Erste Erfahrungen mit der Behandlung von COVID-19 mit Rekonvaleszenten-Plasma
Original Titel:
Treatment of 5 Critically Ill Patients With COVID-19 With Convalescent Plasma
MedWiss – Ärzte berichten über die Behandlung von 5 schwer erkrankten COVID-19-Patienten mit Rekonvaleszenten-Plasma in einem Krankenhaus in Shenzhen, China. Die Transfusion des Plasmas besserte den klinischen Status der Patienten. Nun bedarf es klinischer Studien, um bewerten zu können, ob diese Form der Behandlung Erfolge im Kampf gegen das Coronavirus verspricht.
Für das neue Coronavirus (SARS-CoV-2) gibt es derzeit keine spezifischen Medikamente und keinen Impfstoff. Ärzte aus China ermittelten, ob sich schwere COVID-19-Erkrankungen wirksam mit Rekonvaleszenten-Plasma behandeln lassen.
Die Ärzte berichteten in der Fachzeitschrift JAMA über eine Fallserie, bei der 5 kritisch erkrankte COVID-19-Patienten mit akutem Lungenversagen mit Rekonvaleszenten-Plasma behandelt wurden. Alle Patienten litten unter einer schweren Lungenentzündung, die schnell voranschritt. Die Viruskonzentration ließ sich durch antivirale Medikamente nicht senken und blieb kontinuierlich hoch. Der Quotient aus arteriellem Sauerstoffpartialdruck (PaO2) und der inspiratorischen Sauerstoffkonzentration (FiO2), der sogenannte Horovitz-Quotient, lag bei < 300. Alle 5 Patienten wurden maschinell beatmet.
Behandlung
Die Patienten erhielten eine Transfusion mit Rekonvaleszenten-Plasma mit einem SARS-CoV-2-spezifischem Antikörpertiter (IgG) > 1: 1000 sowie einem Neutralisationstiter > 40. Die Patienten erhielten diese Form der Behandlung zwischen dem 10. und 22. Tag nach ihrer Krankenhauseinweisung.
Wesentliche Outcomes
Zu den wesentlichen Outcomes zählten die Änderung der Körpertemperatur, der SOFA (Sequential Organ Failure Assessment)-Wert (Werte von 0 bis 24; höhere Werte zeigen eine schwerere Krankheit an), der Horovitz-Quotient (PaO2/FiO2), die Viruskonzentration, der Antikörpertiter im Serum, klassische Laborwerte, das Ausmaß des Lungenversagens und die Notwendigkeit für eine extrakorporale Membranoxygenierung (EMCO) vor und nach Erhalt des Rekonvaleszenten-Plasmas.
Ergebnisse
Das Alter der Patienten lag zwischen 36 und 65 Jahren, 2 Personen waren weiblich. Nach der Transfusion des Rekonvaleszenten-Plasmas sahen die Ärzte folgende Veränderungen:
- bei 4 der 5 Patienten normalisierte sich die Körpertemperatur innerhalb von 3 Tagen
- der SOFA-Wert verbesserte sich von Werten zwischen 2–10 vor der Transfusion auf Werte zwischen 1–4 12 Tage nach der Transfusion
- der Horovitz-Quotient stieg innerhalb von 12 Tagen an (von Werten zwischen 172–276 vor der Transfusion auf Werte zwischen 284–366)
- die Viruskonzentration nahm ab, sodass die Tests auf das Virus nach 12 Tagen bei allen Personen negativ ausfielen
- SARS-CoV-2-spezifische ELISA- und neutralisierende Antikörpertiter stiegen nach der Transfusion an (vor der Transfusion: 40–60, nach 7 Tagen: 80–320)
- 4 der 5 Patienten litten nach 12 Tagen nicht mehr unter akutem Lungenversagen; 3 der 5 Patienten benötigten nach 2 Wochen keine maschinelle Beatmung mehr
- von den 5 Patienten konnten 3 Patienten aus dem Krankenhaus entlassen werden (nach 51–55 Tagen); die 2 weiteren Patienten befinden sich in einem stabilen Zustand (Stand: 25.03.2020)
Fazit
In dieser Fallserie von 5 COVID-19-Patienten, die an akutem Lungenversagen litten, verbesserte die Transfusion von Rekonvaleszenten-Plasma mit neutralisierenden Antikörpern den klinischen Status der Patienten. Aufgrund der kleinen Anzahl an Patienten und dem Studiendesign ist es aber nicht möglich, zu bewerten, wie wirksam diese Form der Behandlung ist. Um eindeutigere Aussagen treffen zu können, bedarf es nun klinischer Studien.
[DOI: 10.1001/jama.2020.4783]
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