COVID-19 / Erkrankung
Immunthrombozytopenie: Seltene Komplikation von COVID-19
Original Titel:
Immune Thrombocytopenia Secondary to COVID-19: a Systematic Review
- Immunthrombozytopenie: Seltene Komplikation von COVID-19
- Systematischer Review: 45 Fälle von ITP nach COVID-19
- Meist ältere Betroffene
- Auftreten teils nach klinischer Erholung oder bei asymptomatischer SARS-CoV-2-Infektion
- Behandlung meist mit Glukokortikoiden und iv-Immunglobulin
MedWiss – Immunthrombozytopenie oder idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) ist als eine kritische Komplikation von COVID-19 bekannt. Zwei indische Forscher führten dazu nun einen systematischen Review durch, in dem sie das klinische Profil und den Verlauf von ITP-Fällen analysierten. Die meisten Betroffenen waren ältere Patienten, es gab jedoch auch pädiatrische Fälle. Bei neuen ITP-Fällen sollte demnach auch bei scheinbar sonst gesunden Menschen an SARS-CoV-2 gedacht werden – es gab auch ITP bei asymptomatischen COVID-19-Verläufen, berichten die Autoren.
Immunthrombozytopenie, auch als idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP) bekannt, ist inzwischen als eine kritische Komplikation von COVID-19 bekannt. Zwei indische Forscher führten dazu nun einen systematischen Review durch, in dem sie das klinische Profil und den Verlauf von ITP-Fällen analysierten.
Immunthrombozytopenie: Seltene Komplikation von COVID-19
In der bisherigen Literatur konnten 45 Fälle von neu-einsetzendem ITP bei Patienten mit COVID-19 ermittelt werden. Die Analyse verdeutlichte, dass umfassende Untersuchungen nötig sind, um verschiedene mögliche alternative Auslöser für ITP auszuschließen. Die Mehrzahl der Patienten mit ITP (71 %) waren ältere Menschen (> 50 Jahre). 75 % der Fälle waren moderat bis schwer von COVID-19 betroffen. Drei Patienten (7 %) waren Kinder.
Systematischer Review beschreibt 45 Fälle von ITP nach COVID-19
Der Beginn der ITP lag bei 20 % der Fälle 3 Wochen nach Eintreten der COVID-19-Symptome, in vielen Fällen sogar nach klinischer Erholung von der Infektion. Berichte von ITP bei asymptomatischen COVID-19-Patienten (7 %) unterstrichen die Notwendigkeit, bei neu-einsetzender ITP auch auf eine SARS-CoV-2-Infektion zu testen, selbst wenn keine klassischen COVID-19-Symptome vorhanden sind. SARS-CoV-2-vermittelte Immunthrombozytopenie kann einer zugrundeliegenden Immundisregulation, eventuellen Veranlagungen wie etwa bestimmten Mutationen (SOCS 1) und anderen Mechanismen zugeschrieben werden.
Auftreten der ITP teils nach klinischer Erholung von SARS-CoV-2 und bei asymptomatischen Verläufen
Bei 31 % der Betroffenen wurden keine Blutungen zum Zeitpunkt der Diagnose festgestellt. Ernste, lebensbedrohliche Blutungen waren selten. In einem Fall wurde das Versterben auf eine intrakranielle Blutung zurückgeführt. In einem Fall wurde ein sekundäres Evans-Syndrom diagnostiziert.
Typischerweise zeigte sich gutes anfängliches Ansprechen auf kurze Glukokortikoid-Therapien und intravenöses Immunglobulin. Lediglich in einem Fall wurde ein verzögertes Ansprechen gesehen. Thrombopoietin-Rezeptoragonisten als Zweitlinien-Agens wurden in wenigen Fällen für kurze Zeit und ohne adverse Ereignisse eingesetzt. In der relativ kurzen Nachbeobachtungsphase wurden 4 ITP-Rückfälle berichtet.
Behandlung meist mit Glukokortikoiden und iv-Immunglobulin
Die Autoren betonen, dass Kliniker und Hausärzte dieser speziellen möglichen Folgeerkrankung von COVID-19 bewusst sein sollten – und bei neuen ITP-Fällen auch ohne COVID-19-Symptome eine asymptomatische Infektion in Betracht ziehen müssen.
[DOI: 10.1007/s42399-020-00521-8]
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