Forschungsteam untersucht Zusammenhang zwischen Bindegewebszellen und Darmkrebs
Ein Zusammenhang zwischen Bindegewebszellen und der Entwicklung von Darmkrebs wurde seit Langem vermutet.
Nun hat ein internationales Forschungsteam unter Federführung von PD Dr. Dr. Clemens Neufert, Wissenschaftler der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Oberarzt an der Medizinischen Klinik 1 – Gastroenterologie, Pneumologie und Endokrinologie (Direktor: Prof. Dr. Markus F. Neurath) des Universitätsklinikums Erlangen, gezeigt, dass die Aktivierung spezieller Bindegewebszellen einen wichtigen Faktor bei Darmkrebs darstellt. Diese sogenannten Tumorfibroblasten fördern in entzündlicher Umgebung die Produktion und Freisetzung von Botenstoffen und weiteren Faktoren, die das Darmkrebswachstum begünstigen können. Die Ergebnisse der Wissenschaftler wurden in der Juli-Ausgabe der Fachzeitschrift „GUT“ publiziert.
Darmkrebs gehört zu den häufigsten bösartigen Erkrankungen der westlichen Welt. Eine Heilungschance besteht trotz Therapiefortschritten weiterhin nur bei einer Diagnose im Frühstadium. Die Darmspiegelung als wichtige Früherkennungsmaßnahme wird dennoch zu selten genutzt.
„Ausgangspunkt unserer Arbeit war die Beobachtung, dass Darmkrebs keine einheitliche Erkrankung ist: Darmkrebs ist nicht gleich Darmkrebs und kann sich von Person zu Person mit unterschiedlicher Dynamik individuell entwickeln. Aktuell sind wir dabei, zu verstehen, welche biologischen Grundlagen dafür verantwortlich sind. Bislang weiß man unter anderem, dass bestimmte angeborene beziehungsweise – mehr oder weniger zufällig – erworbene genetische Veränderungen eine Rolle spielen, aber auch die Tatsache, dass Darmkrebs ein Mischgewebe aus vielen verschiedenen Zelltypen darstellt“, erläutert Dr. Dr. Neufert.
Durch die Kooperation des Erlanger Forschungsteams mit Wissenschaftlern in Deutschland, Griechenland und den USA gelang es schließlich nach mehrjähriger Arbeit, einen wichtigen funktionellen Aspekt von Bindegewebszellen bei Darmkrebs klar herauszuarbeiten: Entzündliche Botenstoffe wie Interleukin 6 und 11, die häufig in erhöhter Menge im Darmkrebs vorliegen, können eine bestimmte Form der Aktivierung spezieller Bindegewebszellen, der Tumorfibroblasten, hervorrufen, wobei das Signaleiweiß STAT3 beteiligt ist. Solche aktivierten Bindegewebszellen beeinflussen dann aktiv benachbarte Tumorzellen und spielen somit eine wichtige Rolle bei Darmkrebs. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Bindegewebszellen bei entsprechender Aktivierung als ‚Brandbeschleuniger‘ fungieren können, indem sie zum Beispiel die Produktion von Wachstumsfaktoren unterstützen und damit die Entwicklung von Darmkrebs fördern“, veranschaulicht Clemens Neufert. Auf der Basis dieser neuen Forschungsergebnisse könnten sich die prognostischen und therapeutischen Möglichkeiten für die Darmkrebsbehandlung verbessern lassen.
Das Projekt von Dr. Dr. Neufert und seinem Team ist Teil der Forschungsgruppe FOR2438, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert wird und sich an den Universitätsstandorten Erlangen, Frankfurt und Freiburg auf wissenschaftliche Analysen zur zellulären Plastizität bei Darmkrebs konzentriert.
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