Hydroxychloroquin auch als Post-Expositionsprophylaxe nutzlos

Original Titel:
A Randomized Trial of Hydroxychloroquine as Postexposure Prophylaxis for Covid-19

Kurz & fundiert

  • Wie kann COVID-19 verhindert werden, wenn ungeschützter Kontakt mit Infizierten stattfand?
  • Untersuchung von Hydroxychloroquin als Post-Expositionsprophylaxe
  • Ob Hydroxychloroquin oder Placebo: 11,8 – 14,3 % erkrankten ohne Schutz und Abstand

 

MedWiss – In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie in den USA und Kanada zur möglichen Post-Expositionsprophylaxe mit Hydroxychloroquin wurden Erwachsene untersucht, die zuhause oder am Arbeitsplatz ungeschützt und ohne ausreichenden Abstand Kontakt zu einem bestätigten Fall von COVID-19 hatten. Die Behandlung mit Hydroxychloroquin beugte bei den 821 Teilnehmern keiner COVID-19-Erkrankung oder bestätigten Infektion vor.


An COVID-19 zu erkranken sollte möglichst vermieden werden. Daher sind auch alle Abstands- und Masken-Regeln zur Vermeidung einer Infektion mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 wichtig und nützlich. Wie kann eine Erkrankung aber verhindert werden, wenn man dem Virus bereits ausgesetzt war? Das Medikament Hydroxychloroquin wurde auch hierfür diskutiert und wurde nun in einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie in den USA und Kanada getestet.

Wie kann COVID-19 verhindert werden, wenn ungeschützter Kontakt mit Infizierten stattfand?

Für diese Untersuchung einer möglichen Post-Expositionsprophylaxe wurden Erwachsene zur Teilnahme eingeladen, in deren Haushalt oder Arbeitsplatz es einen bestätigten Fall von COVID-19 gab. Bei Unterschreitung der Sicherheitsabstände für mindestens 10 Minuten und sowohl fehlendem Mund-Nasen-Schutz als auch Gesichtsschild zählten die Menschen zur Gruppe mit hohem Expositions-Risiko, mit Mund-Nasen-Schutz, aber ohne Gesichtsschild zählten sie zur Gruppe mit moderatem Risiko. Innerhalb von 4 Tagen nach Kontakt mit der nachweislich infizierten Person wurden die Teilnehmer zufällig entweder einer Placebo- oder einer Hydroxychloroquin-Behandlung zugewiesen. Hydroxychloroquin wurde initial in einer Dosis von 800 mg gegeben, gefolgt von 600 mg nach 6 bis 8 Stunden. Anschließend nahmen die Teilnehmer täglich eine Dosis von 600 mg für weitere vier Tage ein. Untersucht wurde die Inzidenz entweder einer Labor-bestätigten COVID-19-Erkrankung oder einer Erkrankung, die vermutlich COVID-19 war, innerhalb von 14 Tagen in Abhängigkeit von der Behandlungsgruppe.

Untersuchung von Hydroxychloroquin als Post-Expositionsprophylaxe

821 asymptomatische Teilnehmer wurden analysiert. 87,6 % der Teilnehmer (719 von 821) gaben ein hohes Risiko im Kontakt mit einem bestätigten COVID-19-Fall an. Die Inzidenz einer neuen Erkrankung, die möglicherweise COVID-19 sein könnte, unterschied sich nicht signifikant zwischen Teilnehmern mit Hydroxychloroquin (49 von 414, 11,8 %) und Teilnehmern mit Placebo (58 von 407, 14,3 %). Die absolute Differenz betrug −2,4 Prozentpunkte (95 % Konfidenzintervall: −7,0 bis 2,2; p = 0,35). Nebeneffekte traten häufiger mit Hydroxychloroquin als mit dem Placebo auf (40,1 % versus 16,8 %), ernste unerwünschte Reaktionen wurden allerdings nicht berichtet.

Ob Hydroxychloroquin oder Placebo: 11,8 – 14,3 % erkrankten ohne Schutz und Abstand

Nach Coronavirus-Exposition mit hohem oder moderatem Risiko beugte die Behandlung mit Hydroxychloroquin keiner COVID-19-Erkrankung oder bestätigten Infektion vor. Die Anwendung des Medikaments innerhalb von vier Tagen nachdem Personen dem Virus ausgesetzt waren kann demnach eine Infektion mit SARS-CoV-2 offenbar nicht verhindern.

[DOI: 10.1056/NEJMoa2016638]

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