Mehr Menschen mit HIV, weniger HIV-Neuinfektionen

Das Robert Koch-Institut hat anlässlich des kommenden Welt-AIDS-Tages im Epidemiologischen Bulletin eine umfassende Darstellung der HIV/AIDS-Situation in Deutschland veröffentlicht. Im Jahr 2018 haben sich geschätzt 2.400 Personen in Deutschland mit HIV infiziert, 2017 waren es 2.500 Neuinfektionen. Der Ausbau von zielgruppenspezifischen Testangeboten und ein früherer Behandlungsbeginn zeigen offenbar auch in Deutschland Erfolge. „Dieser Weg sollte konsequent weiter umgesetzt werden, insbesondere durch eine weitere Verbesserung der Testangebote und die Gewährleistung des Zugangs zur Therapie für alle Menschen, die in Deutschland mit HIV leben“, betont Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts.

Die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland ist bis Ende 2018 auf 87.900 gestiegen. Von diesen sind etwa 10.600 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert. „Wer von seiner Infektion nichts weiß, kann das Virus unbeabsichtigt weitergeben, außerdem ist bei Spätdiagnosen die Sterblichkeit höher“, unterstreicht Wieler. Etwa jede dritte Neuinfektion wird erst mit einem fortgeschrittenen Immundefekt diagnostiziert. Im Jahr 2018 sind geschätzt 440 Menschen an HIV gestorben. Die Gesamtzahl der Todesfälle seit Beginn der Epidemie in den Achtzigerjahren schätzen die RKI-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler auf 29.200.

Der positive Trend kommt aus der wichtigsten Betroffenengruppe – Männer, die Sex mit Männern haben. Bei ihnen ging die Zahl der geschätzten HIV-Neuinfektionen von etwa 2.200 Neuinfektionen im Jahr 2013 auf 1.600 Neuinfektionen im Jahr 2018 zurück. Diese Entwicklung ist wahrscheinlich in erster Linie darauf zurückzuführen, dass es bei Männern, die Sex mit Männern haben, gelungen ist, die Testbereitschaft zu steigern und die Testangebote auszuweiten. Außerdem wirkt sich die Empfehlung zu einem sofortigen Behandlungsbeginn positiv aus. Eine erfolgreiche Therapie führt dazu, dass die Weitergabe von HIV nicht mehr möglich ist.

Der Anteil von Menschen mit HIV, die eine antiretrovirale Behandlung erhalten, hat in den vergangenen Jahren stetig zugenommen und liegt inzwischen bei 93 Prozent. Bei 95 % der Behandelten ist die Behandlung erfolgreich, so dass die Behandelten nicht mehr infektiös sind. Seit 2015 empfehlen die HIV-Behandlungsleitlinien, jede diagnostizierte HIV-Infektion in Deutschland umgehend antiretroviral zu therapieren. Die Empfehlung, Kondome zu benutzen, bleibt weiter ein Grundpfeiler der Prävention von HIV und weiteren sexuell übertragbaren Infektionen.

Das RKI schätzt die Zahl der HIV-Neuinfektionen jedes Jahr neu. Durch zusätzliche Daten und Informationen sowie Anpassung der Methodik können sich die Ergebnisse der Berechnungen von Jahr zu Jahr verändern und liefern jedes Jahr eine aktualisierte Einschätzung des gesamten bisherigen Verlaufs der Epidemie. Die neuen Zahlen können daher nicht direkt mit früher publizierten Schätzungen verglichen werden. Die geschätzten Neuinfektionen sind nicht zu verwechseln mit den beim RKI gemeldeten Neudiagnosen. Da HIV über viele Jahre keine auffälligen Beschwerden verursacht, kann der Infektionszeitpunkt länger zurückliegen. Die neue Schätzung ist im Epidemiologischen Bulletin 46/2019 veröffentlicht, diese Ausgabe geht auch auf die Entwicklung der HIV-Neudiagnosen ein.

Das Epidemiologische Bulletin und weitere Informationen, darunter Eckdaten für die einzelnen Bundesländer, sind online abrufbar: www.rki.de/hiv.

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