Die richtige Therapie finden – Daten aus Vergleichsstudien helfen bei der Auswahl der besten Therapieoption
Original Titel:
Comparing the efficacy of disease-modifying therapies in multiple sclerosis
MedWiss – Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Medikamenten gegen MS. Doch welches ist die beste Wahl? Vergleichsstudien können Hinweise geben, welche Behandlung für wen besonders geeignet ist.
Die Zeiten, in denen man nicht viel gegen Multiple Sklerose tun konnte, außer Symptome zu behandeln, sind vorbei. Inzwischen gibt es ganz unterschiedliche Medikamente, die die Erkrankung in Schach halten können, vor allem für den häufig auftretenden schubförmigen Verlauf. Zwischen den unterschiedlichen Wirkstoffen den Überblick zu behalten ist da nicht immer ganz einfach. Bei der Auswahl der individuell richtigen Therapie ist es wichtig, die einzelnen Mittel miteinander vergleichen zu können. Welches ist das wirksamste, welches am sichersten, wie schneidet eine neue Therapieoption im Vergleich zu der bisherigen Behandlungsform ab?
Umso mehr Medikamente, umso schwieriger wird es, alles mit allem zu vergleichen
Antworten auf diese Fragen zur relativen Wirksamkeit und Sicherheit bieten die Ergebnisse von Studien, in denen Behandlungen direkt miteinander verglichen werden. Umso mehr Medikamente jedoch auf dem Markt sind, desto komplizierter wird es solche Studien durchzuführen. Ein anderer Weg könnte daher sein, Daten aus Vergleichsstudien zu nehmen und auszuwerten. Dafür müssen die Eckpunkte der Studien aber übereinstimmen. Wissenschaftler aus Griechenland und Kalifornien haben genau das gemacht, und die Studiendaten hinsichtlich der Anzahl an Schüben während der Behandlung und der tatsächlichen Veränderung des Behinderungsgrades, dem EDSS-Wert des Patienten, ausgewertet.
Interferon mehrmals wöchentlich unter die Haut wirksamer als Spritzen in den Muskel, Natalizumab bisher wirksamste Therapieoption
Ihre Ergebnisse zeigen, dass Interferon-beta, sowohl 1b als auch 1a, das mehrmals wöchentlich unter die Haut gespritzt wird, der Behandlung mit einer wöchentlichen Interferon-beta-1a-Spritze in den Muskel überlegen ist. Zwischen der Behandlung mit Glatirameracetat, Interferon-beta, Fingolimod, Daclizumab und Dimethylfumarat zeigte sich bei der Auswertung der Daten kein deutlicher Unterschied. Die Behandlung mit Natalizumab gilt aktuell als die wirksamste und auch die Analyse der Daten aus den Studien mit direkten Vergleichen legt nahe, dass der Antikörper nach wie vor allen anderen Wirkstoffen überlegen ist. Teriflunomid hingegen scheint etwas weniger wirksam zu sein als alle anderen Wirkstoffe. Die Antikörper Alemtuzumab, Rituximab und Ocrelizumab sind jeweils der Behandlung mit Interferon-beta überlegen und vermutlich auch wirksamer als die Behandlung mit Glatirameracetat.
Gemeinsam die passende Therapieoption finden
Nur wenn Arzt und Patient die Wirksamkeit und Sicherheit der unterschiedlichen Mittel kennen, können sie gemeinsam die richtige Behandlung für den Patienten auswählen. Außerdem kommen immer wieder neue Wirkstoffe zu der Auswahl an Medikamenten hinzu. Und auch persönliche Charakteristika und Begleiterkrankungen spielen eine Rolle bei der Auswahl. Im Gespräch mit dem Arzt können sich Patienten Risiken durch Nebenwirkungen erklären lassen und wie diese, z. B. durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen, rasch erkannt werden können. So können MS-Patienten heute gemeinsam mit ihrem Arzt die für sie am besten passende Therapieoption auswählen.
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