Erfolgreiche erste Lungentransplantation bei Covid-19-Patienten in Gießen

Gießen. Eine Lungentransplantation war für den Patienten die letzte Therapiemöglichkeit. Durch den besonders schweren Verlauf einer Covid-19-Infektion war seine Lunge weitgehend zerstört. Über viele Wochen konnten die Mediziner ihn nur noch mit Hilfe einer künstlichen Lunge, der sogenannten ECMO (Extracorporale Membranoxygenierung), am Leben erhalten.

Vor zwei Wochen bekam der 59-Jährige im Universitätsklinikum in Gießen eine neue Lunge, mit Erfolg: „Der Patient ist stabil und kann mittlerweile sogar wieder selbstständig atmen“, erklärt Prof. Werner Seeger, ärztlicher Geschäftsführer am UKGM in Gießen und Direktor der Medizinischen Klinik II, auf deren Intensivstation der 59-Jährige behandelt wird. Um diese Lungentransplantation durchführen zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, dazu gehören unter anderen: Die Lunge des Patienten muss irreparabel geschädigt sein, es dürfen keine weiteren gravierenden Erkrankungen bestehen, die den Erfolg der Transplantation gefährden, es darf keine akute Covid-19-Infektion mehr vorliegen, d.h., Tests auf das Coronavirus müssen negativ sein. Prof. Seeger: „Für einige wenige, nach verbindlichen Kriterien ausgewählte Patienten, bei denen aufgrund einer schwer verlaufenden Covid-19 Infektion eine fortgeschrittene chronische Entzündung des Lungenbindegewebes und Zerstörung der Lunge ohne wesentliche weitere Organstörungen eingetreten ist, so dass sie ohne eine künstliche Lunge nicht mehr am Leben erhalten werden können, kann eine Lungentransplantation die einzige lebensrettende Maßnahme sein. Wir freuen uns sehr, dass der komplexe Eingriff bei diesem Patienten erfolgreich verlaufen ist“.

Expertenteams verschiedener Abteilungen beteiligt

Die Operation wurde von den jeweiligen Teams um Prof. Winfried Padberg als Transplantationschirurg und Prof. Michael Sander als Anästhesist und Intensivmediziner betreut. „Die Transplantation von Patienten, die nur noch mit einer ECMO lebensfähig sind, ist technisch sehr anspruchsvoll, jedoch an einem Zentrum mit sehr erfahrenen Spezialisten wie unserem sicher durchführbar“, so Padberg. „Leider sehen wir auf unserer Intensivstation manchmal auch bei jüngeren Patient*innen ohne Vorerkrankungen derart schwere Verläufe.“ Zwar gelingt es hier mit einer ECMO diese lebensbedrohliche Situation mittelfristig zu überbrücken, jedoch gibt es Patient*innen, bei welchen die Lunge derart zerstört ist, dass sie ohne eine Lungentransplantation nicht überleben können. „Wir freuen uns im Ärzte- und Pflege-Team des Lungentransplantationszentrums, der operativen Einheiten und Anästhesie sowie der beteiligten Intensivstationen alle sehr, diesem Patienten in einer aussichtslos erscheinenden Situation helfen zu können“, ergänzt Prof. Sander.

Lungentransplantation für einige Patient*innen die einzig mögliche Chance

Der 59-jährige Patient, der an keinerlei relevanten Vorerkrankungen litt und mitten im Leben stand, wurde am Universitätsklinikum Gießen Anfang Dezember letzten Jahres aufgenommen. Wegen des schweren Verlaufs einer Covid-19-Pneumonie wurde er schnell beatmungspflichtig und musste dann innerhalb weniger Stunden mit einer ECMO behandelt werden, um die Sauerstoff-Versorgung des Körpers sicherzustellen. Trotz aller intensivmedizinischen Bemühungen gelang es nicht, eine Verbesserung der Funktion der Lunge zu erreichen. Die Zerstörung des Organs war so irreversibel, dass ein Überleben ohne eine Lungentransplantation ausgeschlossen war. Die erfolgreiche Transplantation war demzufolge für diesen Patienten und ist möglicherweise auch für weitere Patienten, die durch eine Covid-19 Infektion aus ihrem aktiven Leben gerissen zu werden drohen, der buchstäblich einzig verbleibende Weg zurück ins Leben.

Kurzinformation zum UKGM

Das Universitätsklinikum Gießen und Marburg (UKGM) mit seinen 86 Kliniken und Instituten an den beiden Standorten Gießen und Marburg ist das drittgrößte Universitätsklinikum Deutschlands. Seit Februar 2006 trägt die RHÖN-KLINIKUM AG zu 95 Prozent die Verantwortung als Betreiber dieses ersten privatisierten Universitätsklinikums in der bundesdeutschen Geschichte und hat seitdem 680 Millionen Euro an Eigenmitteln dort investiert. Die 10.900 Beschäftigten versorgen jährlich rund um die Uhr über 96.000 stationäre und 401.000 ambulante, sprich insgesamt 497.000 Patienten. In Gießen und Marburg stehen 2.330 Betten und 57 Operationssäle für modernste Diagnostik und umfassende Therapie und Behandlung auf internationalem Niveau zur Verfügung. Mehr zu uns finden Sie im Internet unter www.ukgm.de und www.ukgm.info