Welchen Migränepatienten kommt eine Behandlung mit Onabotulinumtoxin A besonders zugute?

Original Titel:
Response Predictors in Chronic Migraine: Medication Overuse and Depressive Symptoms Negatively Impact Onabotulinumtoxin-A Treatment

Kurz & fundiert

  • Die Auswahl der besten Migränetherapie für jeden Patienten ist immer noch Glückssache
  • Vergleich der Wirksamkeit von Botulinumtoxin mit Faktoren wie Begleitsymptomen, Erkrankungsdauer und vorherige Behandlung
  • Patienten mit besserer Botulinumtoxin-Wirkung waren weniger depressiv

 

MedWiss – Welchen Migränepatienten kommt eine Behandlung mit Onabotulinumtoxin A besonders zugute? Italienische Neurologen berichten nun, dass Botulinumtoxin wirksamer bei Patienten mit chronischer Migräne eingesetzt werden kann, wenn nicht zugleich depressive Symptome vorliegen oder die Betroffenen aufgrund der häufigen Kopfschmerzen Medikamentenübergebrauch betreiben. Eventuell wären für solche Patienten also andere Therapien wirksamer, oder aber eine begleitende antidepressive oder vorbereitende Schmerzmittelentzugstherapie angeraten.


Wenn die Behandlung der Migräne zu dem Punkt kommt, dass das Botulinumtoxin (Onabotulinumtoxin A) gestartet wird, sind meist schon verschiedene Tipps, Strategien und Prophylaxen getestet worden. Aber auch bei dieser Behandlung ist meist nicht klar, wie gut die Chancen sind, dass sie spürbar hilft. Obwohl zahlreiche Studien verschiedene Faktoren untersucht haben, die herausfiltern sollen, welche Patienten besonders von den Injektionen mit dem Botulinumtoxin profitieren, ist der ideale Patient immer noch unklar. Italienische Neurologen versuchten nun erneut, eine bessere Vorhersage der Wirksamkeit dieser Therapie zu ermöglichen.

Die Auswahl der besten Migränetherapie für jeden Patienten ist immer noch Glückssache

Dazu ermittelten sie verschiedene klinische Eigenschaften der jeweiligen Migräneerkrankung und verglichen sie mit Wirksamkeit und Verträglichkeit bei Patienten mit chronischer Migräne. Die Studie wurde im Kopfschmerzzentrum einer italienischen neurologischen Klinik durchgeführt. Als mögliche Faktoren für eine Wirksamkeitseinschätzung wurden Geschlecht, Erkrankungsdauer, Lokalisation der Migräneschmerzen, weitere Symptome, vorherige Prophylaxetherapien, ergänzende Therapien, früherer Medikamentenentzug und Schmerzmittelübergebrauch sowie psychische Symptome wie Ängste oder Depressionen analysiert.

Vergleich der Wirksamkeit von Botulinumtoxin mit Faktoren wie Begleitsymptomen, Erkrankungsdauer und vorherige Behandlung

84 Patienten mit chronischer Migräne im durchschnittlichen Alter von 48 Jahren und einer mittleren Erkrankungsdauer von 10,1 Jahren nahmen an der Untersuchung teil. Im Mittel litten sie an 22,5 Tagen pro Monat unter Kopfschmerz. Starke Kopfschmerzen traten dabei an durchschnittlich 15,2 Tagen auf. Im Schnitt nahmen die Patienten monatlich 33,2 Einheiten von Akutmedikamenten ein – mehr als die Hälfte der Teilnehmer (65,5 %) fiel in die Kategorie des Medikamentenübergebrauchs.

44 der Patienten beendeten drei Behandlungszyklen. Danach wurden 47 % der Patienten als ‚Responder‘ klassifiziert, deren Kopfschmerztage also mindestens um die Hälfte abnahmen. 20 % der Patienten sprachen dagegen teilweise an: ihre Zahl der Kopfschmerztage sank um 30–50 %. Die Behandlung mit Botulinumtoxin senkte besonders bei Patienten die Zahl der Kopfschmerztage, die nicht unter depressiven Symptomen litten und keinen Medikamentenübergebrauch betrieben. Diese Faktoren traten also in der erfolgreicher behandelten Patientengruppe seltener auf. 19 % der Patienten berichteten von Nebenwirkungen wie etwa Nackenschmerzen. 43 Patienten beendeten sogar 5 Behandlungszyklen (12 Monate). Nach dieser Zeit galten immerhin 73,9 % als Responder, also mit mindestens halbierter Zahl der Kopfschmerztage.

Patienten mit besserer Botulinumtoxin-Wirkung waren weniger depressiv

Die Studienautoren schließen, dass Onabotulinumtoxin A wirksamer bei den Patienten mit chronischer Migräne eingesetzt werden kann, die nicht zugleich unter depressiven Symptomen leiden oder Medikamente übergebrauchen. Eventuell wären für solche Patienten also andere Therapien wirksamer, oder aber eine begleitende antidepressive oder vorbereitende Schmerzmittelentzugstherapie angeraten. Diese Ergebnisse sollten nun mit größeren Patientenzahlen überprüft werden, um zukünftig zielgerichteter und erfolgversprechender Betroffene behandeln zu können.

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