COVID-19 / Erkrankung

Risikofaktor atypische Antipsychotika bei Lungenentzündung?

Original Titel:
Association of atypical antipsychotics and mortality for patients hospitalised with pneumonia

MedWiss – Forscher ermittelten, ob die Behandlung mit atypischen Antipsychotika vor Krankenhauseinweisung ein Risiko für ältere Patienten mit Lungenentzündung darstellen könnte. Ein erhöhtes Risiko zu versterben war besonders bei psychiatrischen Vorerkrankungen oder Herzerkrankungen gegeben. Entsprechend sollten auch psychiatrische Therapien bei älteren Patienten mit Blick auf dieses Risiko überdacht werden und Patienten mit dieser Vorbehandlung besser klinisch überwacht werden, schreiben die Autoren. Die Studie wurde vor der Corona-Pandemie durchgeführt. Ob die Ergebnisse sich also auch für COVID-19-Erkrankungen bestätigen würden, ist aktuell nicht bekannt.


Atypische Antipsychotika werden typischerweise bei Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen, aber auch bei Demenzerkrankungen eingesetzt. Sie werden auch häufig Patienten gegeben, die mit einer Lungenentzündung eingeliefert werden. Zu diesem Einsatz gibt es allerdings kaum Sicherheitsdaten. Daher untersuchten Forscher nun, ob die Behandlung mit atypischen Antipsychotika vor Krankenhauseinweisung ein Risiko für Patienten mit Lungenentzündung darstellen könnte. Dazu wurde die Sterblichkeit der Erkrankten mit und ohne solcher Behandlung untersucht.

 Stellen atypische Antipsychotika bei einer Lungenentzündung ein Risiko dar?

Die Wissenschaftler führten eine retrospektive Kohortenstudie mit hospitalisierten Patienten mit Lungenentzündung über eine Zeitspanne von 10 Jahren durch. In die Studie wurden Menschen ab 65 Jahren eingeschlossen.

Analyse von älteren Lungenentzündungspatienten mit oder ohne atypischen Antipsychotika

Es konnten die Behandlungsdaten von 102  897 Patienten analysiert werden. Davon nahmen 5 977 Menschen atypische Antipsychotika ein. Die Patienten mit und ohne Antipsychotika wurden passend in Geschlecht, Alter und ähnlichen Faktoren einander zugeordnet (Matching). Dadurch konnten 5513 Patienten mit atypischen Antipsychotika und 5513 Patienten ohne diese Medikamente verglichen werden. Daraus ergab sich, dass die Behandlung mit atypischen Antipsychotika das Risiko, innerhalb von 30 Tagen nach Einweisung wegen der Lungenentzündung zu versterben, erhöhte (Odds Ratio 1,20). Auch die Sterblichkeit im Zeitraum von 90 Tagen war signifikant erhöht, wenn Patienten mit Lungenentzündung atypische Antipsychotika erhielten (Odds Ratio 1,19).

Erhöhtes Risiko besonders bei Vorerkrankungen von Psyche und Herz, nicht aber bei Demenz

Die Studie fand demnach, dass Patienten im Alter von 65 Jahren und älter ein höheres Risiko haben, an einer Lungenentzündung zu versterben, wenn sie auch mit atypischen Antipsychotika behandelt werden. Dieses erhöhte Risiko war besonders bei psychiatrischen Vorerkrankungen oder Herzerkrankungen gegeben. Demnach sollten entsprechende Therapien in dieser Altersgruppen überdacht werden und entsprechende Patienten besser klinisch überwacht werden, schreiben die Autoren. Die Studie wurde vor der Corona-Pandemie durchgeführt. Ob die Ergebnisse sich also auch für COVID-19-Erkrankungen bestätigen würden, ist aktuell nicht bekannt.

[DOI: 10.1183/23120541.00223-2018 ]

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