Besonders gefährdet: Der Einfluss von sozialen und kulturellen Faktoren auf die Corona-Pandemie
Universitätsmedizin Magdeburg beteiligt sich an Verbundprojekt MethodCOV zum Aufbau eines wissenschaftlichen Expert*innen-Netzwerks
Magdeburg (FME) – Erste Studien zeigen, dass soziale Faktoren wie Bildungsstand, Einkommens- und Vermögenverhältnisse, der Beruf, das Lebensumfeld oder die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen auch in der COVID-19-Pandemie das Risiko einer Infektion und den Verlauf einer COVID-19 Erkrankung mitbestimmen. In dem wissenschaftlichen Netzwerk MethodCOV soll die Expertise an den Universitätskliniken zu sozialen und kontextuellen Faktoren im Bereich der Pandemieforschung gebündelt und miteinander verknüpft werden. Die Universitätsmedizin Magdeburg ist unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Christian Apfelbacher, Direktor am Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG) der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Partner in diesem Verbund von 37 Forschungsinstituten aus 24 Universitätsmedizinen. Ziel ist es, die Erkenntnisse in neue Präventionsansätze und klinische Therapiekonzepte einfließen zu lassen und zum Schutz von besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppen einzusetzen.
„Die aktuelle Entwicklung der COVID-19-Pandemie zeigt uns deutlich, dass jetzt transdisziplinäre Lösungen notwendig sind, um besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen noch besser zu schützen. In den vergangenen Wochen und Monaten konnten wichtige biomedizinische Erkenntnisse gewonnen werden, die dabei helfen, das SARS-CoV-2-Virus und die Krankheit besser zu verstehen und auch die Symptome besser zu behandeln. Mit MethodCOV sollen auch die sozialen Faktoren stärker in den Blick der Wissenschaft rücken und müssen künftig bei Präventivmaßnahmen und Therapieansätzen mitberücksichtigt werden“, erklärt Prof. Apfelbacher.
Dazu arbeiten der Gesundheitsexperte und sein Team in Magdeburg als eine von insgesamt sieben Arbeitsgruppen an dem Aufbau eines wissenschaftlichen Expert*innen-Netzwerks. Die Magdeburger Wissenschaftler*innen fungieren dabei unter anderem als Schnittstelle. Diese soll künftig eine Verknüpfung zu dem bereits bestehenden Kompetenznetz Public Health schaffen – einem Zusammenschluss von über 25 wissenschaftlichen Fachgesellschaften im Bereich Public Health zu Covid-19. Das gesamte Forschungsprojekt MethodCOV wird von der Universitätsklinik Düsseldorf geleitet. Das neue Methodennetzwerk unterstützt COVID-19-Studien bei der Erhebung und Auswertung von Daten zu den Themen Soziodemographie, berufliche Faktoren, Umweltfaktoren und versorgungsbezogene Faktoren. Dafür stellt das Netzwerk wissenschaftliche Instrumente bereit, die von den einzelnen COVID-19-Forschungsprojekten innerhalb des Nationalen Netzwerks der Universitätsmedizinen (NUM) genutzt werden können.
Eine Gruppe aus Medizinhistoriker*innen und –ethiker*innen stellt zusätzlich Orientierungswissen für die Zukunft bereit und führt die bereits seit Beginn der Pandemie geführten Rechts- und Wertedebatten weiter. Langfristig soll ein nachhaltig wirkendes Netzwerk zur Verknüpfung der Pandemieforschung zu sozialen und kontextuellen Faktoren aufgebaut werden und soll auch nach der COVID-19-Pandemie bestehen bleiben.
Das Projekt „MethodCOV“ wird unter dem vollständigen Titel „Methodennetzwerk zur Unterstützung von Covid-19 Forschungsprojekten bei der Messung sozialer und kontextueller Faktoren“ mit ca. 140.000 Euro im Rahmen des Nationalen Forschungsnetzwerkes der Universitätsmedizin (NUM) zu Covid-19 durch das Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.