Lebenswichtige Ventile
Herzklappenerkrankungen mit neuer Therapie kathetergestützt und schonend behandeln
25.09.2019 Nicht nur ein Infarkt oder verengte Herzkranzgefäße gefährden das menschliche Herz, auch Funktionsstörungen der Herzklappen können sich lebensbedrohlich auswirken. Um sie zu beheben, werden mittlerweile an der Aorten- und der Mitralklappe häufig minimalinvasive Kathetereingriffe angewendet, die vor allem älteren Patienten die belastende Operation am offenen Herzen ersparen. PD Dr. Martin Arnold, Oberarzt der Medizinischen Klinik 2 – Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Stephan Achenbach) des Universitätsklinikums Erlangen, behandelt nun auch Erkrankungen der sensiblen Trikuspidalklappe in der rechten Herzkammer erfolgreich mit einer neuen interventionellen Kathetertherapie.
Sie bestehen aus hauchdünnen Häutchen und leisten unverzichtbare Dienste für den Herzmuskel: Die vier Herzklappen des menschlichen Körpers regulieren den lebenswichtigen Blutfluss durch das Herz. Als entscheidendes Ventil im rechten Vorhof verhindert die Trikuspidalklappe den gefährlichen Rückstau des Bluts in die Venen. Kann sie sich aufgrund einer Funktionsstörung nicht mehr komplett schließen, spricht man von einer Klappenschwäche oder -insuffizienz. „Weil sich die Trikuspidalklappe in ihrer Form und ihrem Aufbau aus drei Flügeln aus sehr zartem und verletzlichem Gewebe von den beiden Herzklappen der linken Herzhälfte unterscheidet, ist sie nicht oder nur ungenügend mit den bereits etablierten minimalinvasiven Kathetermethoden behandelbar“, erläutert Dr. Arnold. „Für ihr Gegenstück, die linksseitige Mitralklappe, die nur zwei Flügel besitzt, gibt es hingegen etablierte Therapien. Bei ihr können wir die beiden Flügel beispielsweise mit einem Clip, den wir über einen Katheter bis zum Herzen führen, wieder zusammenfügen und so die Funktion wiederherstellen. Bei der Entstehung einer Insuffizienz der Trikuspidalklappe spielt die zunehmende Erweiterung des Rings der Trikuspidalklappe eine besonders wichtige Rolle. Dieses Problem wird durch die bisherigen Katheterverfahren nicht ausreichend gelöst.“
Neue minimalinvasive Therapie
Um auch die empfindliche Trikuspidalklappe mit einer interventionellen Therapie behandeln zu können, verwendet der Kardiologe eine neu entwickelte Kathetermethode: „Bei dieser wird ein Band implantiert, mit dessen Hilfe der Ring der Klappe verkleinert wird, so dass sich die Klappenflügel wieder dicht schließen können. Ein neues Verfahren, das wir bereits mehrfach erfolgreich angewendet haben“, berichtet der Kardiologe, der am Uni-Klinikum Erlangen im modernsten Herzkatheterlabor Europas arbeitet. Minimalinvasive Kathetereingriffe ersparen Patienten die chirurgische Öffnung des Brustkorbs und das Anschließen an eine Herz-Lungen-Maschine.
Lebensbedrohliche Erkrankung
„Häufig ist die Trikuspidalklappeninsuffizienz die Folge von Veränderungen der linken Herzhälfte, beispielsweise einer Schwäche der linken Kammern oder einer Erkrankung einer anderen Herzklappe. Aus Untersuchungen hat man gelernt, dass eine alleinige Behandlung der Erkrankung der linken Herzhälfte nicht ausreicht. Liegt weiterhin eine schwere Trikuspidalklappeninsuffizienz vor, ist das Überleben der Betroffenen eingeschränkt“, erläutert Dr. Arnold. Oft bleibt die Erkrankung unbemerkt, weil frühe Symptome wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit nicht mit dem Herzklappenfehler in Verbindung gebracht werden. Treten dann Symptome wie Schwellung der Beine und Flüssigkeitsansammlungen im Bauchraum auf, kann das Herz bereits stark geschädigt sein. Sind die Patienten dann aufgrund der fortgeschrittenen Herzschwäche oder Begleiterkrankungen nicht mehr operabel, können sie ein lebensbedrohliches Herzversagen entwickeln. „Mit dieser neuen interventionellen Therapie können wir jetzt auch Patienten mit einer Trikuspidalklappeninsuffizienz helfen, für die eine OP am offenen Herzen mit einem zu hohen Risiko verbunden wäre“, betont der Herzklappenspezialist.
Weltherztag am 29. September
Mit Blick auf den Weltherztag am Sonntag, 29. September 2019 weist Klinikdirektor Prof. Achenbach darauf hin, dass eine Herzklappenerkrankung relativ einfach zu diagnostizieren ist. „Bereits durch eine gründliche körperliche Untersuchung und das sorgfältige Abhören des Herzens mittels Stethoskop lässt sich eine Funktionsstörung der Herzklappen feststellen“, betont der Herzspezialist. „Verdachtsfälle können wir anschließend durch eine Ultraschalluntersuchung des Herzens, eine Echokardiografie, eindeutig abklären.“