Badeunfälle: Die Gefahr nicht unterschätzen
Experten des Universitätsklinikums Freiburg warnen vor Badeunfällen von Kindern in Seen, Flüssen oder Outdoorpools / Wichtige Tipps für Ersthelfer*innen
Die Coronazeit hat viele Urlaubsträume zunichte gemacht. Umso mehr freuen sich Kinder wie Erwachsene auf eine Abkühlung in Flüssen und Seen. Doch leider kommt es immer wieder zu schweren, teils sogar tödlichen Badeunfällen, weil Schwimmer*innen ihre Fähigkeiten überschätzen oder sich unvorsichtig im Wasser verhalten. Viele Kinder, aber auch immer mehr Erwachsene, können nicht gut genug schwimmen, um Wellen oder leichten Strömungen Stand zu halten. „Ertrinken ist, nach den Verkehrsunfällen, die häufigste Art tödlich verlaufender Unfälle im Kindesalter. Die Schwimmkenntnisse, die Kinder mit dem Seepferdchen erlernen, reichen bei weitem nicht aus, um sicher in freien Gewässern schwimmen zu können“, warnt Dr. Daniel Klotz, Oberarzt der Pädiatrischen Intensivmedizin an der Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg.
In letzter Zeit werden außerdem Outdoorpools immer beliebter, besonders da viele Schwimmbäder momentan geschlossen sind oder gemieden werden. „Für Kleinkinder kann jedoch selbst ein wenige Zentimeter gefülltes Planschbecken eine Gefahr sein. Deshalb gilt: Kinder sollten nur unter Aufsicht von Erwachsenen am Wasser spielen und nicht aus den Augen gelassen werden, sei es zuhause, am See oder am Meer“, so Klotz.
Lautlos statt dramatisch
Anders als in vielen Filmen dargestellt, schreien die wenigsten Menschen kurz vor dem Ertrinken oder schlagen mit den Armen. „Meist ist das ein eher leiser Vorgang, weil den Betroffenen die Kraft ausgeht. Auch kann es zu einem Krampf der Stimmlippen beim Einatmen von Wasser kommen“, sagt Prof. Dr. Hans Fuchs, Leiter der Pädiatrischen Intensivmedizin an der Klinik für Allgemeine Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg. Bei Ertrinkungsunfällen sollte immer der Rettungsdienst gerufen werden. Besonders bei Kindern gilt: Auch „kleinere“ Badeunfälle immer ärztlich abklären lassen.
Richtig reagieren nach Badeunfällen mit Kindern
Droht ein Kind zu ertrinken, sollten die Retter*innen mögliche Risiken beachten und sich an wichtige Regeln halten, damit sie sich nicht selbst in Gefahr begeben. Denn immer wieder müssen auch Helfer*innen am Universitätsklinikum Freiburg behandelt werden, weil sie sich bei einer Rettungsaktion überfordert haben.
Tipps, wie man sich als Retter*in verhält, wenn ein Kind im Wasser in Schwierigkeiten gerät:
- Bewahren Sie Ruhe.
- Setzen Sie sofort den Notruf ab und machen Sie andere Badegäste auf die Situation aufmerksam.
- Reichen Sie dem Kind zur Rettung einen schwimmenden Gegenstand, an dem es sich festhalten kann. So können Sie bei aufkommender Panik verhindern, dass Sie als Retter*in unter Wasser gedrückt werden.
- Bringen Sie das Kind aus dem Wasser.
- Überprüfen Sie Atmung und Puls. Falls Sie keine Lebenszeichen feststellen oder sich nicht sicher sind, beginnen Sie mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung.
- Führen Sie die Herzdruckmassage und Beatmung so lange durch, bis der Rettungsdienst eintrifft.
- Atmet das Kind ausreichend, wickeln Sie es in eine Decke ein und bringen Sie es in die stabile Seitenlage. Überprüfen Sie weiterhin die Atmung.
- Auf keinen Fall sollte das Kind geschüttelt oder mit den Beinen nach oben gehalten werden.