Multiple Sklerose

Gemeinsam der Zukunft der MS-Behandlung stellen: Review zentral-europäischer Expertenmeetings

Original Titel:
Factors influencing daily treatment choices in multiple sclerosis: practice guidelines, biomarkers and burden of disease

MedWiss – In den Jahren 2018 und 2019 fanden zwei Meetings zentral-europäischer Experten der Multiplen Sklerose (MS) statt. Dazu wurde nun ein gemeinsamer Review mit Fokus auf wichtige neue Erkenntnisse, zukünftige Entwicklungen und Chancen veröffentlicht.


In den Jahren 2018 und 2019 fanden zwei Meetings des Central European board of multiple sclerosis (MS) statt, zu denen zentral-europäische MS-Experten nun einen gemeinsamen Review mit Fokus auf wichtige neue Erkenntnisse, zukünftige Entwicklungen und Chancen veröffentlichten. In den Meetings wurden verschiedene Faktoren diskutiert, die die tägliche Behandlungswahl bei der MS beeinflussen. Dazu gehören insbesondere Praxisrichtlinien, Biomarker und die Krankheitslast.

Vielfältige Faktoren mit Einfluss auf die Therapiewahl

Die Heterogenität der MS und die Komplexität der verfügbaren Therapieoptionen erfordern fundierte Informationen als Basis für Behandlungsentscheidungen. Allerdings fehlen in der Regel klare Belege aus klinischen Studien beispielsweise in Bezug auf Sequenzierung, Therapiewechsel (Switch) und der Eskalation der Therapie. Außerdem ist es notwendig, die Patienten zu identifizieren, die eine hochwirksame Behandlung bereits zu Beginn der Erkrankung benötigen, um eine Verschlechterung zu verhindern.

Die kürzlich vom European Committee for the Treatment and Research in Multiple Sclerosis/European Academy of Neurology veröffentlichten Leitlinien der klinischen Praxis zur Behandlung der MS decken verschiedene Aspekte des pharmakologischen Managements der MS ab. Wichtige Punkte, die darin im Expertenkonsens beleuchtet werden, sind Behandlungswirksamkeit, Kriterien des Ansprechens auf eine Therapie, Strategien zur Behandlung suboptimalen Ansprechens und Sicherheitsbedenken. Die Empfehlungen bieten einen Rahmen, der an die lokalen Vorschriften, die Kapazitäten der MS-Zentren und die jeweilige Infrastruktur angepasst werden sollte.

Leitlinien als Rahmen für lokale Gegebenheiten

Darüber hinaus wurden bereits bekannte und neuere Biomarker und ihre Rolle bei der Therapieanpassung diskutiert. Bislang gelten Magnetresonanztomographie-Parameter als besonders zuverlässig, selbst wenn dazu immer auch klinische Evaluation und Laborparameter als weitere Elemente der Gesamtbewertung in der klinischen Routine notwendig sind. Unter den Biomarkern jenseits der bildgebenden Verfahren sehen die Experten die Konzentrationen der Neurofilament-Leichtketten am vielversprechendsten.

Neue vielversprechende Biomarker: Neurofilament-Leichtketten

Weitere immunologische Daten, einschließlich Fragen der Immunseneszenz, werden eine immer wichtigere Rolle für zukünftige Behandlungsalgorithmen spielen. Ebenso wird auch die Rolle kognitiver Beeinträchtigungen bei der MS zunehmend als wesentlicher Faktor für die Beeinträchtigung und Belastung durch die Erkrankung deutlich. Entsprechend wird eine regelmäßige Bewertung der kognitiven Funktion bei MS-Patienten empfohlen, obwohl bisher keine spezifische krankheitsmodifizierende Behandlung definiert ist.

Beeinträchtigung kognitiver Funktion als wichtiger Aspekt der Krankheitslast

Eine große Chance bietet die systematische Dokumentation realer, klinischer Daten, um bislang ungelöste Herausforderungen des klinischen Alltags anzugehen. Hier beschreiben die Experten Beispiele wie den Nutzen sequenzieller Therapien. Dabei ist es allerdings erforderlich, dass sich Kliniken, Regierungen und Pharmaunternehmen gemeinsam dieser Aufgabe stellen.

Gemeinsam der Zukunft der MS-Behandlung stellen

Somit lassen sich in der Übersicht über die zentraleuropäische MS-Behandlung viele Fortschritte der letzten Jahre und Jahrzehnte erfassen – aber auch die weitere Entwicklung, beispielsweise mit stärkerem Blick auf kognitive Aspekte und besserer Dokumentierung und Nutzung klinischer Routinedaten, zeichnet sich im Rückblick auf die Expertendiskussionen ab.

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