Tipps für Angehörige von Menschen mit Demenz
Zum internationalen Tag der Pflege
Berlin, 12.05.2020 – Der gemeinsame Alltag mit Menschen mit Demenz ist nicht immer einfach. Die körperliche Pflege, aber auch Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen können für Angehörige eine Herausforderung sein. Wo finden Angehörige in dieser Situation Hilfe? Wie kann man mit Verhaltensänderungen bei fortgeschrittener Demenz wie Aggression oder Wut umgehen? Anlässlich des Internationalen Tags der Pflege am 12. Mai informiert die Stiftung Gesundheitswissen dazu.
In Deutschland leben geschätzt 1,7 Millionen Menschen mit Demenz. Davon werden etwa zwei Drittel in privaten Haushalten und dabei überwiegend von Angehörigen, Freunden und Nachbarn betreut und gepflegt. Die Diagnose Demenz wirft daher nicht nur bei Betroffenen viele Fragen auf, sondern oftmals auch bei den Angehörigen. Wie gehe ich mit Demenz-spezifischen Situationen um? Wie kann ich mich auf Arzttermine vorbereiten? Wer kann mich bei der Pflege unterstützen?
„Viele Angehörige setzen sich tagein tagaus zu Hause für Menschen mit Demenz ein. Sie sind eine tragende Säule unserer Gesundheitsversorgung. Dafür verdienen sie Anerkennung und Dank, vor allem aber brauchen sie konkrete Hilfsangebote und fundierte Informationen. Denn der Umgang mit Demenz-Patienten kann sehr herausfordernd sein“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Gesundheitswissen.
Informationen für Angehörige von Menschen mit Demenz im Überblick:
- Was können Angehörige selbst tun?
- Wo finden Angehörige Betreuungs- und Entlastungsangebote?
- Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige, (Selbsthilfe)-Gruppen und Arztsuche
- Erfahrungsberichte von Angehörigen und Menschen mit Demenz
Im Vorfeld eines Arztgespräches kann es für den Angehörigen hilfreich sein, sich alle Fragen zu notieren und den Arzt zu Beginn der Behandlung zu bitten, diese zu beantworten. Oftmals sind Angehörige während der Behandlung so sehr darauf fokussiert, dass der Patient alles richtig macht, dass ihnen am Ende nicht ausreichend Zeit für Fragen bleibt. Bereits nach der Diagnose Demenz können Angehörige eine Reihe von Maßnahmen selbst umsetzen. Dazu gehört u. a., die heimischen Räumlichkeiten anzupassen. Das heißt oftmals, dass das Wohnumfeld des Patienten umgeräumt oder eventuell sogar umgebaut werden muss, um es sicherer zu machen. Maßnahmen sind u. a.:
- Ausreichende Beleuchtung: Um Orientierungslosigkeit in der Dunkelheit vorzubeugen, bietet sich eine ausreichende Beleuchtung – u. a. mit Bewegungsmelder – an.
- Treppenhaus anpassen: Um das Treppensteigen zu erleichtern, sollten links und rechts Festhalte-Möglichkeiten angebracht werden. Spezielle Treppenlift-Lösungen sind auch möglich und werden von der Pflegeversicherung bezuschusst.
- Sicherheit in der Küche: kann u. a. durch Küchengeräte mit Abschaltautomatik, einem Herd mit automatischer Abschaltung oder sicher aufbewahrten Chemikalien und Reinigungsmitteln erhöht werden.
- Sicherheit im Bad: Der Badschlüssel sollte versteckt werden, damit sich der Erkrankte nicht einschließen kann. U. a. hilfreich sind auch rutschfeste Fliesen und Haltegriffe an WC und Dusche.
Experten geben Antworten auf wichtige Fragen:
- Wie sich die Diagnose Demenz auf das Alltagsleben auswirken kann: Daniela Sulmann vom Zentrum für Qualität in der Pflege
- Tipps für Angehörige für die Vorbereitung des Arzttermins: Prof. Dr. med. Andreas Fellgiebel von der Rheinhessen-Fachklinik Alzey
- Umgang mit herausforderndem Verhalten bei Demenz: Prof. Dr. Daniela Holle von der Hochschule für Gesundheit Bochum
Der Alltag mit Menschen mit Demenz kann herausfordernd sein. Deshalb ist es wichtig für Angehörige zu wissen, wo sie in dieser Situation Hilfe finden. Zunächst einmal haben Angehörige das Recht auf Beratung. Viele wissen das nicht und die Beratungslandschaft ist teilweise unübersichtlich. Eine gute Beratung aber kann wegweisend sein. Mögliche Anlaufstellen sind Pflegestützpunkte, das Netzwerk für Demenz, die Deutsche Alzheimer Gesellschaft oder das Zentrum für Qualität in der Pflege. Wichtige Anlaufstellen können auch Selbsthilfegruppen sein, in denen sich Angehörige mit ähnlichen Erfahrungen austauschen und unterstützen können.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, eine Tagespflegeeinrichtung zu nutzen. Das bietet Angehörigen Freiraum und hat zugleich den großen Vorteil, dass die Angehörigen und der Demenzkranke sich daran gewöhnen können, dass nicht nur in der Familie geholfen wird. Auch Kurzzeitpflege kann helfen, beispielsweise wenn die Demenz diagnostiziert wurde und zuhause alles auf die neue Krankheit vorbereitet werden muss.
Es kann auch sinnvoll sein, professionelle Hilfe zu Hause in Anspruch zu nehmen. In diesem Fall unterstützen Mitarbeiter von Helferinnenkreisen oder Pflegediensten im heimischen Umfeld des Patienten, erbringen Pflegeleistungen und motivieren ihn zu alltäglichen Aktivitäten. Wichtig ist es aber, auch für Angehörige zu erkennen, wo die eigenen Grenzen sind und wann der Zeitpunkt gekommen ist abzugeben oder den Umzug ins Heim in Betracht zu ziehen. Den Zeitpunkt können Angehörige z.B. daran festmachen, dass sie ungeduldiger im Umgang mit dem Demenzkranken werden oder sich „ausgebrannt“ fühlen. Im Expertenfilm der Stiftung Gesundheitswissen gibt es weitere konkrete Tipps zu Betreuungs- und Entlastungsangeboten.
Hintergrund zu den Informationen und zum Internationalen Tag der Pflege:
Das Informationsangebot zum Thema Demenz hat die Stiftung Gesundheitswissen in Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) erstellt. Der Tag der Pflege ist ein international ausgerufener Tag zu Ehren der britischen Krankenschwester Florence Nightingale. Er findet immer am 12. Mai statt, dem Geburtstag von Nightingale, die als Begründerin der modernen westlichen Krankenpflege gilt.