Chronische Kreuzschmerzen – (k)ein Heilmittel?
Rückenschmerzen können belastend sein. Vor allem wenn sie immer wieder auftreten und der Arzt oder die Ärztin keine körperliche Ursache feststellen kann. Meistens schmerzt es im unteren Rücken, also im Kreuz. Besteht der Schmerz dauerhaft oder kehrt immer wieder, spricht man von chronischen Kreuzschmerzen. Was man tun kann, wenn der Schmerz bleibt und welche Rolle die Psyche bei der Entstehung und Behandlung von Kreuzschmerzen spielt, steht im Fokus einer neuen Gesundheitsinformation der Stiftung Gesundheitswissen.
Etwa 5 – 10 % der Bevölkerung haben chronische Rückenschmerzen – also Schmerzen, die länger als drei Monate anhalten. Früher dachte man, dass wiederkehrende oder langanhaltende Rückenschmerzen immer auf eine Verletzung oder eine krankhafte Veränderung im Körper zurückzuführen sind. Heute weiß man, dass chronische Rücken- und Kreuzschmerzen fast immer durch ein Zusammenspiel von psychischen und körperlichen Faktoren entstehen. Zu diesen Faktoren gehören zum Beispiel Belastungen am Arbeitsplatz oder in der Familie, konstante Anspannung oder eine pessimistische Grundeinstellung. Mit der Zeit spielen die seelischen Einflüsse eine immer stärkere Rolle: Sie halten die chronischen Schmerzen aufrecht und verstärken sie weiter. Der Schmerz hat sich dann verselbstständigt. Er kehrt immer wieder, schon beim kleinsten Schmerzreiz.
Um chronische Schmerzen in den Griff zu bekommen, ist es wichtig, gleichermaßen körperlichen wie seelischen Ursachen nachzugehen. Wenn nur der Körper untersucht wird, bleibt ein wichtiger Teil der Ursachen unentdeckt. Die Behandlung von wiederkehrenden oder chronischen Schmerzen setzt deshalb bei der jeweils individuellen Krankheitsgeschichte, dem Umfeld, den Ängsten und Sorgen der Patientin, des Patienten an. Auch deshalb kommen, wenn einzelne Maßnahmen wie Physiotherapie, Angebote zur Stressreduktion oder eine Psychotherapie nicht wirken, sogenannte „Multimodale Behandlungsprogramme“ infrage. Bei diesem Therapieansatz werden verschiedene Verfahren kombiniert und an die persönlichen Bedürfnisse und Lebensumstände angepasst. Verschiedene Fachgebiete und Therapieformen, z. B. Psycho- und Physiotherapie sowie Schmerzbehandlung, greifen hier ineinander.
Für Menschen, die an chronischen Kreuzschmerzen leiden, ist es auch von Bedeutung, die eigenen Verhaltensweisen besser einschätzen zu lernen. Bestimmte Angewohnheiten oder alltägliche Dinge, wie bspw. eine bestimmte Sitzweise am Schreibtisch, können schmerzverstärkend wirken. Diese im ersten Schritt zu erkennen, um sie dann zu vermeiden oder durch gesundheitsförderndes Verhalten zu ersetzen, ist ein wichtiger Ansatz. Dazu gehört auch besser mit der Angst vor Schmerzen umzugehen, regelmäßig körperlich aktiv zu sein und einen guten Ausgleich zwischen Be- und Entlastung zu finden.
Die Gesundheitsinformation Kreuzschmerzen im Überblick:
- Was sind nicht-spezifische Kreuzschmerzen, welche Ursachen gibt es?
- Wie werden nicht-spezifische Kreuzschmerzen diagnostiziert?
- Wie lassen sich Kreuzschmerzen behandeln?
- Erfahrungsberichte, Anlaufstellen und Tipps für den Alltag
Ein Schmerztagebuch kann u.a. sehr hilfreich für die Vorbereitung auf ein anstehendes Arztgespräch sein. Die dokumentierten Schmerzverläufe können dabei helfen, eine individuell zugeschnittene Behandlung zu finden. Denn mögliche Schmerzauslöser werden damit unter Umständen so besser erkannt. Daher ist es durchaus sinnvoll, wenn Menschen, die unter wiederkehrenden Rückenschmerzen leiden, in einem Schmerztagebuch festhalten, wann und wo Schmerzen aufgetreten sind und wie stark sie waren. Die Stiftung Gesundheitswissen bietet ein solches Schmerztagebuch auf ihrer Website als PDF zum Herunterladen, Ausfüllen und Ausdrucken an. Neben Angaben zur Dauer und Intensität der Schmerzen, können auch Angaben zu den begleitenden Umständen, zur Schmerzstärke und zu Maßnahmen zur Schmerzlinderung gemacht werden.
Weitere Informationen der Stiftung Gesundheitswissen zum Thema:
- Wie entstehen Schmerzen?
- Was kann man tun, wenn die Schmerzen nicht weggehen? Interview mit Dr. med. Oliver Bachmann, Oberarzt am Rückenzentrum der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg