Migräne
Geruchsüberempfindlichkeit Osmophobie ist typisch für Migräne
Original Titel:
A prospective study on osmophobia in migraine versus tension-type headache in a large series of attacks
- Osmophobie (Geruchsüberempfindlichkeit): kein Thema in den internationalen Diagnosekriterien der Migräne (ICHD 3)
- Italienische Neurologen befragten 193 Kopfschmerzpatienten zu Geruchssymptomen während Attacken
- Geruchsüberempfindlichkeit ist demnach ein spezifischer klinischer Marker der Migräne
MedWiss – Geruchsüberempfindlichkeit bei Migräne – für Betroffene ist dieses Symptom gut bekannt. In den internationalen Kriterien zur Diagnose der Migräne ist die Osmophobie allerdings kein Thema mehr. Italienische Forscher zeigten nun mit einer Befragungsstudie mit fast 200 Kopfschmerzpatienten, dass das Geruchssymptom wahrscheinlich spezifisch für die Migräne ist und damit in der Diagnose nicht wegzudenken sein sollte.
In der Forschungsliteratur wird Osmophobie, besser bekannt als Geruchsüberempfindlichkeit, als ein spezielles Migränesymptome beschrieben, das bis zu 95 % der Patienten betrifft. Obwohl dieses Symptom in einer früheren Auflage der internationalen Kopfschmerzklassifikation (international classification of headache disorders. kurz ICHD, 2. Auflage) noch als Begleitsymptom der Migräne aufgeführt wurde, wurde es in der 3. Auflage nicht länger erwähnt. Die Überempfindlichkeit gegenüber manchen Gerüchen ist dagegen in der deutschen Leitlinie zur Therapie der Migräne erwähnt (Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie DGN 2018, Seite 7) und mit einer Häufigkeit von etwa 10 % angegeben.
Osmophobie ist aus den internationalen Kriterien der Migränediagnostik verschwunden
Italienische Kopfschmerzforscher befragten dazu 193 Kopfschmerzpatienten, die entweder unter Migräne mit oder ohne Aura litten, unter episodischem Spannungskopfschmerz oder unter einer Kombination dieser Kopfschmerzarten. Nach dem rückblickenden Interview sollten die Teilnehmer der Studie in den folgenden vier Kopfschmerzattacken detailliert eventuelle Geruchssymptome beschreiben.
Wie verlässlich ist das Symptom Geruchsüberempfindlichkeit bei Migräne?
Insgesamt berichteten 45,7 % der Patienten mit Migräne ohne Aura von Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen. 67,2 % der Migränebetroffenen erlebten dieses Symptom in mindestens einem Viertel ihrer Migräneattacken. Im Gegensatz dazu wurde kein Anfall von Spannungskopfschmerz mit diesem Symptom beschrieben. Bei 4,3 % der Anfälle von Migräne ohne Aura trat die Geruchsempfindlichkeit gemeinsam mit Licht- oder Geräuschempfindlichkeit auf. In immerhin 4,7 % der Migräneanfälle ohne Aura war die Geruchsempfindlichkeit sogar das einzige Begleitsymptom. Die Forscher berechneten aus diesen Ergebnissen, dass das Symptom als zusätzliches Diagnosekriterium der ICHD-3-Kriterien für Migräne eine Verbesserung der Diagnoseempfindlichkeit (diagnostische Sensitivität) erreichen würde – dieses Symptom könnte also manche scheinbaren Spannungskopfschmerzen als tatsächliche Migräne enttarnen.
Geruchsüberempfindlichkeit ist typisch für Migräne
Osmophobie, die Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen, ist demnach ein spezifischer klinischer Marker der Migräne. Dieses leicht ermittelbare Symptom könnte also, schreiben die Autoren, die manchmal schwierige Differentialdiagnose, also Unterscheidung zwischen Migräne und episodischem Spannungskopfschmerz, erleichtern.
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