Chronische Darmentzündung erhöht das Risiko für bestimmte Autoimmunerkrankungen
Original Titel:
The Association of Inflammatory Bowel Diseases with Autoimmune Disorders: A Report from the epi-IIRN
MedWiss – Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte Autoimmunerkrankungen. Zu diesem Ergebnis kam die vorliegende Studie. In dieser verglichen Wissenschaftler das Erkrankungsrisiko von Patienten mit chronischer Darmentzündung mit dem von Vergleichspersonen ohne eine solche Darmerkrankung.
Eine Krankheit kommt selten allein. Das bedeutet, dass Patienten mit bestimmten Erkrankungen ein erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen aufweisen. Dieses erhöhte Risiko zu kennen, ist wichtig, um eventuelle Vorsichtsmaßnahmen treffen zu können oder bei neu auftretenden Symptomen die Erkrankung schnell diagnostizieren und somit bereits früh behandeln zu können. Wissenschaftler aus Israel wollten herausfinden, ob Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa ein erhöhtes Risiko für bestimmte Autoimmunerkrankungen haben.
Wissenschaftler verglichen Patienten mit chronischer Darmentzündung mit Personen ohne eine solche Darmerkrankung
Die Wissenschaftler analysierten die Daten von 12625 Patienten mit einer chronischen Darmentzündung und von 12625 Vergleichspersonen, die nicht an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa litten. Sie untersuchten, wie häufig bestimmte Autoimmunerkrankungen bei den Patienten und bei den Vergleichspersonen auftraten. Hierbei lag ihr Augenmerk auf folgende Autoimmunerkrankungen: Typ-1-Diabetes, Schuppenflechte, Sjögren-Syndrom, systemische Lupus erythematodes, primär sklerosierende Cholangitis, Zöliakie und autoimmun bedingte Schilddrüsenentzündungen. Außerdem interessierten sich die Wissenschaftler dafür, ob bestimmte Medikamente, die bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zum Einsatz kommen, mit dem Risiko, an einer der genannten Autoimmunerkrankungen zu erkranken, zusammenhingen.
Patienten mit chronischer Darmentzündung hatten ein höheres Risiko für Autoimmunerkrankungen
Die Wissenschaftler stellten bei der Auswertung der Daten fest, dass etwa jeder 10. Patient mit einer chronischen Darmentzündung an mindestens einer der genannten Autoimmunerkrankungen erkrankt war (1395 Patienten, 11,1 % der Patienten). Somit waren die Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankung beinahe doppelt so häufig betroffen wie die Vergleichspersonen ohne chronische Darmentzündung – von diesen waren nämlich 5,9 % (740 Personen) an einer der genannten Autoimmunerkrankungen erkrankt. Bei genauerer Betrachtung fiel auf, dass jede der Autoimmunkrankheiten bei den Patienten mit chronischer Darmentzündung häufiger auftrat – die einzige Ausnahme bildeten autoimmun bedingte Schilddrüsenentzündungen.
Auswirkungen von Medikamenten auf das Erkrankungsrisiko
Was die Medikamente anging, welche die Patienten gegen die chronische Darmentzündung bekamen, stellte sich heraus, dass TNF-Hemmer (zu ihnen gehören Adalimumab, Infliximab und Golimumab) mit einem höheren Risiko für Schuppenflechte einhergingen. Das Risiko für das Sjögren-Syndrom und Zöliakie schienen sie jedoch zu senken. Thiopurine und 5-Aminosalicylsäure (wie Mesalazin) schienen hingegen keinen Einfluss auf das Auftreten von Autoimmunerkrankungen zu haben.
Patienten mit chronischer Darmentzündung hatten somit ein erhöhtes Risiko für bestimmte Autoimmunerkrankungen. Von den untersuchten Medikamenten, die bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa zum Einsatz kommen, schienen nur TNF-Hemmer einen Einfluss auf das Erkrankungsrisiko zu haben.
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