Essener Epidemiologen entwickeln neues Vorhersagemodell für die Wahrscheinlichkeit eines positiven SARS-CoV-2 Tests
Die Testressourcen auf SARS-CoV-2 sind derzeit sehr begrenzt. Vernünftigerweise sollten deshalb diejenigen Personen zügiger getestet werden, die sich mit höherer Wahrscheinlichkeit infiziert haben. Ein Forschungsteam der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen hat nun ein Vorhersagemodell entwickelt, mit dem schon durch ein kurzes Telefoninterview die Wahrscheinlichkeit eines positiven Testergebnisses schnell abgeschätzt werden kann. Der Vorteil dieses neuen mathematischen Modells liegt darin, dass es ohne bildgebende Verfahren oder körperliche Eingriffe wie z.B. Abstriche oder Bluttests auskommt.
Als Parameter flossen in das Modell unter anderem der allgemeine Gesundheitszustand, das Alter und das Geschlecht der Person, Rauchen, Störungen des Geschmacks- und Geruchssinns sowie enger Kontakt zu infizierten Personen ein. Das Modell berechnet die Wahrscheinlichkeit für ein positives Testergebnis. „Wir können zunächst die Personen testen lassen, für die das Modell eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein positives Ergebnis ermittelt“, so PD Dr. Bernd Kowall, Epidemiologe am Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Universitätsklinik Essen. „Bei begrenzten Testressourcen können wir die Personen, die einen Test benötigen, in eine zeitliche Reihenfolge bringen.“
Ein interessantes Nebenergebnis bestand darin, dass Personen, die mehr als 10 Zigaretten pro Tag rauchen, eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit für ein positives Testergebnis hatten, während Personen, die einen Geruchs- und Geschmacksverlust berichteten, eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit für ein positives Testergebnis aufwiesen.
Die Forschungsgruppe hat für die Entwicklung des Vorhersagemodells Daten der Stadt Essen genutzt. Essen hat während der ersten Welle der SARS-CoV-2-Pandemie eine Task Force eingerichtet, in der die Daten aller Bürger zentral erfasst wurden, die sich an die Task Force wandten und mittels PCR getestet wurden oder sich in Quarantäne begeben mussten. Die Bürger erhielten im Anschluss einen Fragebogen, in dem sie u.a. Angaben zu soziodemographischen Daten und gesundheitlichen Beschwerden machten. Dank der Beteiligung von insgesamt 2234 Essener Bürgern hatten die Epidemiologen die Möglichkeit, dieses neue Modell zu entwickeln.
Das Vorhersagemodell findet sich in der Originalveröffentlichung „A model to identify individuals with a high probability of a SARS-CoV-2 infection“.
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