Volkskrankheit COPD? Ganzheitliche Behandlung am UKR
Laut Schätzungen leiden weltweit 210 Millionen Menschen an COPD, allein in Deutschland sind mehr als acht Millionen Menschen davon betroffen. Zwar ist diese Lungenerkrankung irreversibel, dennoch gelingt es Medizinern und Therapeuten am Universitätsklinikum Regensburg (UKR), in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit verschiedener Fachbereiche die Beschwerden der Patienten zu lindern. Anlässlich des Welt-COPD-Tages am 18. November weist das UKR darauf hin, dass COPD zu den häufigsten Todesursachen neben Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehört.
Täglich mindestens zwei Schachteln Zigaretten und ein extrem stressiger Job. Bis vor einiger Zeit sah so der Alltag von Richard T. (Name geändert) aus. Als jedoch das Rasseln in der Lunge bei jedem Atemzug lauter wurde, der Husten immer stärker und auch das bisher normale Tagespensum immer schwieriger zu bewältigen war, brachte ein Besuch beim Pneumologen Gewissheit: chronic obstructive pulmonary disease, kurz COPD oder deutsch auch COB, chronisch obstruktive Bronchitis.
„Oft wird COPD als Raucherhusten oder Raucherlunge verharmlost. Dabei ist es eine schwerwiegende, chronische Lungenerkrankung, die – einmal begonnen – immer weiter fortschreitet und zum Tod führen kann“, erklärt Professor Dr. Christian Schulz, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II und Leiter des Lungenkrebszentrums des UKR. Oft hängen in der Medizin die Behandlungschancen davon ab, in welchem Stadium die Erkrankung erkannt wird. Bei COPD bringt eine frühe Diagnose der Erkrankung keine Heilung mehr, jedoch kann das Fortschreiten der Erkrankung durch frühzeitige Interventionen günstig beeinflusst werden. Am UKR arbeitet ein interdisziplinäres Spezialistenteam Hand in Hand, um den Patienten mit ganzheitlicher Betreuung von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Rehabilitation möglichst viel Lebensqualität zu erhalten und eine individualisierte Behandlung anzubieten.
„Unser Anliegen ist es, den Patienten sämtliche medizinisch-therapeutische Möglichkeiten aufzuzeigen und diesen Weg auch zusammen zu gehen. Wir wollen das Fortschreiten der Erkrankung, so gut es geht, vermeiden oder verlangsamen und so die Lebensqualität verbessern bzw. stabilisieren. Wenn es notwendig und möglich ist, auch durch die Implantation eines Lungenventils oder durch eine Lungentransplantation“, so der Pneumologe weiter. Neben der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II sind auch die Klinik und Poliklinik für Chirurgie, die Klinik und Poliklinik für Herz-, Thorax- und herznahe Gefäßchirurgie, die Klinik für Anästhesiologie sowie das Institut für Röntgendiagnostik in die Behandlung eingebunden. Zudem erhalten die Patienten Unterstützung von der Abteilung für Physiotherapie, von der Sozialberatung und Selbsthilfegruppen.
Rauchen als Hauptauslöser für die COPD
Eine COPD-Erkrankung kann verschiedene Ursachen haben, wird jedoch in den meisten Fällen und insbesondere in den entwickelten Ländern durch das Rauchen ausgelöst. Etwa 90 Prozent aller COPD-Patienten sind oder waren Raucher. Aber auch Passivrauchen und Umwelteinflüsse wie schädliche Dämpfe, Gase, Exposition gegenüber fossilen Brennstoffen oder Stäube können die chronisch obstruktive Lungenerkrankung begünstigen. Zudem kann auch ein Gendefekt – Protein Alpha-1-Atitrypsin-Mangel (AAT-Mangel) – als Ursache für eine COPD-Erkrankung in Frage kommen. „Bei Rauchern ist natürlich der erste Schritt für eine Therapie, den Nikotinkonsum zu beenden. Zusätzlich gehören Präventionsmaßnahmen wie Grippeschutzimpfung und Impfungen gegen Lungenentzündung sowie inhalative atemwegserweiternde und antientzündliche Therapien zur Standardbehandlung der COPD. Daneben müssen wir sehen, ob und welche Begleiterkrankungen eventuell schon aufgetreten sind, und behandeln diese“, erläutert Professor Schulz. Lungenemphysem, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder ein erhöhtes Risiko für Osteoporose und Diabetes treten als häufige Begleiterkrankungen bei der COPD auf.
Symptome ändern sich im Verlauf der Erkrankung
Während als erste Alarmzeichen für Betroffene oftmals Husten, vermehrter Auswurf und Atemnot in Situationen des Alltags, etwa beim Treppensteigen, auftreten, kommt es im weiteren COPD-Verlauf zu drastischeren Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit. Neben der Atemlosigkeit im Ruhezustand kann sich auch die Muskulatur zurückbilden. „Für die Erkrankten ist es unbedingt erforderlich, dass sie weiterhin mobil bleiben. Inaktivität ist Gift für den Körper. Und ein möglichst guter Fitnesszustand verbessert die Lebensqualität und vermutlich auch die Prognose der Patienten“, so Professor Schulz.