Videosprechstunde etabliert: Expertise für Spezialchirurgie deutschlandweit anbieten
Erstkontakt zu Ärzten ohne lange Anreise und im Familienkreis möglich
Leipzig. In einer außergewöhnlichen Situation – Stichwort Coronakrise – geboren, soll es nun als zusätzliches Angebot für Patienten dauerhaft etabliert werden: Der Bereich Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie des Universitätsklinikums Leipzig (UKL) bietet seit einigen Wochen eine Videosprechstunde an. Unter anderem soll auf diese Weise Patientengruppen mit Spezialanliegen wie Lipödemen dritten Grades oder auch Transsexuellen die Möglichkeit gegeben werden, auch visuellen Kontakt zu Fachexperten des UKL aufzunehmen, ohne möglicherweise weite Anreisen auf sich zu nehmen.
Diese Onlinesprechstunde startete zunächst als Pilotprojekt, inzwischen wird ein System für das gesamte UKL etabliert.
Seit Mitte April läuft die Videosprechstunde. Die Resonanz sei gut, sagt Prof. Stefan Langer, Leiter des Bereichs Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie, der Teil der Klinik und Poliklinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Plastische Chirurgie des UKL ist. „Vielleicht hatten während der Coronakrise viele Menschen auch mehr Zeit, über sich und das medizinische Problem nachzudenken und individuelle Fragen zu entwickeln“, überlegt er.
Vier Patientengruppen sieht Prof. Langer als ideal für seine Videosprechstunde:
1. Menschen, die nach einer chirurgischen Adipositas-Behandlung mit den äußeren Folgen eines massiven Gewichtsverlustes zu kämpfen haben (Hauterschlaffungen).
2. Lipödeme dritten Grades, das sind krankhafte Fettablagerungen meist in den Oberschenkeln von Frauen. Diese Behandlung wird seit Anfang 2020 von den Krankenkassen bezahlt.
3. Lymphödeme in Armen und Beinen, wenn sich Lymphflüssigkeit anstaut und die Extremitäten anschwellen lässt. Die Behandlung dieser Lymphödeme stellt einen Schwerpunkt in der Arbeit von Prof. Langer dar. Hier erreichen ihn Anfragen aus ganz Deutschland und anderen europäischen Ländern. „Wir haben bereits Termine bis Juni 2021 vergeben“, erklärt er.
4. Geschlechtsangleichende Operationen bei Mann- und Frau-Transsexuellen. Auch hier erreichen Langer und seine Kollegen Anfragen aus ganz Deutschland. Gerade bei dieser Art eines operativen Eingriffs bedarf es eines engen Vertrauensverhältnisses mit dem Behandlerteam.
„So können wir Menschen in ganz Deutschland unsere Expertise in diesen vier Bereichen der Spezialchirurgie zeigen“, erläutert Prof. Langer die Motivation seines Teams. Auch Patienten, die weit entfernt von Leipzig leben, hätten schließlich einen Anspruch darauf.
Die visuellen Sprechstunden finden zusätzlich zu den regulären statt, es wurden extra neue Zeitfenster geschaffen. Die bisherigen Teilnehmer seien bisher alle erfreut über das Angebot gewesen, berichtet der UKL-Mediziner. „Das Ganze findet natürlich auch in einem Sprechstundenzimmer statt, das finde ich wichtig, es darf nicht gestellt wirken.“
Langer sieht mehrere Vorteile bei dieser Art Sprechstunde: „Der Patient sieht in die ‚Arztwelt‘ und kann auf einfache Art einen primären Kontakt zu einem möglichen Behandler herstellen“, erläutert er, „und von uns bekommt er eine erste Idee für eine chirurgische Lösung seines Spezialproblems.“ Im Unterschied zu einem Telefonat sähen die Menschen das Gesicht des Arztes, und sie hätten die Möglichkeit, Befunde oder auch gleich die betroffenen Problemstellen am Körper zu zeigen.
Weiterer Vorteil: Vorgespräche mit möglichen Patienten, an denen auch Familienmitglieder teilnehmen können, ohne dass diese gleich hunderte Kilometer fahren müssten. „Dabei ist es sehr wichtig, seine Empathie und fachliche Kompetenz auch übers Netz glaubhaft zu vermitteln“, beschreibt der Leipziger Spezialchirurg. Expertise über Video zu zeigen sei aber möglich: „Ich glaube, es ist uns bisher ganz gut gelungen.“
Die Teilnahme an der Videosprechstunde ist auch technisch einfach möglich. Wer sich telefonisch nach einem Termin erkundigt, bekommt nun auch die Telesprechstunde vorgeschlagen. Zum Termin erhalten die Patienten dann eine SMS mit dem Link zur entsprechenden Onlineverbindung, meist über das eigene Smartphone.
Das genutzte System ist zertifiziert und für diese Art Online-Sprechstunden zugelassen. Die Videoaufnahmen werden nicht gespeichert, wie bei jedem „analogen“ Patienten wird aus den Gesprächsergebnissen eine Patientenakte angelegt.
Bisher zählt Prof. Langer rund fünf Patienten pro Woche, die den neuen Service für ein Erstgespräch nutzen. „Ob ich danach zehn oder 90 Prozent von ihnen auch zu einer Behandlung wiedersehe, kann man noch nicht sagen“, hebt er hervor. „Wir glauben“, so betont der Experte des Leipziger Universitätsklinikums, „dass wir in unserem Fachgebiet exzellent aufgestellt sind. Deswegen können sich die Menschen sicher sein, von Experten, auch im Sinne einer Zweitmeinung, beraten zu werden.“
Videosprechstunde Bereich Plastische, Ästhetische und spezielle Handchirurgie:
· Jeden Donnerstag von 10 bis 12 Uhr
· Terminierung über das Sekretariat: Telefon 0341 / 97 – 17140
Technische Voraussetzungen seitens des Patienten:
· Smartphone mit WLAN / Internetzugang oder Laptop/PC mit Kamera und Mikrofon/