Weisen Jugendliche mit chronischer Darmentzündung häufiger Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf?
Original Titel:
Cardiovascular risk factors are not present in adolescents with inflammatory bowel disease
- Wissenschaftler werteten die Daten von mehr als eine Million Jugendlichen aus Israel aus
- Jugendliche mit und ohne chronische Darmentzündung unterschieden sich nicht in ihrem systolischen und diastolischen Blutdruck
- Patienten mit Morbus Crohn waren seltener übergewichtig als Personen ohne chronische Darmentzündung
- Patienten mit Colitis ulcerosa waren genauso häufig übergewichtig wie Personen ohne chronische Darmentzündung
MedWiss – Jugendliche mit einer chronischen Darmentzündung wiesen nicht häufiger Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf als Jugendliche ohne solche Darmerkrankungen. Zumindest galt das für den Blutdruck und für Übergewicht. Zu diesem Ergebnis kam die vorliegende Studie, in der Wissenschaftler die Daten von mehr als eine Million Jugendlichen aus Israel auswerteten.
Wissenschaftler aus Israel stellten sich die Frage, ob Jugendliche mit einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung häufiger Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufwiesen als Jugendliche ohne eine solche Darmerkrankung. Zu den Risikofaktoren zählen unter anderem hoher Blutdruck und Übergewicht.
Wissenschaftler werteten die Daten von mehr als eine Million Jugendlichen aus
Die Wissenschaftler griffen auf die Daten von 1 144 213 junger Menschen aus Israel zurück, die sich im Alter von 17,1 Jahren (Median) einer allgemeinen Gesundheitsuntersuchung unterzogen hatten. Sie interessierten sich unter anderem für demographische Daten, für den Blutdruck und für das Körpergewicht der Jugendlichen.
Patienten mit chronischer Darmentzündung hatten ähnliche Blutdruckwerte und seltener Übergewicht
Insgesamt waren 2 372 Studienteilnehmer an einer chronischen Darmentzündung erkrankt. Die meisten von ihnen litten an Morbus Crohn (68 %, 1 612 Patienten). Statistischen Analysen zufolge gab es keine Unterschiede zwischen Patienten mit chronischer Darmentzündung und Personen ohne eine solche Darmerkrankung, was den systolischen und den diastolischen Blutdruck anging. Was Übergewicht anbelangte, so waren Männer signifikant seltener übergewichtig (15,8 % vs. 21,2 %) oder stark übergewichtig (3,7 % vs. 6,1 %), wenn sie an Morbus Crohn erkrankt waren. Frauen mit Morbus Crohn waren ebenfalls seltener übergewichtig (14,0 % vs 17,9 %). Bei starkem Übergewicht konnten hingegen keine Unterschiede festgestellt werden. Ähnlich war es bei Patienten mit Colitis ulcerosa. Sie waren nicht häufiger oder seltener von Übergewicht oder starkem Übergewicht betroffen als die Studienteilnehmer ohne chronisch entzündliche Darmerkrankung. Interessant war, dass Patienten mit Morbus Crohn häufiger von einer erblichen Hyperkoagulabilität betroffen waren (16,9-mal so großes Risiko).
Jugendliche mit einer chronischen Darmentzündung wiesen somit nicht häufiger klassische Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen auf als Jugendliche ohne eine solche Darmerkrankung.
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