Wirkweise von Raptinal auf Krebszellen entschlüsselt
Raptinal übt eine doppelte zytotoxische Wirkung auf Krebszellen aus, indem es den intrinsischen apoptotischen Weg schnell aktiviert und gleichzeitig die Mitochondrienfunktion abschaltet.
Die meisten antineoplastisch wirksamen Chemotherapien zerstören Tumorzellen durch die Aktivierung des intrinsischen Apoptoseweges. Das erstmals im Jahr 2015 beschriebene Molekül Raptinal besitzt die Fähigkeit, den intrinsischen Apoptoseweg in Abhängigkeit von verschiedenen Initiator- und Effektorcaspasen innerhalb weniger Minuten in unterschiedlichen Tumorzelllinien einzuleiten.
Am Institut für Mikrobiologie und Hygiene (Direktor: Prof. Dr. Dr. André Gessner) konnte das Forscherteam um Dr. Dr. Sina Heimer und PD Dr. Dr. Martin Ehrenschwender zeigen, dass diesem bereits beschriebenen Mechanismus ein weiterer zugrunde liegt, der vor allem in sogenannten difficult-to-treat Tumorentitäten mit Defekten im intrinsischen Apoptoseweg zum Tragen kommen kann.
Raptinal besitzt folglich einen dualen Wirkmechanismus: die schnelle Aktivierung der intrinsischen Apoptose, welche sich in Abhängigkeit der Initiator- und Effektorcaspasen innerhalb weniger Stunden vollzieht, gefolgt vom Caspase-unabhängigen Verlust der mitochondrialen Funktion, welche durch den Zusammenbruch des mitochondrialen Membranpotentials initiiert wird. Im Zusammenhang mit den bereits in vivo gezeigten Behandlungserfolgen stellt die Raptinaltherapie somit einen vielversprechenden Behandlungsansatz dar.
Publikation:
Heimer, S., Knoll, G., Schulze-Osthoff, K. et al. Raptinal bypasses BAX, BAK, and BOK for mitochondrial outer membrane permeabilization and intrinsic apoptosis. Cell Death Dis 10, 556 (2019)
doi:10.1038/s41419-019-1790-z