ergebnisse weniger gut für Letrozol ausfallen könnten, wenn alle Studien über Lebendgeburten berichteten.

Original Veröffentlichung: 

24.05.18

Referenz:
Franik S, Eltrop SM, Kremer JAM, Kiesel L, Farquhar C. Aromatase inhibitors (letrozole) for subfertile women with polycystic ovary syndrome. Cochrane Database of Systematic Reviews 2018, Issue 5. Art. No.: CD010287. DOI: 10.1002/14651858.CD010287.pub3 Übersetzer:
J. Metzing, freigegeben durch Cochrane Deutschland