Mepolizumab hilft Patientin mit schwerem, therapieresistentem Asthma
Original Titel:
Near-fatal asthma responsive to mepolizumab after failure of omalizumab and bronchial thermoplasty.
MedWiss – Omalizumab zeigte bei einer Italienerin mit schwerem allergischem Asthma keine Wirkung. Ein Versuch mit dem Antikörper Mepolizumab hingegen schlug an und verschaffte der Frau mehr Lebensqualität, berichten ihre Ärzte.
Schweres Asthma betrifft etwas fünf bis zehn Prozent aller Asthma-Patienten auf der ganzen Welt. Um es in den Griff zu bekommen, sind oft Kombinationen unterschiedlicher Wirkstoffe und sehr hohe Dosen nötig. Aber bei einem kleinen Teil der Patienten bleibt die Situation kritisch. Ihr Asthma lässt sich einfach nicht unter Kontrolle bringen. Der Fall genau so einer Asthmapatientin aus Italien, die als Erste im Land mit dem Antikörper Mepolizumab behandelt wurde, weckt Hoffnung für andere Patienten mit schwerem Asthma. Trotz Nichtansprechen auf andere Behandlungen zeigte Mepolizumab bei ihr eine sehr gute Wirksamkeit.
Häufige Krankenhausaufenthalte und sogar mehrfache Einweisungen auf die Intensivstation
Italienische Ärzte berichteten in der Fachzeitschrift „Therapeutics and Clinical Risk Management“ von ihrer Patientin, die unter schwerem, unkontrolliertem allergischem Asthma litt. Der Gesundheitszustand der 53-jährigen hatte sich trotz Behandlung über die letzten Jahre immer weiter verschlechtert. Insgesamt wurde sie 35-mal ins Krankenhaus eingewiesen aufgrund von schweren Verschlechterungen des Asthmas. In neun Fällen musste die Frau sogar auf die Intensivstation.
Auch operativer Eingriff brachte keine Linderung
Um sicherzugehen, dass keine andere Erkrankung vorliegt, wurde die Patienten auf Herz und Nieren geprüft, es konnte aber nichts gefunden werden. Ein Therapieversuch mit dem Antikörper Omalizumab wurde unternommen, zeigte aber keinerlei Wirkung. Daher unterzog sich die Patientin einer alternativen Behandlung, der sogenannten Bronchialen Thermoplastie. Dabei wird ein kleiner Schlauch durch Mund oder Nase eingeführt, um die unteren Atemwege zu erreichen. Bei Asthma-Patienten ist die Muskulatur der Bronchien verdickt und verkrampft. Bei der Bronchialen Thermoplastie soll gezielt abgegebene Wärme helfen, diese Muskulatur zu entspannen und so die Asthmasymptome zu lindern. Der Eingriff dauert etwa eine halbe Stunde, der Patient verbleibt danach aber noch einige Tage im Krankenhaus. Die Behandlung wird mehrfach wiederholt, bevor sie als abgeschlossen gilt. Doch auch diese Methode brachte der Patientin keine Linderung.
Situation der Patienten wurde immer kritischer
Die Situation der Patientin verschlechterte sich und die letzten drei Monate während der letzten Krankenhauseinweisung waren kritisch, als im Februar 2017 die italienische Arzneimittelbehörde die Anwendung von Mepolizumab bei schwerem, nicht behandelbarem eosinophilem Asthma genehmigte. Da sie für dieses Medikament infrage kam, wurde die Patientin damit behandelt. Mepolizumab ist ein Antikörper, der an den Botenstoff Interleukin 5 im Körper bindet. Dieser Botenstoff regt die Bildung von bestimmten weißen Blutkörperchen, den sogenannten Eosinophilen, an. Diese sind an den Entzündungsreaktionen, die Asthma zugrunde liegen, beteiligt. Bei eosinophilem Asthma findet man im Blut und im Lungensputum der Betroffenen eine erhöhte Anzahl dieser weißen Blutkörperchen. Durch die Gabe von Mepolizumab kann die Anzahl der Eosinophilen reduziert und damit Asthmabeschwerden gemildert werden. Der Wirkstoff wird alle vier Wochen als Spritze verabreicht.
Nach zwei Monaten unter Mepolizumab zeigte sich eine Besserung der Symptome
Nach der zweiten Anwendung von Mepolizumab besserten ich die Symptome der Patientin der italienischen Ärzte nach und nach so weit, dass sie letztlich aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Die Anzahl und Schwere der Verschlechterungen hatte sich verringert. Bei Nachsorgeuntersuchungen war es dann anschließend sogar möglich, die Asthma-Therapie der Frau herunterzustufen. Sie konnte das Kortison in Tablettenform, dass systemisch im ganzen Körper wirkt, absetzen und stattdessen auf einen Inhalator mit einer Kombination von Kortison und langwirksamen Beta-Antagonisten umgestellt werden. Zusätzlich erhielt die Patientin Montelukast.
Mepolizumab verbesserte Lebensqualität der Patientin deutlich
Ihre Ärzte schreiben, seitdem sei es zu keiner weiteren Verschlechterung gekommen, die Patientin habe ihre Asthma-Symptome besser unter Kontrolle und deutlich an Lebensqualität gewonnen. Die Ärzte betonen, dass es sich bei der Patientin ihres Wissens nach um den ersten beschriebenen Fall eines Asthma-Patienten handelt, bei dem weder Omalizumab noch eine Bronchiale Thermoplastie halfen, Mepolizumab jedoch ausgezeichnet wirke. Die Patientin sei die Erste in Italien, die im Klinik-Alltag mit einem Gegenspieler für Interleukin 5 behandelt wurde. Die Ärzte schreiben weiter, dass sie überzeugt seien, dass die Verfügbarkeit neuer Biologika es vielen Patienten erlauben wird, ein Leben zu führen, das so normal wie möglich ist.
Die Europäische Union hat Mepolizumab bereits 2015 die Zulassung erteilt für die Behandlung von schwerem, unbehandelbarem eosinophilem Asthma. In Deutschland ist der Wirkstoff seit 2016 auf dem Markt.
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