HIV
Verminderte Ernährungssicherheit wirkt sich auf Adhärenz von HIV-Patientinnen aus
Original Titel:
Food insecurity is associated with lower levels of antiretroviral drug concentrations in hair among a cohort of women living with HIV in the United States
- Untersuchungen zeigen, dass sich Ernährungsunsicherheit auf die Adhärenz von HIV-Patienten auswirkt
- In zahlreichen Studien wird die Adhärenz allerdings nicht objektiv gemessen
- Wissenschaftler bestimmten die Adhärenz von HIV-Patientinnen mittels Haaranalysen
- Verschiedene antiretrovirale Wirkstoffe wie Raltegravir und Dolutegravir konnten mithilfe der Haaranalysen bestimmt werden
MedWiss – Ergebnisse aus den USA zeigen, dass eine verminderte Ernährungssicherheit Einfluss auf die Adhärenz von HIV-Patientinnen haben könnte. Dies sollte bei zukünftigen Interventionen für HIV-Patienten berücksichtigt und adressiert werden.
Der Begriff Ernährungssicherheit beschreibt den Zustand, dass ein Mensch jederzeit Zugang zu einer ausreichenden Menge an gesunden und nahrhaften Lebensmitteln hat. Verschiedene Aspekte können die Ernährungssicherheit gefährden. Vor allem finanzielle Gründe oder physische Einschränkungen limitieren die Ernährungssicherheit.
Wissenschaftler aus den USA ermittelten in einer Studie, ob sich die Ernährungssicherheit auf die Adhärenz von HIV-Patientinnen auswirkt. Für die Studie griffen die Wissenschaftler auf Daten von 677 Frauen mit HIV zurück, die an der Women’s Interagency HIV-Studie, einer prospektiven Kohortenstudie, teilnahmen. Um die Ernährungssicherheit der HIV-Patientinnen zu bestimmen, nutzten die Wissenschaftler ein speziell dafür konzipiertes Fragebogentool, den US Household Food Security Survey.
Haaranalysen ermöglichten eine objektive Einschätzung der Adhärenz
Die Adhärenz der Patientinnen wurde mithilfe von Haaranalysen bestimmt. Dazu wurde der Gehalt an antiretroviralen Wirkstoffen mithilfe einer Flüssigchromatographie mit Massenspektrometrie-Kopplung gemessen. Zu den auf diese Weise bestimmten Wirkstoffen zählten Darunavir, Atazanavir, Raltegravir und Dolutegravir.
Anstieg der Ernährungsunsicherheit war mit einer Abnahme der Wirkstoffkonzentration assoziiert
Bei Untersuchungsbeginn waren 59 % der Patientinnen virologisch supprimiert. 45 % der Patientinnen hatten eine unzureichende Ernährungssicherheit. Berechnungen zeigten, dass ein Anstieg der Ernährungsunsicherheit um 3 Punkte mit einer 0,94-fach verminderten Wirkstoffkonzentration assoziiert war (nach Adjustierung für soziodemographische Faktoren und klinische Charakteristika). Dieser Zusammenhang blieb auch dann bestehen, wenn die Wissenschaftler die Analyse zusätzlich für die von den Patientinnen berichtete Adhärenz adjustierten.
Schlussfolgernd war eine unzureichende Ernährungssicherheit bei HIV-Patientinnen mit einer niedrigeren Konzentration an antiretroviralen Wirkstoffen assoziiert. Dies zeigten Haaranalysen. Eine verminderte Ernährungssicherheit könnte somit mit einer suboptimalen Adhärenz und/oder einer eingeschränkten Medikamentenabsorption im Zusammenhang stehen. Um die Adhärenz von HIV-Patienten zu steigern, sollten Interventionen das Thema Ernährungssicherheit berücksichtigen und adressieren.
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