Jeder 4. Morbus Crohn-Patient leidet unter Perianalfisteln
Jeder 2. Morbus Crohn-Patienten leidet innerhalb von 20 Jahren nach der Diagnose unter Fisteln. In mehr als 50 % der Fälle handelt es sich um Perianalfisteln, von denen ca. drei Viertel komplexer Natur sind. Komplexe Perianalfisteln stellen eine besondere therapeutische Herausforderung dar und erfordern eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gastroenterologen und Chirurgen. Eine innovative und sphinkterschonende Behandlungsmöglichkeit ist die allogene Stammzelltherapie mit Darvadstrocel (Alofisel®)1,2,3,4.
Fisteln sind häufige Komplikationen bei Morbus Crohn. Die kumulative Inzidenz von Fisteln innerhalb von 20 Jahren nach der Morbus Crohn-Diagnose liegt bei 50 %.5 Fisteln können die Lebensqualität der Betroffenen enorm einschränken. Sie verursachen nicht nur körperliche Beschwerden, sondern wirken sich auch auf das Sozial- und Berufsleben der Patienten aus. Umso wichtiger ist eine Behandlung, die die Fistelgänge dauerhaft verschließt. Doch Fistel ist nicht gleich Fistel und die Behandlungsmöglichkeiten unterscheiden sich.
Einfache vs. Komplexe Perianalfistel
Bei einem fistulierendem Verlauf eines Morbus Crohn handelt es sich überwiegend (54-65 %) um Perianalfisteln, also um pathologische Verbindungsgänge zwischen Rektum bzw. Analkanal und der perianalen Haut.5,6 Studien zufolge leiden 26-28 % der Morbus Crohn-Patienten bei einer 20-jährigen Erkrankungsdauer unter Perianalfisteln.5,7 72-78 % dieser Perianalfisteln sind als komplex einzustufen.6,8 Die Einstufung der Komplexität der Fisteln erfolgt bei der Klassifikation der American Gastroenterological Association (AGA) nach bestimmten Kriterien (s. Tabelle 1).9
Tabelle 1: Kriterien zur Klassifikation perianaler Fisteln (in Anlehnung an Sandborn et al.,20039 und Parks et al., 197910)
Behandlung perianaler Fisteln bei Morbus Crohn
Für die Behandlung perianaler Fisteln stehen sowohl Medikamente als auch chirurgische Maßnahmen zur Verfügung. Wichtig ist daher ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten von Gastroenterologen und Chirurgen, um die bestmögliche Therapieentscheidung treffen zu können.11 Für die Therapiewahl ist es essenziell, zuvor abzuklären, ob es sich um eine einfache oder eine komplexe Perianalfistel handelt. Je nach Komplexität der Perianalfistel werden verschiedene Vorgehensweisen empfohlen.
Die Liste der chirurgischen Möglichkeiten ist lang. Fadendrainage, Fistelspaltung (nur bei einfachen Perianalfisteln11) und Verschiebelappenplastik sind einige der möglichen Verfahren. Die Wahl des chirurgischen Eingriffs hängt von der Fistelanatomie und der Beteiligung des Sphinkters ab. Oberstes Ziel ist, neben der Heilung der Fistel, die Schonung des Sphinkters und somit der Erhalt der Stuhlkontinenz.3 Einen innovativen und sphinkterschonenden Ansatz bietet die allogene Stammzelltherapie mit Darvadstrocel (Alofisel®)2. Die Therapie steht seit 2018 in Deutschland für die Behandlung komplexer Perianalfisteln bei Erwachsenen mit nicht-aktivem/gering-aktivem luminalen Morbus Crohn zur Verfügung, wenn ein konventionelles oder biologisches Arzneimittel nicht hinreichend wirksam war. Hier werden sich die regenerativen, immunmodulatorischen und antiinflammatorischen Eigenschaften der mesenchymalen Stammzellen, die aus Fettgewebe von gesunden erwachsenen Spendern gewonnenen werden, zunutze gemacht. Diese werden nach Vorbereitung der Fistel um die interne Fistelöffnung und entlang des Fistelgangs injiziert und fördern die Heilung und den Verschluss der Fistel.1,2,3,4
Für die medikamentöse Behandlung stehen Antibiotika, Immunsuppressiva und Biologika wie anti-TNF-α-Antikörper zur Verfügung. Bei Morbus Crohn-Patienten mit hoher Krankheitsaktivität und komplexen Fisteln sollten jedoch anti-TNF-α-Antikörpern bevorzugt werden.11 Häufig begleiten medikamentöse Behandlungen die chirurgischen Maßnahmen. Studien zeigten, dass eine Kombination aus medikamentöser und chirurgischer Behandlung oft bessere Ergebnisse erzielt als eine rein medikamentöse Therapie.12 Ziel der medikamentösen Therapie ist, Entzündungen zu reduzieren und so die Nachhaltigkeit des chirurgischen Eingriffs zu ermöglichen.
Fazit: Perianale Fisteln sind bei Patienten mit Morbus Crohn keine Seltenheit. Die meisten von ihnen sind komplex und stellen eine besondere therapeutische Herausforderung dar. Da oftmals eine Kombination aus medikamentöser und chirurgischer Therapie die besten Behandlungsergebnisse erzielt, ist eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Gastroenterologen und Chirurgen essenziell.
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