Vergleich von tausenden Patienten und Kontrollen zeigt höheres Risiko für Hörsturz bei Migräne
Original Titel:
Migraine increases the proportion of sudden sensorineural hearing loss: A longitudinal follow-up study.
MedWiss – Koreanische Forscher berichten, dass Migränepatienten ein höheres Risiko für einen Hörverlust aufgrund von Schädigungen an Sinneszellen oder Nerven haben als andere Menschen. Ein solcher Hörsturz sollte durch den HNO-Arzt abgeklärt werden, um bleibenden Schäden vorzubeugen und das Gehör wieder schnell komplett herzustellen.
Der sogenannte plötzliche sensorineurale Hörverlust (SNHL) ist eine Schwerhörigkeit, die durch Schädigung der sensorischen Nerven des Gehörs zustande kommt. Dabei können die Sinneszellen im Ohr, oder aber auch der Schallsignale zum Gehirn weiterleitende Hörnerv betroffen sein. Einen plötzlichen Hörverlust dieser Art nennt man auch Hörsturz. Forscher ermittelten nun die Häufigkeit eines solchen plötzlichen Hörverlusts bei Patienten mit Migräne.
Plötzlicher sensorineuraler Hörverlust, kurz Hörsturz
Dies wurde anhand einer koreanischen nationalen Gesundheitsdatenbank mit Daten von 2002 bis 2013 ermittelt. Migränepatienten wurden Kontrollpersonen gegenübergestellt, die in Alter, Geschlecht, Einkommen und verschiedenen gesundheitlichen Aspekten wie Bluthochdruck, Diabeteserkrankungen und Fettstoffwechselstörungen vergleichbar waren. Ob jeweils ein sensorineuraler Hörverlust vorlag, wurde aus der Datenbank mit dem internationalen Diagnosekürzel ICD-10 (H91.2) erkannt. Dazu mussten auch ein Hörtest und eine dabei typische Steroidbehandlung durchgeführt worden sein. Außerdem wurden bei den Hörverlust-Fällen auch die Krankheitsgeschichte auf Anzeichen für verschiedene Vorerkrankungen untersucht. Dabei wurden u. a. Bluthochdruck und Diabetes, aber auch Herzerkrankungen, Schlaganfall, Depression sowie Tinnitus und die Menièresche Krankheit (Erkrankung des Innenohrs, typischerweise mit starkem Schwindel) berücksichtigt. Aus diesen Datensätzen berechneten die Forscher anschließend, wie häufig Migränepatienten im Vergleich zu Kontrollen vom Hörverlust betroffen waren.
Vergleich von tausenden Migränepatienten und Kontrollpersonen: wie häufig tritt Hörverlust auf?
Insgesamt konnten die Daten von 45 114 Migränepatienten und 180 456 Kontrollpersonen analysiert werden. Sämtliche relevanten Informationen waren von 44 714 Migränepatienten nutzbar und von 179 287 Kontrollpersonen. Dabei zeigte sich, dass 0,9 % (399/44 714) der Migränepatienten und 0,6 % (1.169/179 287) der Kontrollpersonen mit einem sensorineuralen Hörverlust diagnostiziert worden waren. Migränepatienten waren demnach messbar häufiger betroffen. Nach Berücksichtigung der verschiedenen Vorerkrankungen blieb das erhöhte Risiko für Hörverlust bei Migräne bestehen. Die sogenannte hazard ratio für einen Hörverlust bei Migränepatienten betrug 1,34. Dies bedeutet, dass im Schnitt der Hörverlust bei Migränepatienten um 34 % wahrscheinlicher war als bei den Kontrollen. Dabei schien das Alter der Patienten wenig Unterschied zu machen: sowohl jüngere (unter 60 Jahren) als auch ältere Migränepatienten (ab 60 Jahren) hatten häufiger als die Kontrollen mit Hörproblemen zu kämpfen. Ebenso waren sowohl Männer als auch Frauen mit Migräne häufiger betroffen.
Messbar höheres Risiko für Hörsturz bei Migräne
Migränepatienten haben demnach ein höheres Risiko für einen Hörverlust aufgrund von Schädigungen an Sinneszellen oder Nerven, besser bekannt als Hörsturz, als dies bei anderen Menschen gesehen wird. Im Schnitt war in dieser koreanischen Populationsstudie etwa einer von hundert Patienten betroffen, unabhängig von Alter oder Geschlecht. Gut zu wissen: eine Abklärung durch den HNO-Arzt ist grundsätzlich sinnvoll, um bleibenden Schäden vorzubeugen und das Gehör wieder schnell komplett herzustellen.
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