Hydroxychloroquin gegen COVID-19 – Erfahrungen aus Frankreich

Original Titel:
Hydroxychloroquine and azithromycin as a treatment of COVID-19: results of an open-label non-randomized clinical trial

MedWiss – Chloroquin und das dem sehr ähnliche Hydroxychloroquin werden als heiße Kandidaten im Kampf gegen COVID-19 gehandelt. Klinische Studien laufen bereits. Wissenschaftler aus Frankreich berichteten von ihren ersten Erfahrungen mit dem Einsatz von Hydroxychloroquin gegen COVID-19.


Forscher der ganzen Welt sind auf der Suche nach einem Wirkstoff gegen das neue Coronavirus (SARS-CoV-2). Dabei ist Chloroquin bzw. das dem sehr ähnliche Hydroxychloroquin ins Blickfeld der Forschung gerückt. Wissenschaftler aus Frankreich behandelten Patienten mit COVID-19, der Krankheit, die durch SARS-CoV-2 ausgelöst wird, mit Hydroxychloroquin und berichteten von ihren ersten Erfahrungen.

Patienten mit COVID-19 bekamen täglich Hydroxychloroquin

COVID-19-Patienten aus Frankreich bekamen 10 Tage lang täglich 600 mg Hydroxychloroquin (3-mal täglich je 200 mg). Von der Behandlung ausgenommen waren Patienten, die eine bekannte Allergie gegenüber Hydroxychloroquin oder Chloroquin oder andere Kontraindikationen wie Retinopathie, G6PD-Mangel und eine Verlängerung des QT-Intervalls aufwiesen. Die Virusmengen in Nasopharynx-Abstrichen wurden im Krankenhaus täglich gemessen. Ob die Patienten zusätzlich Azithromycin oder eine symptomatische Behandlung bekamen, war abhängig von ihrem klinischen Erscheinungsbild. Als Kontrollen wurden COVID-19-Patienten von anderen Behandlungszentren, die kein Hydroxychloroquin bekamen, und Patienten, die sich gegen eine Behandlung mit Hydroxychloroquin aussprachen oder ein Ausschlusskriterium aufwiesen, herangezogen. 6 Tage nach Beginn der Behandlung wurde untersucht, ob der Virus im Nasopharynx-Abstrich noch nachweisbar war.

Manche Patienten bekamen zusätzlich zu Hydroxychloroquin Azithromycin

Den Wissenschaftlern standen für die Analyse die Daten von 20 Patienten, die Hydroxychloroquin bekamen, und von 16 Kontrollpersonen zur Verfügung. Von den 46 beobachteten Patienten waren 6 Patienten symptomlos, 22 zeigten Symptome für eine Infektion der oberen Atemwege und 8 Patienten hatten Symptome einer Infektion der unteren Atemwege. Von den 20 Patienten, die mit Hydroxychloroquin behandelt wurden, bekamen 6 Patienten zusätzlich Azithromycin – und zwar unter täglicher Elektrokardiogrammkontrolle.

Hinweise auf eine Wirksamkeit von Hydroxychloroquin gegen COVID-19

Der Anteil der Patienten, bei denen der Virus nach 6 Tagen nicht mehr nachweisbar war, war bei Patienten, die Hydroxychloroquin bekamen, im Vergleich zu den Kontrollpersonen signifikant größer (70 % vs. 12,5 %; p=0,001). Die Wissenschaftler machten außerdem die Beobachtung, dass dieser Effekt durch zusätzliches Azithromycin verstärkt wurde.

Die kleine Studie gibt somit Hinweise darauf, dass Hydroxychloroquin mit dem Verschwinden des Virus bei COVID-19-Patienten einherging. Dieser Effekt schien durch zusätzliches Azithromycin verstärkt zu werden. Es ist jedoch anzumerken, dass es sich hier um eine sehr kleine und kurze Studie handelt und die Patienten nicht randomisiert wurden, sodass die beiden Patientengruppen nicht unbedingt miteinander vergleichbar sind. Außerdem können beide Wirkstoffe (Hydroxychloroquin und Azithromycin) gefährliche Herzrhythmusstörung verursachen, weshalb gerade eine kombinierte Anwendung mit höchster Vorsicht zu betrachten ist. Tatsächlich warnen die Deutsche Herzstiftung und Herzspezialisten vor voreiligem Einsatz beider Wirkstoffe in Kombination (Pressemeldung hier). Die Kombinationstherapie muss erst klinisch erprobt werden, um einschätzen zu können, ob der Nutzen größer ist als die Risiken.

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